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Fälschungssichere Eintrittskarten per Internet

Im Quadrat angeordnete Strichcodes identifizieren jedes Ticket
Von dpa / Marie-Anne Winter

Wer steht schon gerne in der Warteschlange vor der Kino- oder Theaterkasse? Christoph Busch vom Fraunhofer-Institut für graphische Datenverarbeitung in Darmstadt ist überzeugt, dass sein Patent für eine fälschungssichere Eintrittskarte per Internet ein Renner wird.

Die Idee für das fälschungssichere Ticket ist bestechend einfach: Eine elektronische Verschlüsselung wird mit einem Barcode kombiniert, jenem Zebramuster, mit der auch Lebensmittel an der Kasse im Supermarkt abgerechnet werden. Allerdings hat Busch auf den so genannten zweidimensionalen Code zurückgegriffen, bei dem die Striche in rechtem Winkel übereinander liegen. Auf diese Weise können dort viel mehr Informationen untergebracht werden.

Dieses quadratische Webmuster soll nun die Eintrittskarten der Zukunft prägen. Am Einlass kann ein Scanner sofort erkennen, wann das Ticket gekauft wurde - und ob es schon einmal vorgezeigt wurde. Die Karten können mit jedem Drucker ausgedruckt werden, "selbst auf meinem Exemplar aus Studententagen, das hellgrau auf weiß druckt", bestätigt Busch. Sie können gefaxt werden und sollen auch im zerknittertem Zustand noch eindeutig zu identifizieren sein.

Ein erster Anwender hat sich auch schon gefunden: Das Darmstädter Kulturzentrum "Centralstation" bietet die verschlüsselten Eintrittskarten über das Internet an. "Dort kann ich noch eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn eine Karte aus dem Internet ausdrucken lassen", freut sich Busch. "Natürlich versuchen immer wieder Besucher, mit einer kopierten Karte herein zu kommen, vor allem bei ausverkauften Veranstaltungen", erzählt Alexander Marschall, einer der Geschäftsführer der Centralstation. Sie werden dann freundlich an die Kasse geschickt und müssen sich dort unangenehmen Fragen stellen. "Von 50 Betroffen kommt nur einer unten an, die anderen geben ihr Vorhaben auf", sagt Marschall. Den Code zu knacken, hält er für fast unmöglich. "Dafür müssten alle Rechner der Welt drei Jahre lang rechnen, und dieser Aufwand ist für eine Eintrittskarte wohl nicht angemessen."

Bei der "Centralstation" nutzen auch die Vorverkaufsstellen den Internetverkauf. "Jeder kann auf 100 Prozent des Kontingents zurückgreifen", erklärt Marschall. Damit sind die Zeiten vorbei, in denen einige Vorverkaufsstellen auf Karten sitzen blieben, die in anderen händeringend gesucht wurden. Hat jemand seine Karte verloren, so kann ihm die "Centralstation" mit Hilfe seiner Daten eine neue ausstellen.

Das Patent für das schlaue Ticketsystem hat sich die Münchner Firma "Net-Up" gesichert, der Marschall als Berater zur Seite steht. Einige kleine Kulturträger wie das "E-Werk" in Nürnberg oder die München-Pasinger "Fabrik" vertrauen auf die Innovation. Mit der "Körperwelten-Ausstellung" in Berlin hat sich bereits auch ein prominenter Kunde gefunden. "Wir stehen im Moment außerdem mit einem der beiden großen Ticketverkäufer in Deutschland in Verhandlungen", sagt Marschall. Finanziert wird das System weitgehend durch den Kartenverkauf. Rund 1,50 Mark pro Ticket gehen an "Net-Up" und einige Pfennige an das Fraunhofer-Institut, erklärt Marschall: "Die Kunden merken davon nichts, die Karten werden weder billiger noch teurer."

Ob die neue Technik ein Erfolg wird, hängt nicht zuletzt von den Kunden ab. In der "Centralstation" nutzen etwa 15 Prozent das Online- Angebot. Das größte Hindernis ist für Marschall die menschliche Psyche: Viele Kulturliebhaber steuern ihre festen Vorverkaufsstellen wegen der Ansprache an. Andere lehnen das Internet ab, eine Einstellung, die der Geschäftsführer nur allzu gut kennt: "Meine Freundin würde sich nie so eine Karte holen."