Kursverfall

Telekommunikationsbranche in der Krise

Die Kleinen müssen sparen, die Großen legen zu
Von Marie-Anne Winter

Nicht nur bei den Internetwerten, auch bei den Telekommunikationsaktien zehrt der Kursverfall an der Substanz. Die gesamte Telekommunikationsbranche leidet unter dem Versiegen der Kapitalströme aus der Börse. Betroffen sind nach Berichten der Financial Times Deutschland [Link entfernt] (FTD) vor allem die kleineren Unternehmen, die ihre Investitionspläne nun stark reduzieren müssen. Abstürze wie bei Gigabell werden keine Einzelfälle bleiben, am Montag stürzte auch die GTS-Aktie auf das Rekordtief von 1 US-Dollar. RSL Com beispielsweise soll die geplanten Investitionen bereits um ein Viertel gesenkt haben.

Die Kapitalverknappung ist nicht das einzige Problem, mit dem die Unternehmen zu kämpfen haben; auch der Preisverfall für die Datenübertragungskapazitäten macht den Anbietern zu schaffen. So sind die Preise dafür in den letzten Jahren um 60 Prozent gesunken. Damit sind die Gewinnspannen in diesem ehemals lukrativen Bereich genauso zurückgegangen wie bei der Sprachtelefonie. Inzwischen zeichnet sich auch ab, dass es in der nächsten Zeit zu einem Überangebot an Übertragungskapazität kommen wird, so dass mit einer Erholung der Preise in den nächsten Jahren nicht zu rechnen ist.

Von dieser Situation können die Großen der Branche allerdings profitieren: Datennetzbetreiber wie Colt Telecom, Cable&Wireless und Cisco, denen die gegenwärtige Kapitalverknappung weniger ausmacht, weil sie zum einen Reserven haben und zum anderen bereits über eigene Netze verfügen, haben immer noch genug Luft, um mehr zu investieren. So plant Cisco weitere Aufkäufe von interessanten Firmen, um seine Marktanteile weiter zu erhöhen.