Tusch

Bundeskanzler Schröder und Hewlett-Packard-Chefin eröffnen heute die CeBIT 2001

BITKOM kritisiert Bundesregierung
Von dpa / Frank Rebenstock

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und die Hewlett-Packard-Präsidentin Carly Fiorina aus den USA eröffnen heute Abend in Hannover offiziell die CeBIT 2001. Im vergangenen Jahr hatte Schröder bei dieser Gelegenheit die Öffentlichkeit mit seinem Vorschlag einer "Green Card" für die Anstellung ausländischer IT-Spezialisten überrascht.

Zur weltgrößten Computermesse haben sich 8 106 Aussteller angemeldet, mehr als jemals zuvor. Wie in den Vorjahren werden von der Leitmesse Impulse für die Computer- und Telekommunikationswirtschaft erwartet. Dies gilt umso mehr, als die bisherigen Boombranchen in jüngster Zeit erstmals von dramatischen Kursverlusten an den internationalen Börsen getroffen wurden.

Die Deutsche Messe AG als Veranstalter erwartet von Donnerstag an bis zum kommenden Mittwoch an den sieben Messetagen mehr als 700 000 Besucher aus dem In- und Ausland. Zentrales Thema der CeBIT sind quer durch alle Branchen das Internet und der elektronische Handel, kurz E-Commerce. Neue Software, Netzwerktechnologien und mobile Internetcomputer werden wieder im Mittelpunkt des Interesses stehen.

Im Vorfeld der Eröffnung übte der Branchenverband BITKOM scharfe Kritik an der Bundesregierung: Im Kampf gegen die Computerkriminalität in Deutschland hätten die verantwortlichen Politiker tatenlos zugesehen. Die Kriminalitätsabwehr sei Staatsaufgabe, sagte der Vizepräsident des Verbandes, Willi Berchtold, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in München. Er forderte ein staatliches Sicherheitsprogramm im Umfang von 100 Millionen Mark. "Die IT- Sicherheit muss integraler Bestandteil deutscher Sicherheitspolitik werden."

Auf die Gefahren durch zerstörerische Computerviren und die Internet-Kriminalität sind viele deutsche Unternehmen nach Ansicht von Berchtold noch immer schlechter vorbereitet als seinerzeit auf das Jahr-2000-Problem. "Wenn ein Virus die deutschen Unternehmen nur für einen Tag lahm legt, ist das ein Milliardenschaden für die Wirtschaft", sagte Berchtold. Mit Hilfe eines Regierungsprogramms könnten aus seiner Sicht beispielsweise übergreifende Sicherheitsprojekte am Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik gefördert werden.

Die USA investieren nach Worten von Berchtold bereits 30 Milliarden Dollar in ein Programm gegen Computerangriffe. In Deutschland würden die Schwerpunkte immer noch falsch gesetzt. "Wir tun heute immer noch so, als müssten wir die deutsche Kohle vor feindlichen Angriffen schützen. Bund und Länder sollten stattdessen gemeinsam mit der EU mithelfen, unsere Informations- und Kommunikationsnetze zu schützen."

Die mangelnde Sicherheit von Computernetzwerken stelle auch für den E-Commerce in Deutschland ein großes Problem da. "Man kann heute noch nicht sagen: Das Internet ist sicher", sagte Berchtold. Selbst wenn sich die Digitale Signatur in Deutschland durchsetze, könne nicht ausgeschlossen werden, dass Hacker Zugriff zu Datennetzen finden.