Starke Worte

AOL-Chef Heddendorp: Telekom blockiert Internet-Nutzung "brutal"

DSL-Zugänge "überflüssig"?
Von Frank Rebenstock

Mit ungewöhnlich scharfen Worten greift AOL-Chef Uwe Heddendorp in der heutigen Ausgabe der Berliner Zeitung [Link entfernt] die Entscheidung der Deutschen Telekom zur Einführung der so genannten Großhandels-Flatrate an. Diese war von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) Mitte November angeordnet worden.

Das von der Telekom vorgelegte Angebot eines Großhandels-Pauschltarifs sei, so Heddendorp, "ganz klar ein Scheinangebot." So wolle die Telekom "nur Sand in die Augen all jener streuen, die in Deutschland das Internet nach vorne bringen wollen." Als "Rauchbombe" solle es dazu dienen, den Mitgliedern der von Bundesregierung und Wirtschaft gegründeten Internet-Initiative D21, den "Blick auf die Tatsachen zu vernebeln".

Herr Heddendorp übte sich gegenüber der Berliner Zeitung jedoch auch in ansatzweise sachlicher Kritik: Bundesweit 1600 Vermittlungsstellen der Telekom mit dem eigenen Netz zu verbinden und für jede dieser Vermittlungsstellen eine eigene Kapazitätsplanung vorzulegen, käme viel zu teuer. Nur wenige Backbone-Kunden der Telekom könnten dieses Angebot nutzen, ohne teure Zuleitungen zu den Vermittlungsstellen bauen oder mieten zu müssen. "Im Prinzip" sei das Ganze für die Provider genau so teuer wie die bisherige minutenbasierte Abrechnung und würde, so Heddendorp, die "Aufholjagd Deutschlands bei der Internet-Nutzung brutal blockieren."

Heddendorp sieht in schmalbandigen Internet-Zugängen nach wie vor die Internet-Zukunft: Die ganze Welt gehe "schmalbandig ans Netz" und die von der Telekom als Alternative beworbenen schnellen DSL-Anschlüsse brauche man bestenfalls "zur Übertragung von Fußballspielen".