Klagefreudig

Deutsche Telekom steht mit DSL-Problemen international nicht alleine

Sammelklage gegen US-Anbieter Verizon - Werbeverbot beabsichtigt
Von Frank Rebenstock

Als Großangriff auf ihre Geduld dürften zig-tausende Berliner, die noch auf ihren T-DSL-Anschluß warten, die zeitweilige restaurierungsbedingte Verhüllung des Brandenburger Tores mit riesiger Werbung für T-DSL der Deutschen Telekom empfunden haben. Und auch die Glücklichen, denen der Ex-Monopolist bereits einen "Highspeed-Internetzugang" spendiert hat, bleiben vor weiterem Ärger nicht verschont: Aus allen Teilen der Republik werden Einwahlprobleme bis hin zu mehrtägigen Komplett-Ausfällen von T-DSL oder Abrechnungsprobleme bei der T-Online Flatrate DSL gemeldet. Einen guten und ständig aktualisierten Überblick zu diesen Problemen liefern zum Beispiel die T-DSL Störungsliste [Link entfernt] oder das ADSL-Forum [Link entfernt] .

Angesichts der rund 250.000 unerledigten DSL-Aufträge scheint der Anbieter seinen vollmundigen Werbe-Versprechen inzwischen selber keinen Glauben mehr zu schenken. Ein teltarif-Mitarbeiter, seit Oktober vorigen Jahres mit T-DSL "versorgt", testete heute nochmals online die T-DSL Verfügbarkeitsprüfung [Link entfernt] für "seinen" Straßenabschnitt im Herzen der Bundeshauptstadt. Da wunderte er sich nicht wenig über die kleinlaute Auskunft: "Ihr Anschlussbereich wird voraussichtlich im 2. Quartal 2001 ausgebaut. Wir nehmen gerne Ihre Bestellung an. " Gleiches gilt auch für die Triftstrasse im Wedding, dem Sitz der mit einem 1,5 Megabit schnellen DSL-Anschluß ans Netz angebundenen teltarif-Redaktion!

In den USA bleiben Unternehmen, deren Verbraucherfreundlichkeit gravierende Mängel aufweist, bekanntermaßen nicht lange ungeschoren: Wäre die Deutsche Telekom auf dem dortigen Markt tätig, sähe sie sich neben dem gewaltigen Imageschaden auch juristischer Verfolgung ausgesetzt.

So ergeht es jedenfalls Verizon, der größten regionalen Telefongesellschaft der USA. Das erst im April 2000 aus einer Fusion hervorgegangene Unternehmen hat seither sein Geschäft gezielt auf den Breitbandbereich augerichtet. Nun haben empörte Kunden eine Sammelklage gegen Verizon eingereicht: Sie werfen dem Anbieter vor, für seine breitbandigen Internet-Anschlüsse zu werben, obwohl das Unternehmen wisse, dass es einen Auftragsstau gebe und die Anschlüsse häufig nicht verfügbar seien. Ausserdem wird Verizon vorgeworfen, dass der DSL-Zugang zum Internet oft zusammen bricht. Inzwischen gibt es sogar eigene Web-Seiten, auf denen Kunden des Unternehmens ihren Frust loszuwerden versuchen.

Die Klage, so berichtet die Financial Times Deutschland [Link entfernt] in ihrer heutigen Ausgabe, ziele nicht nur auf Entschädigungen für die betroffenen Kunden ab. "Wir wollen Verizon daran hindern, weiterhin den DSL-Internet-Zugang zu verkaufen, bevor die Probleme gelöst sind", teilte der Verbraucher-Anwalt mit. Ähnliche Klagen, so das Blatt weiter, laufen auch gegen die beiden Regionalanbieter Bell South und Southwestern Bell.