Buh

Internet World 2001 - viel Werberummel, wenig Qualität?

Aussteller sind unzufrieden
Von Frank Rebenstock

Wie iBusiness in seiner heutigen Ausgabe berichtet, ist mehr als ein Drittel der Aussteller auf der heute in Berlin zu Ende gehenden Internet World 2001 [Link entfernt] unzufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt das Marktforschungsunternehmen Innofact, das täglich unter den Ausstellern Befragungen durchführt. Am ersten Tag vergaben 38 Prozent der befragten Aussteller die Noten "ausreichend", "mangelhaft" und "ungenügend" für das Gesamturteil zur Messe. 37 Prozent zeigten sich zufrieden und 25,1 Prozent bewerteten das Geschäftsklima als "gut" oder "sehr gut". Gestern waren 36,7 Prozent unzufrieden, 38,3 Prozent zufrieden und exakt ein Viertel der Befragten sehr zufrieden.

Hintergrund der Unzufriedenheit bei den Ausstellern, so iBusiness, sei die "schlechte Besucherqualität". Und die rühre daher, dass der Veanstalter die "schiere Messemasse auf Teufel komm raus erhalten wollte". Jeder der wollte, konnte sich vorab online als "Fachbesucher" registrieren lassen und so den Eintrittspreis von 140 Mark für die drei Messetage sparen.

So war dann auch der Eindruck der teltarif-Redaktion: Wirklich jeder Mitarbeiter, ausser unserer Reinigungskraft, wurde vom Veranstalter gleich mehrfach mit Besucherkarten und Blankokarten bedacht. An den langen Schlangen vor den Messekassen haben wir jedenfalls niemanden gesehen, der seine Börse gezückt hätte. Dafür Massen von Berlinern, die offenbar systematisch alle Stände nach Werbegeschenken abgegrast haben und angesichts der praktisch kaum verwertbaren Papierfluten mürrisch blickten. Ansonsten leere Stuhlreihen bei Vorträgen, aufdringliche Hostessen, mit Pappschachteln und Werbeaufstellern mühsam drappierte Stände auf denen eloquente Aussteller vor allem eines wollten: Anderen, nicht minder redegewandten Ausstellern ihre Produkte verkaufen. Internet kondensiert auf die brennende Frage, wie man mit welchen Diensten und welcher Zahlungsart möglichst viel Geld verdienen kann.

Um die Hallen mit Ausstellern zu füllen, wurden laut iBusiness ausstellungsunwillige Unternehmen mit "Sonderrabatten" gelockt. Gegenüber dem Magazin wurde von Nachlässen bis zu zwei Drittel der Standentgelte gesprochen. Ganz offen spricht iBusiness dann auch von einer "geschönten Veranstalterbilanz".

Neue und günstigere Tarife hat keiner der auf der Messe vertretenen Telekommunikationsanbieter aus dem Hut gezaubert. Einige Randnotizen möchten wir Ihnen trotzdem nicht vorenthalten: Arcor-Pressesprecher Heiko Witzke betonte erneut das definitive Weiterbestehen der ISDN-Flatrate seines Hauses, die indes bekanntermaßen nicht an jedem Ort in der Bundesrepublik verfügbar ist und zudem einen Komplettanschluss bei Arcor voraussetzt. Tiscali plant für das Ende des zweiten Quartals, wie bereits auf der diesjährigen CeBIT angekündigt, ein ADSL-Angebot für Privatkunden. Der Pilotbetrieb soll Ende des laufenden Quartals in Berlin und Hamburg mit Bandbreiten von 1024 Kilobit pro Sekunde Downstream und 256 Kilobit pro Sekunde Upstream starten. Zu den künftigen Preisen wollte sich der zuständige Manager wegen derzeit noch laufender Vertragsverhandlungen jedoch nicht äußern. T-Online arbeitet an Version 4 seiner Zugangssoftware. Zwei Module daraus, E-Mail und Homebanking, waren am Messestand in einer Betaversion zu bestaunen und können ab sofort auch von der T-Online-Homepage zum Testen heruntergeladen werden. Der endgültige Erscheinungstermin der neuen Version steht jedoch noch nicht fest.

Ob also die Veranstalter der Internet World kommendes Jahr wieder mit bombastischen Zuwachsraten an Ausstellern und "Fach"-Besuchern aufwarten können, ist mehr als fraglich: Nur 62 Prozent der Unternehmen wird das nächste Jahr überleben, so die Durchschnittsmeinung der von Innofact befragten Aussteller ...