NeNeNe

Siemens: Rekordgewinn überzeugt Aktionäre nicht

Trotz guter Umsatzzahlen sind die Aktionäre verunsichert, der Handyboom könnte sich abschwächen
Von dpa / Edward Müller

Die Konjunkturwolken über den Hightech-Unternehmen haben auch bei den Aktionären von Siemens für Verunsicherung gesorgt. Dabei kann das Unternehmen Rekordgewinne für das vergangene Geschäftsjahr verzeichnen.

Bei der Siemens-Hauptversammlung in München lobten die Aktionäre den Vorstandsvorsitzenden Heinrich von Pierer für den Konzern-Umbau der letzten Jahre. Die Aktionäre stellten jedoch viele Fragen, das Geschäft mit Handys betreffend. Die Ungewissheit über die Entwicklung im Handygeschäft ist scheinbar groß. Eine Absatzprognose wollte Pierer für das Mobilfunkgeschäft nicht abgeben - die Ankündigung von Siemens im laufenden Geschäftsjahr den Handy-Absatz auf 48 Millionen Stück verdoppeln zu wollen, wurde nicht erneuert. Der Vorstandsvorsitzende präsentierte den etwa 9 000 Aktionären aber eine milliardenschwere Akquisition für das stark wachsende Breitbandgeschäft.

Siemens hat im letzten Quartal des Vorjahres Marktanteile verloren. Das Unternehmen versucht aber mit neuen Modellen attraktiv für seine Kunden (und damit seine Aktionäre) zu bleiben. Im Automatisierungsgeschäft zeichnet sich ebenfalls eine Abschwächung ab, so Pierer. Der Vorstandsvorsitzende hält aber an seiner Prognose fest: Der Umsatz soll zweistellig wachsen. An der Börse notiert die Siemens-Aktie derzeit deutlich unter dem Wert bei der letzten Hauptversammlung, als der Kurs auf etwa 190 Euro kletterte.

Die rasante Talfahrt der Technologie-Aktien an den Weltbörsen hat für Siemens aber auch ihr Gutes. Denn viel stärker traf es die Kleinen der Branche. Siemens nutzt jetzt die Gunst der Stunde und übernimmt die US-Firma Efficient Networks, eines der führenden Unternehmen in der boomenden Breitbandtechnologie. 1,5 Milliarden Dollar will der größte deutsche Elektronik-konzern bieten. Noch im Mai 2000 wäre der Kauf (geschätzt) zehn Mal so teuer gewesen. Der Efficient-Aktienkurs ist seitdem von mehr als 180 auf zuletzt rund 13 Dollar gefallen. Siemens bietet den Aktionären jetzt 23,50 Dollar.

Mit großen Akquisitionen im boomenden Internet- und Telekommunikationsmarkt hatte sich Siemens lange Zeit zurückgehalten. Stattdessen propagierte der Konzern eine "Perlenketten"-Strategie, bei der auf kleinere Zukäufe gesetzt wurde. Von Analysten sei man ob der Zurückhaltung gescholten worden, sagte der zuständige Vorstand Roland Koch. Das Warten habe sich jedoch gelohnt. Bei DSL werden die Kupfertelefonleitungen für die Übertragung von Daten, Sprache und Video mit hoher Geschwindigkeit genutzt.

Pierer konnte den Aktionären in der Münchner Olympiahalle wieder ein stolzes Zahlenwerk präsentieren. Im Geschäftsjahr 1999/2000 (30. September) steigerte der Konzern den Gewinn nach Steuern um 81 Prozent auf 3,38 Milliarden Euro. Unter anderem aus den Börsengängen von Infineon und Epcos flossen außerdem Erträge von 4,52 Milliarden Euro in die Kassen. "Die Aktionäre können zufrieden sein", räumte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ein. Noch vor zwei Jahren hatte sie vor dem radikalen Konzernumbau Pierer den Rücktritt nahe gelegt.

Der Siemens-Konkurrent Nokia äußerte sich vor kurzem zurückhaltend, was die Absatzahlen für diese Jahr betrifft.