DieWende

Handykult.de: Rechtliches Nachspiel?

Die Abschaltung war nach den AGB möglich; Inhaber besteht auf seinem Standpunkt
Von Edward Müller

Die gestern abgeschaltete Domain handykult.de [Link entfernt] ist inzwischen wieder online. Wie die Pressestelle des Anbieters Puretec [Link entfernt] verlautbaren ließ, geschah dies aus Kulanzgründen.

Der Grund für die Abschaltung soll die hohe Serverlast der Internet-Präsenz von Stefan Fritzenkötter, dem Inhaber der Domain, gewesen sein. Fritzenkötter nutzt ein Privatkundenangebot von Puretec; die Seiten seiner Domain liegen auf einem virtuellen Server. Da auf diesem mehrere Websites gehostet sind, teilen sich diese alle die Rechenkapazität einer Maschine. Die Forums-Software von handykult.de hat anscheinend (mit CGI-Skripten) so hohe Lasten erzeugt, dass die Seite nicht mehr durchgehend abrufbar war und andere Nutzer des Servers beeinträchtigt wurden. Das im Preis enthaltene Transfervolumen der Präsenz wurde (zudem) überschritten.

Puretec hat den Inhaber im Vorfeld auf die Situation hingewiesen und ihm das Angebot gemacht, auf einen eigenen (realen) Server "umzuziehen" - die Preise für einen eigenen Server liegen (natürlich) nicht auf dem Niveau eines Privatkundenangebots. Der Inhaber hat seine Seite weiter über einen günstigeren virtuellen Server bei Puretec betrieben.

In den anwendbaren AGB [Link entfernt] von Puretec wird unter Punkt 10.6 darauf hingewisen, dass bei Überschreitung der zulässigen Transfervolumina eine Sperrung des Angebots ohne Vorankündigung möglich ist. Die Pressestelle äußerte, dass dies in den seltensten Fällen vorkomme. Die Domain handykult.de wurde am 15. März abgeschaltet.

Einen Tag zuvor hat Fritzenkötter, eigenen Angaben auf seiner Homepage [Link entfernt] zufolge, mit der Hotline von Puretec telefoniert. Seine Forderung nach Erweiterung des Leistungspaketes bei Puretec beantwortete der Mitarbeiter von Puretec mit dem Hinweis auf den eigenen Server (und entsprechend anderen Preisen). Fritzenkötter hat daraufhin den Aufruf in seinem Forum gestartet, "nette mail(s)" an den Mitarbeiter zu schicken und dessen E-Mail-Adresse in dem Beitrag öffentlich gemacht. Wie uns der Pressesprecher mitteilte, hat der Mitarbeiter enstprechend viel Post bekommen.

Stefan Fritzenkötter hat sich inzwischen zur Wahrung seiner Interessen an eine Anwaltskanzlei gewendet. Diese hat Puretec heute vormittag eine Aufforderung zukommen lassen, dass die Seiten wieder online gehen mögen und dafür eine Frist bis heute 11 Uhr gesetzt.

Die Kanzlei hat (weiterhin) Puretec die Gebühren für die Aufforderung in Rechnung gestellt - das sei nach geltendem Recht möglich - und die Kanzlei besteht auf einer Stellungnahme des Unternehmens zum Sachverhalt.

Die Rechtsvertreter des Domaininhabers haben zwei mögliche Situationen beschrieben: Sollte Puretec der Aufforderung entsprechen, würde ein Verfahren angestrebt. Es müsste geklärt werden, ob das Unternehmen nach den eigenen AGB (siehe oben) die Domain rechtmäßig abstellen durfte (negative Feststellungsklage). Das Unternehmen wird, sollte es Recht bekommen, auf Erstattung der seinerseits angefallenen Gebühren bestehen (und die Seiten vielleicht wieder offline stellen). Sollte sich Puretec nicht äußern, wird der Anwalt des Domain-Inhabers vermutlich seine Unkosten einklagen und auch den Fall an sich vor das Gericht bringen.

Der Fall hat wohl eine (unerwartete) Wendung genommen. Beide Seiten müssen vielleicht noch Nachweise erbringen. Eins ist aber klar: Viel von diesem "Trouble" hätte man sich ersparen können, vielleicht auch die Situation an sich. So ganz unangekündigt, wie Fritzenkötte gestern behauptete, scheint aber Puretec die Domain nicht abgeschaltet zu haben. Der Pressesprecher von Puretec und 1&1, Michael Frenzel, sieht übrigens keinen eigetlichen Bedarf mehr für eine rechtliche Klärung. (Warum auch?)