Bombastisch

Nokia macht Rekordgewinn

Das Geschäft mit Handys bringt Nokia im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn ein
Von dpa / Edward Müller

Der finnische Nokia-Konzern hat als Marktführer beim weltweiten Handy-Verkauf auch im vergangenen Jahr wieder einen Rekordgewinn eingefahren. Bei der Bekanntgabe des um 52 Prozent auf 5,86 Milliarden Euro (11,5 Milliarden DM) gesteigerten Gewinns vor Steuern am Dienstag meinte Nokia-Vorstandschef Jorma Ollila in Helsinki: «Man kommt nicht daran vorbei, dieses Ergebnis fantastisch zu nennen.» Ollila sagte aber gleichzeitig ein Abflachen der Steigerungsraten für den Absatz von Mobiltelefonen «in weniger ungewöhnliche Größenordnungen» voraus.

Die Börsen reagierten vor allem wegen dieser Reduzierung bisheriger Wachstumsprognosen negativ und ließen die Nokia-Aktie trotz der von Traum-Ziffern nur so strotzenden Bilanz bis zum frühen Nachmittag an den europäischen Börsen sechs Prozent bis neun Prozent fallen.

Der Nokia-Umsatz stieg um 54 Prozent auf 30,4 Milliarden Euro, wird aber im ersten Quartal des neuen Jahres nur noch um 25 bis 30 Prozent anwachsen. Im Jahr 2000 setzte das Unternehmen 128,4 Millionen Handys ab, 64 Prozent mehr als 1999, und baute seinen Vorsprung vor den Konkurrenten Motorola, Ericsson und Siemens auf fast 32 Prozent des Weltmarktes aus. Allein mit den Mobiltelefonen erwirtschaftete der finnische Konzern einen Gewinn vor Steuern von 4,9 Milliarden Euro und damit 57 Prozent mehr als im Vorjahr.

Verlangsamt hat sich das Boomtempo aber bereits im vierten Quartal, als der Gewinn vor Steuern um 39 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro und der Umsatz um 45 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro stiegen. Ollila verwies trotz dieser Einschränkungen immer wieder auf eine absolute Ausnahmestellung in den letzten Jahren stets mit Traumresultaten aufwartenden Unternehmens hin.

«Wir haben all unsere Ziele bei Handys locker erreicht. Über drei Jahre lag das Nokia-Wachstum immer über dem des Marktes. Und das galt auch letztes Jahr zu jedem Zeitpunkt und in jeder Region auf der Welt», meinte der 50-jährige Finne, der seit 1992 an der Spitze von Nokia steht.

Für dieses Jahr erwartet Nokia den Verkauf von insgesamt 500 bis 550 Millionen neuen Mobiltelefonen durch alle Anbieter. Zur Senkung der bisher bei 550 Millionen Einheiten liegenden Prognose hieß es, alle kurzfristigen Vorhersagen seien wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und der Weiterentwicklung von Mobilsystemen «derzeit eine Herausforderung». Auch Motorola und Ericsson hatten bei der Veröffentlichung ihrer Bilanzen frühere Wachstumsprognosen nach unten korrigiert.

Nokia ist der einzige unter den großen Handyherstellern mit Erträgen aus diesem Geschäft. Ollila erklärte, sein Unternehmen halte trotz der generell gedämpften Wachstumserwartungen an den bisherigen «aggressiven Zielsetzungen» überwiegend fest. Bei der Gewinnmarge will sich das Unternehmen allerdings nur auf eine «hohe Zehnerzahl» festlegen. Dabei setzt Nokia weiter voll auf den Erfolg bei Handys. Vor allem hier wolle man mit einer aggressiven Strategie den eigenen Markanteil weiter ausbauen, erklärte Ollila.

Der schwedische Ericsson-Konzern hatte als bisher drittgrößter der Branche in der Vorwoche die Auslagerung der kompletten Herstellung von Mobiltelefonen an Flextronics in den USA bekannt gegeben. Ericsson machte mit dieser Sparte im letzten Jahr einen Verlust von 1,9 Milliarden Euro (3,8 Milliarden DM).