Peinlich!

Hacker geben Microsoft "schmerzhafte Lektion"

Software-Riese gesteht weiteren Angriff ein
Von dpa / Frank Rebenstock

Nach viertägigen immer wiederkehrenden Ausfällen seiner Webseiten hat Microsoft die Probleme am Wochenende wieder in den Griff bekommen. Die technischen Störungen seien behoben und auch die Sicherheitsvorkehrungen gegen Hacker verstärkt worden, berichtete der zu Microsoft gehörende Sender MSNBC am Sonntag.

Am Ende einer für Microsoft peinlichen Woche mit zahlreichen Ausfällen seiner Webseiten und zwei Hackerangriffen zeigte sich der Software-Riese zerknirscht. "Unglücklicherweise haben wir, wie die letzten Tage zeigen, nicht genügend Selbstverteidigungstechnologien eingesetzt", gestand der Microsoft-Sprecher Rick Devenuti am Wochenende kleinmütig ein. Er sprach von einer "schmerzhaften Lektion", die Microsoft aber nutzen werde, um die Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern und entschuldigte sich im Namen des Konzerns bei allen Kunden.

Zuvor hatte der Softwareriese bekannt gegeben, dass er am Freitag zum zweiten Mal innerhalb von nur 24 Stunden Opfer einer Hacker-Attacke geworden war, die wieder zu einem vorübergehenden Zusammenbruch seiner Webseiten geführt hatte. Es handelte sich erneut um eine so genannte "Denial of Service"-Attacke wie am Donnerstag, allerdings war sie diesmal nicht so stark wie am Vortag. Bei einer "Denial-of-Service"-Attacke werden die Computer des Opfers so lange mit Datenmüll beschossen, bis sie unter der Flut zusammenbrechen.

Doch offensichtlich unterschied sich die Attacke gegen Microsoft von den Angriffen im vergangenen Jahr, als die bekanntesten Internetseiten des Netzes wie Yahoo, der Online-Buchhändler Amazon oder der Aktienhändler E-Trade unter dem Beschuss zusammenbrachen. Nach Angaben von Experten richtete sich der Angriff diesmal nicht gegen die Webseiten selbst, sondern gegen die dahinter liegende Infrastruktur.

Der Computerspezialist Daniel Todd sagte der "New York Times", die Angriffe seien vollkommen unterschiedlich gewesen. Im vergangenen Jahr habe jemand "den Hörer daneben gelegt", diesmal habe er die Telefonschnur ganz einfach durchschnitten. In beiden Fällen kamen hunderttausende Nutzer aber nicht durch und konnten die Seiten nicht aufrufen.

Möglicherweise waren die Hacker erst durch den Fehler eines Technikers auf Microsofts Schwäche aufmerksam geworden. Durch den Technikerfehler am Dienstag waren nicht nur die Webseiten des Konzerns in den USA nicht erreichbar. Auch zahlreiche seiner Ableger wie der Reisedienst Expedia oder der E-Maildienst Hotmail waren zusammengebrochen und konnten teilweise für 24 Stunden nicht genutzt werden. Schuld war nach Angaben von Microsoft eine Störung der so genannten Domain Name Server (DNS). Auf diesen Rechnern werden aus langen Zahlenreihen zusammengesetzte technische Internetadressen in lesbare Web-Adressen wie www.msn.com übersetzt. Durch den Technikerfehler erkannten die Hacker möglicherweise, dass Microsoft seine DNS-Rechner nicht wie üblich auf mehrere Bereiche verteilt hatte. Stattdessen stehen sie offenbar in unmittelbarer Nachbarschaft und erleichtern damit einen Angriff.

Der Internet-Moderator Russ Cooper sprach in dem mit Microsoft verbundenen Fernsehsender MSNBC von einer "unglaublich dummen" Anordnung. Microsoft dürfe sein Netz nicht so angreifbar lassen. Viele Experten zeigten sich von der Schwäche des Giganten überrascht. Das spreche nicht gerade für ihre Fähigkeiten und dürfte Kunden dazu bringen, zur Konkurrenz wie Apple oder Linux abzuwandern, sagte der Technologieexperte Carl Howe im Fernsehsender ABC. "Wenn Dein Auto für 24 Stunden zusammenbricht und Du irgendwo liegen bleibst, würdest Du Dir dann nicht überlegen, beim nächsten Mal einen anderen Wagen zu kaufen ?"