keine Panik!

Handy-Subventionen: Horrorszenarien sind überzogen

Preiserhöhungen durch Subventionsabbau halten sich im Rahmen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Wie bereits gestern gemeldet, wird der Subventionsabbau seitens der Mobilfunkprovider nicht voll auf die Endpreise für Mobiltelefone durchschlagen. Zwar werden Netzbetreiber und Mobilfunk-Provider die Handy-Subventionen schrittweise abbauen und Herstellerpreise für neue Geräte verlangen, trotzdem sind Mobiltelefone nach wie vor zu wahren Schleuderpreisen erhältlich - und werden wohl auch in der näheren Zukunft weiterhin unter Wert angeboten werden.

"Die allerorts beschriebenen Horrorszenarien werden nicht eintreten", sagt Frank Wienstroth, Sprecher des Netzbetreibers Viag Interkom in München. "Statt einer Erhöhung der Gerätepreise um bis zu 300 Mark werden die Preise wohl eher um knapp 50 Mark angehoben". Außerdem wären von einer solchen Anhebung nur Käufer von Prepaid-Handys betroffen, da in diesem Bereich die Mobilfunkunternehmen nicht genügend Gesprächsumsatz erzielten.

Das Problem sei, dass die Besitzer von Handys mit Guthabenkarte nach Ansicht der Anbieter generell zu wenig telefonierten. Bei den Vertrags-Handys dagegen, die sich für Vieltelefonierer lohnen, seien die Subventionen durch die Grundgebühr und die höheren Gesprächseinnahmen schon drin, erläutert Wienstroth.

Laut Markus Gehmeyr, Sprecher von E-Plus in Düsseldorf, zahlen die Mobilfunkunternehmen für ein Prepaid-Handy durchschnittlich 300 Mark an Subventionen zur Kundenneugewinnung. "Es sind sich eigentlich alle einig, dass sich hier etwas ändern muss, aber das können nicht wir als kleinerer Anbieter, sondern nur die Marktführer tun", sagt er. "Wir schauen uns das Ganze erst mal an und werden dementsprechend reagieren".

Nach Angaben der Stiftung Warentest in Berlin werden derzeit über 1,5 Millionen Handys pro Monat in Deutschland verkauft. Die Mobiltelefone mit Guthabenkarte hätten sich dabei zur Massenware entwickelt. "Da ist das Bewusstsein in die falsche Richtung gelenkt worden", sagt Viag Interkom-Sprecher Wienstroth. "Durch die verfehlte Preispolitik entstand der Eindruck, dass Handys billige Geräte und keine hochwertigen Produkte seien." Viag Interkom habe anfangs die Mobiltelefone nicht subventioniert, hätte dann aber seit 1992 durch den Konkurrenzdruck der anderen Netzbetreiber bei den Subventionen nachziehen müssen, erklärt er.

So sei bei dem Unternehmen das Modell Nokia 3310 mit Startguthaben für 299 Mark zu haben, obwohl der Preis eigentlich 449 Mark betragen müsse. "Nun, da die Marktanteile weitgehend aufgeteilt sind, wird die Schraube wieder zurückgedreht, was auch sinnvoll ist", sagt Wienstroth. Rund 50 Millionen Handys gebe es in Deutschland. Damit seien 70 Prozent aller potenziellen Kunden bereits im Besitz eines solchen Gerätes. Als neue Kunden gewinnen könnten die Mobilfunkunternehmen fast nur noch Wenigtelefonierer.

"Die ganze Diskussion um die Subventionen ist nicht neu, aber legitim", sagt Torsten Kollande vom Service-Provider Mobilcom in Rendsburg-Büdelsdorf (Schleswig-Holstein). "Die Bezuschussung kostet ein Heidengeld." Problematisch sei nur, dass sich wahrscheinlich keines der Unternehmen traue, bei einer Erhöhung der Gerätepreise vorzupreschen.

Philipp Schindera von der Deutschen Telekom MobilNet in Bonn jedenfalls sieht für sein Unternehmen momentan keinen weiteren Handlungsbedarf: "Wir haben immer gesagt, dass die Subventionen angepasst, aber nicht gänzlich abgeschafft werden müssen", sagt er. "Deshalb haben wir im Februar die Preise ein wenig erhöht. Insgesamt bleiben sie aber stabil." So werde es auch weiterhin Handymodelle für nur eine Mark oder eben für 900 Mark geben. Bei T-Mobil koste das günstigste Prepaid-Phone 149 Mark.

Petra Kristandt von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart hält die Meldungen über höhere Handypreise für übertrieben. "Wer sich ein neues Modell kaufen möchte, muss sich nicht unbedingt mit dem Kauf beeilen", sagt sie. Es komme vielmehr darauf an, was der Kunde mit dem Mobiltelefon machen möchte.

Möchte der Verbraucher außer Telefonieren lediglich SMS verschicken, so genüge ein einfaches Modell wie etwa das Nokia 3210, das noch überall zu haben sei. Zwar werde es wohl bei den Prepaid-Handys kaum mehr Schnäppchenpreise unter 100 Mark geben, aber der Fall, dass ein solches Gerät ganze 300 Mark koste, sei ihr noch nicht bekannt.

"Der große Preisanstieg ist zumindest jetzt noch nicht da", sagt sie. Sie vermutet, dass die Diskussion um die Handypreise bewusst von den Netzbetreibern vor Ostern gestartet wurde, um das Geschäft anzukurbeln und ältere Handymodelle loszuwerden, die über keine neueren Dienste wie etwa den General Packet Radio Service (GPRS) verfügen.

Teurer dagegen seien die Modelle, die sich auf dem allerneuesten Stand der Technik befinden: "Der Trend geht zu den hochwertigeren Produkten, mit denen der Kunde mobile Datennetze abrufen, im Geschäft bezahlen oder sich selbst lokalisieren lassen kann", sagt Viag Interkom-Sprecher Wienstroth.