9. Deutscher Multimedia Kongress

EU-Kommissar Erkki Liikanen stellt die Strategie eEurope vor

Liikanen plädierte für eine stärkere Bündelung der europäischen Interessen bei der weiteren Ausgestaltung der Informationsgesellschaft.
Von Marie-Anne Winter

Bei den Reden auf dem 9. Deutschen Multimedia Kongresses (DMMK) in Stuttgart ging es - wie könnte es anders sein - um die Herausforderungen der Zukunft. Erkki Liikanen, EU-Kommissar für Unternehmen und Informationsgesellschaft und Schirmherr des 9. DMMK, plädierte für eine stärkere Bündelung der europäischen Interessen bei der weiteren Ausgestaltung der Informationsgesellschaft.

Die Voraussetzungen dafür, so der finnische EU-Politiker, seien gut: In Europa wächst die Internet-Penetration stärker als in den USA. Und während in den USA etwa 40 Prozent der Bevölkerung mit Mobiltelefonen kommuniziert, sind es in Europa bereits über 60 Prozent. Liikanen forderte den Fall der Tarifbindungen, um das Internet für weitere Teile der Bevölkerung zu erschließen und der Breitband-Übertragung wie auch mobilen Anwendungen zum Erfolg zu verhelfen. Der EU-Kommissar resümierte: "Wenn Europa in Zukunft nicht konkurrenzfähig ist, wird es seine Position am Markt verlieren."

Für Andreas Schmidt, CEO und President der Bertelsmann E-Commerce Group, ist Content der Maßstab für die Zukunft des E-Commerce. Er forderte die Medienbranche, insbesondere die Musikindustrie, auf, sich auf die neuen Technologien einzustellen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Größere Chancen als der heutige E-Commerce, bei dem Waren im Netz bestellt und dann auf herkömmliche Weise ausgeliefert werden, bieten "digitale Kundenbeziehungen", bei dem Nachfrage online gebündelt und auch die Bereitstellung der Inhalte im Netz erfolgt. Selbst wenn "Napster" letztendlich vor den Gerichten unterliege, gehört dabei laut Schmidt dennoch den Peer-to-Peer-Modellen die Zukunft am Markt. Schmidt kündigte zugleich die Neuformierung und Bündelung des gesamten Contentbereiches von Bertelsmann an, das mit einem weltweiten Kundenstamm von 55 Millionen Menschen und Zugriff auf Inhalte in allen Medienbereichen über ausgezeichnete Voraussetzungen für den digitalen Vertrieb und das Eingehen auf die weiterentwickelten Kundeninteressen verfüge. Der gescheiterte Zusammenschluss von EMI und BMG sei "keinesfalls das Ende der Musikstrategie von Bertelsmann".

Neben den Reden über Gegenwart und Zukunft von Multimedia und Internet gab es in Stuttgart auch was zu gewinnen: Den Deutschen Multimedia Award nämlich. Dieser nach Branchenumfragen "wichtigsten Wettbewerb für interaktive Dienstleister" wird vom Deutsche Multimedia Verband e.V., dem kommunikationsverband.de und dem DMMK veranstaltet. Mit 423 Bewerbungen - im Vorjahr waren es 366 - konnte der Award erneut einen Teilnahmerekord verzeichnen. Gewinnen können allerdings nicht alle und deshalb nahmen die Vertreter von acht Multimediafirmen [Link entfernt] die begehrten Auszeichnungen entgegen. Weitere zwei Bewerbungen wurden von der elfköpfigen Jury mit Sonderpreisen gewürdigt.