Schlamperei

Online-Shops: 90 Prozent am Rande der Legalität?

Die TÜV NORD Security GmbH deckt gravierende Sicherheitslücken bei Online-Shops auf
Von Marie-Anne Winter

Eine Untersuchung von über 100 Online-Shops durch die TÜV NORD Security [Link entfernt] GmbH in Hamburg ergab nahezu überall Mängel. Was den Datenschutz betrifft, operieren über 90 Prozent der Anbieter im grauen Bereich. Bei der Untersuchung der Netzsicherheit fanden die Tester sogar bei 95 Prozent der Internethändler Lücken.

Angesichts dieser Ergebnisse ist es kein Wunder, dass der von vielen Marktforschern vorausgesagte Erfolg im e-Commerce weit hinter den Prognosen herhinkt. Die Gründe liegen auf der Hand: Mangelnde Kundenzufriedenheit mit schlecht gemachten Web-Sites und die durchaus berechtigte Angst vor Sicherheitsrisiken im Datenverkehr. Die TÜV Nord Security GmbH in Hamburg, eine Beteiligungsgesellschaft der TÜV Nord Gruppe und der Telekommunikationsberatung Pecos AG, wollte es genauer wissen: Das Unternehmen, das seine Kunden in Fragen der Sicherheit in der Informations- und Kommunikationstechnik berät und speziell für Online-Shops das e-TÜV-Siegel Certeco® anbietet, untersuchte im Dezember 2000 103 Online-Shops aus allen Branchen und Größen - sowohl renommierte Adressen, als auch "no names".

Analysiert wurden unter anderem die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wie des Fernabsatz-, AGB- oder des Bundesdatenschutzgesetzes, aber auch die Kundenfreundlichkeit der Online-Shops, etwa ob die Navigation einfach und das Angebot übersichtlich gestaltet wurde. Weiterhin wurde die technische Qualität der Websites und die Netzsicherheit der Unternehmen bewertet.

Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung: Die Informationspflichten im Rahmen der Gesetze zum Fernabsatz, Datenschutz und den Allgemeinen Geschäftsbedingungen werden von den meisten Unternehmen schlicht missachtet. Die Navigation ist oft schwierig, weil z.B. gleiche Informationen in verschiedenen Online-Shops unter unterschiedlichen Überschriften zu finden sind. Auch die technische Qualität der Websites hinsichtlich HTML-Syntax, Auffindbarkeit, fehlerhaften Querverweisen (Links) und Ladezeit ist nach Ansicht der Tester bei über 60 Prozent der Seiten durchaus optimierungsbedürftig.

Weitere Einzelheiten:

  • 97 Prozent belehren ihre Kunden nicht zum Datenschutz
  • 93 Prozent garantieren nicht die Löschung der Daten nach Auftragsende
  • 86 Prozent verlangen nicht ausdrücklich das Einverständnis zur Verwendung der persönlichen Daten des Käufers
  • 43 Prozent geben nicht den Zweck der Datenerhebung an
  • Bei 82 Prozent werden die AGBs nicht wirksam (keine explizite Zustimmung durch den Käufer)
  • 68 Prozent übernehmen bei Rücksendungen nicht die Kosten (und vernachlässigen damit das Fernabsatzgesetz)
  • 63 Prozent belehren nicht zum Vertragsrecht
  • 81 Prozent geben keine Gültigkeit für ihre Preise an
  • 70 Prozent bieten nur eine Zahlungsmöglichkeit
  • 48 Prozent geben keinen Endpreis für den Warenkorb an
  • 44 Prozent nennen keinen Verantwortlichen auf ihrer Website
  • 43 Prozent haben unzureichende Angaben im Bestellformular
  • 25 Prozent der Online-Shops haben eine mangelhafte Navigation
Ein Security Scan der Netzsicherheit erbrachte ebenfalls traurige Ergebnisse: Insgesamt waren nur 5 Prozent der untersuchten Netze ohne Mängel, so dass bei einer Vielzahl Hacker und Cracker quasi freien Zutritt haben. Sie müssen sich häufig noch nicht einmal besonders ausgeklügelter Methoden bedienen, da bei den Systemeinrichtungen durch mangelnde Sorgfalt elementare Fehler gemacht werden. Auch andere Studien sind bereits zu ähnlich beunruhigenden Ergebnissen gekommen.