AOL-Chef Heddendorp: Übertreibt T-Online mit seinen Kundenzahlen?

In einem Interview mit der Welt am Sonntag [Link entfernt] vom vorigen Sonntag äußerte sich AOL-Chef Uwe Heddendorp zu den Aussichten seines Unternehmens auf dem deutschen Markt in diesem Jahr. Auf das Verhältnis von 2,4 Millionen geschätzter AOL-Kunden gegenüber 6 Millionen Kunden bei T-Online angesprochen, bezweifelte Heddendorp die Angaben des Mitbewerbers: Unter Berufung auf einen Beitrag der Wirtschaftswoche, wonach "jeder zum T-Online-Kunden mutiert, der dem Postboten den Erhalt der Zugangssoftware quittiert", deutete Heddendorp an, dass diese Zahlen hoch geschraubt sein könnten. Neutrale Untersuchungen hingegen zeigten die tatsächliche Stärke von AOL: Die Nutzungsdauer liege um das Zwölfeinhalbfache höher als bei der Telekom-Tochter, weil die AOL-Kunden "auf Grund des Mehrwerts bei AOL wesentlich mehr Zeit" auf den AOL-Seiten verbringen. Überdies kämen, so Heddendorp weiter, auf einen Abonnenten durchschnittlich 2,3 Nutzer: "Daraus resultieren deutlich mehr als vier Millionen aktive AOL-Nutzer."

Erneut ergriff der AOL-Chef auch das Wort für eine bezahlbare Flatrate und illustrierte den Vorteil einer Monatspaschale mit einem gelungenen Vergleich: "Stellen Sie sich vor, morgen hätte jeder 0,5 Pfennig pro Minute fürs Fernsehen zu zahlen. Kein Mensch hätte eine Ahnung, was ihn das monatlich kosten würde. Ähnlich ergeht es Internet-Einsteigern." Von einer Flatrate würde das E-Commerce-Geschäft gewaltig profitieren und sich das Web insgesamt von einer Dienstleistung der Telekommunikation zu einem Medium wie Fernsehen, Radio oder Print entwickeln.

Auf die abschließende Frage, ob trotz zerrütteten Familienlebens Boris Becker auch in diesem Jahr Werbepartner von AOL bleiben würde, versicherte Heddendorp: "Für uns ist Boris Botschafter fürs Internet und den Sport. Das hat mit seinem Privatleben nichts zu tun." Allerdings, die künftigen Spots werden so gestaltet, dass sie "authentisch" sind.