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Betrug im Internet ist ernste Gefahr für E-Business

Experian-Studie deckt mangelndes Sicherheitsbewusstsein der Anbieter auf
Von Marie-Anne Winter

Firmen, die ihre Produkte über das Internet vertreiben, werden immer häufiger das Opfer von Gelegenheitsbetrügern. Besonders bedenklich: Die Abzocker kommen oft mit simplen Tricks zum Erfolg und müssen kaum befürchten, für ihre Taten belangt zu werden. Ursache: Viele Unternehmen arbeiten nach wie vor ohne effektive Schutzmaßnahmen gegen Kartenbetrüger. Zu diesem Ergebnis kam eine breit angelegte Untersuchung über den Kreditkartenbetrug im virtuellen Handel, die von Experian in Großbritannien durchgeführt wurde.

Das auf Informations-Lösungen für den E-Business spezialisierte Unternehmen befragte 800 Unternehmen, die das Internet als Vertriebsweg nutzen, um herauszufinden mit welchen Tricks Betrüger vorgehen und was die Unternehmen tun, um sich dagegen schützen. Die Befragung ergab, dass die meisten Firmen (ca. 85 Prozent) entweder gar keinen Abgleich der Kundendaten durchführen oder sich auf ungenaue und personalaufwändige ad-hoc-Maßnahmen verlassen. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sie keine externen Datenquellen nutzen, um Namen und Adressen der Online-Kunden zu verifizieren.

Ein weiteres Ergebnis: Internet-Delikte werden oft viel zu spät bemerkt. Bei zwei Drittel der befragten Unternehmen dauerte es länger als einen Monat, bevor ein Betrug auffiel und das Kartenkonto gesperrt werden konnte. 18 Prozent gaben an, in ihrem Unternehmen könne ein Betrug sogar bis zu zwei Monaten unentdeckt bleiben. Solche Zeitspannen laden dazu ein, sich gleich mehrfach zu bedienen: In 40 Prozent der Fälle wird eine Website bis zu dreimal hintereinander von demselben Täter geschädigt.

Die meisten Online-Betrüger bemühen sich kaum, ihre Spuren zu verwischen. Nur jeder zehnte Täter kümmern sich beispielsweise um einen Umleitungs-Service beim Paketdienst oder um einen falschen Telefonanschluss. Statt dessen werden Personendaten bei der Kartenzahlung fast nach Belieben mit falschen Angaben kombiniert. Die beiden häufigsten Betrugsvarianten sind die folgenden: Name und Adresse des Karteninhabers werden komplett gegen eine andere Anschrift ausgetauscht, wo der Täter die bestellte Ware abfängt. Oder der Name des Karteninhabers wird beibehalten und die Ware an eine fremde Adresse umgeleitet.

Selbst wenn der Betrug entdeckt wird, bleiben neun von zehn Internet-Betrügern unbehelligt. Die Polizei scheint außerstande, die Internet-Kriminalität angemessen zu bekämpfen. 57 Prozent der Unternehmen gaben an, dass sie Betrugsfälle bei der Polizei angezeigt hätten, und über die Hälfte von ihnen beklagten sich über mangelndes Interesse der Behörden. Nur neun Prozent der angezeigten Online-Delikte führten zur Strafverfolgung der Täter.

Die ökonomischen Auswirkungen des Internet-Betrugs sind schwerwiegend: 20 Prozent der Online-Retailer rechnen mit betrugsbedingten Rückforderungen in Höhe von einem Prozent ihres Umsatzes. Bei einigen Firmen liegt dieser Anteil bei bis zu zehn Prozent - eine Rate, die deutlich höher ausfällt als im traditionellen Handel. Die Kreditkartengesellschaften belegen Dot.coms, deren Rückforderungsrate längerfristig zu hoch ist, mit Strafgebühren; in letzter Instanz droht ihnen die Schließung der Konten.