mobiler Spaß

Das Handy: Mehr Kommunikationsspielzeug als Kommunikationsmittel

Nur ein Fünftel der Kunden benutzen das Handy geschäftlich
Von dpa / Marie-Anne Winter

Wer kennt den klassischen Handymonolog "Ich sitz' im Bus, bin gleich zu Hause, setz' schon mal den Kaffee auf" - oder so ähnlich - nicht? Der subjektive Eindruck ist durchaus richtig: Nach einer Studie des in Hamburg erscheinenden Magazins "Stern" nutzen rund 80 Prozent der Handybesitzer das Gerät nur privat - ein Spaß, den sich die Deutschen einiges kosten lassen. Zur Weitergabe geschäftlicher oder sehr dringender Nachrichten wird das Handy eher selten verwendet.

Mehr als die Hälfte der Deutschen besitzen inzwischen ein Handy. Rund 50 Millionen Bundesbürger sind derzeit mobil erreichbar, so die Zahlen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie in Berlin. Damit ist die Zahl der Festnetzanschlüsse deutlich übertroffen. Mobil zu telefonieren ist heute Alltag und Luxus, den sich etliche Kunden offenbar gar nicht leisten können: Rund 1,5 Millionen Handy-Nutzer zahlten im vergangenen Jahr ihre Rechnung nicht. Die Mobilfunkgesellschaften mussten deshalb rund 750 Millionen Mark fällige Gebühren - durchschnittlich 3,5 Prozent ihres Umsatzes - abschreiben. Das hat die Unternehmensberatung Mummert + Partner aus Hamburg in einer Studie herausgefunden.

In den D-Netzen zahlt jeder Handy-Kunde im Schnitt 78 Mark pro Monat. In den E-Netzen liege die Monatsrechnung bei 65 Mark, so die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) in Bonn. Dabei ist die Spannbreite der Tarife groß: Die Kosten für ein Gespräch betragen zwischen 15 Pfennig pro Minute in der "Nebenzeit" - bei Telefonaten vom Handy ins Festnetz - bis hin zu 1,99 Mark in der "Hauptzeit" - für Gespräche in das Netz eines anderen Mobilfunkanbieters. Noch nicht eingerechnet sind die monatlichen Grundgebühren zwischen zehn Mark und 270 Mark für Vieltelefonierer.

Großen Anteil am Umsatz der Mobilfunkanbieter haben nach Angaben des T-Mobil-Pressesprechers Philipp Schindera die Kurznachrichten SMS. Je nach Tarif müssen für den netzinternen Versand einer SMS oder einer E-Mail über das Handy zwischen 15 und 39 Pfennig bezahlt werden, netzextern werden zwischen 20 und 59 Pfennig berechnet.

Mit neuen Standards und schnellerer Datenübertragung sollen den Handy-Telefonierern künftig weitere Dienstleistungen wie verbessertes mobiles Internet oder gar die Übertragung von Filmen angeboten werden. Als Mobilfunkstandard der Zukunft steht UMTS schon fest, wenn es nach dem Willen der Telefongesellschaften geht. Derzeit in der Markeinführung begriffen ist GPRS. GPRS übermittelt Daten bis zu fünf mal schneller als die heutige GSM-Technik.

"Allerdings ist es viel zu teuer, über GPRS ins Internet zu gehen", sagt Peter Knaack, Telekommunikationexperte der Stiftung Warentest in Berlin. Zwar wird nicht nach Verbindungszeit abgerechnet, sondern nach übertragener Datenmenge. Doch auch das kann teuer werden: Die Kosten für die Übertragung liegen je nach gewähltem Tarifmodell zwischen 19 und 69 Pfennigen pro zehn Kilobyte.

"Diese Datenmenge ist bei einem etwas aufwendigeren WAP-Dienst schon mit dem Abruf einer einzigen Seite erreicht", sagt Knaack. Hinzu kommen zusätzliche Grundgebühren von bis zu 20 Mark monatlich oder je nach Anbieter eine Tagespauschale von rund 50 Pfennig. Dass die Menschen die neuen Angebote trotz der Kosten nutzen, glaubt der Mobilfunkanbieter T-Mobil in Bonn: "Bei der Einführung von SMS im Jahr 1994 wurden wir auch belächelt. Und im vergangenen Jahr wurden bei uns 5,5 Milliarden Kurznachrichten verschickt", sagt Schindera. T-Mobil geht davon aus, dass die Deutschen in wenigen Jahren monatlich durchschnittlich rund 120 Mark fürs Mobiltelefonieren ausgeben werden.