Hinweg!

Tiscali bricht an der Elbe die Zelte ab und zieht an die Isar

Entlassungen unvermeidbar
Von Frank Rebenstock

Tiscali zieht es aus Hamburg weg nach München: Der Firmensitz für das Endkundengeschäft wird zum 1. April an die Isar verlagert. Der Geschäftskundenbereich, der künftig unter Tiscali Business GmbH firmieren wird, wird vom Firmensitz in Dreieich bei Frankfurt mit Niederlassungen in München, Düsseldorf, Hamburg, Berlin und Dresden aus betrieben. Erforderlich geworden sei diese "Konsolidierung der deutschen Aktivitäten" im Zuge der Übernahme von World Online und AddCom.

Von der Standortschließung sind rund 100 Mitarbeiter betroffen. Laut Unternehmensangaben werden diese "durch freiwillige und umfangreiche finanzielle Zuwendungen sozialverträglich abgesichert". Dazu Joachim Schlange, CEO der Tiscali GmbH: "Die Integration der drei Unternehmen und die damit einhergehende Restrukturierung erfordert auch Einsparungen im Personalbereich. Unsere Analyse hat ergeben, dass der Erhalt von drei Standorten für unser Unternehmen nicht vertretbar ist und eine effiziente Nutzung unserer Ressourcen am besten von München und Dreieich aus gewährleistet ist. Wir bedauern diesen Umstand, sind jedoch überzeugt, eine für alle betroffenen Mitarbeiter faire Lösung gefunden zu haben."

In Mitarbeiterkreisen sind darüber jedoch anderslautende Gerüchte im Umlauf, die uns zugespielt wurden. Demnach soll Herr Schlange im November vorigen Jahres an den italienischen Stammsitz nach Cagliari zitiert worden sein, da angeblich bereits zum damaligen Zeitpunkt rund 75 Prozent des für das Folgejahr 2001 vorgesehenen Budgets verbraucht waren. Das Billingsystem habe nicht immer einwandfrei funktioniert, so dass teilweise von Kunden monatelang kein Geld abgebucht werden konnte. Davon seien in der Folge auch einige Reseller betroffen gewesen, die ihre Gutschriften erst nach drei bis sechs Monaten bekommen hätten. Auch von erheblichen personalpolitischen Querelen ist in den uns vorliegenden Berichten die Rede.