Flash

Geflasht: Adobe geht nach Ärger mit Apple in die Offensive

Digital Publishing Suite für Magazinausgaben auf dem iPad
Von dpa / Björn Brodersen

Nach einem bitteren Streit mit Apple geht die kalifornische Software-Firma Adobe mit neuen Produkten und Bündnispartnern in die Offensive. Auf einer Entwicklerkonferenz in Los Angeles stellte Technikvorstand Kevin Lynch mehrere Lösungen vor, um Multimedia-Inhalte einheitlich auf unterschiedliche Bildschirme vom Handy bis zum Fernseher zu bringen. Dazu gehört auch eine "Digital Publishing Suite", mit der unter anderem Magazinausgaben für das iPad und andere Tablet-Computer gestaltet werden können. In dem Streit mit Apple geht es um die Adobe-Technik Flash, die auf zahllosen Webseiten für Animationen und Videos verwendet wird. Apple hat Flash auf seinen mobilen Geräten wie iPhone und iPad jedoch ausgesperrt. Zur Begründung erklärte Apple-Chef Steve Jobs, dass Flash mit dem kommenden Web-Standard HTML5 verzichtbar werde. Adobe-Technikvorstand Kevin
Lynch Technikvorstand Kevin Lynch
Bild: Adobe

Die Zukunft liege in der Kombination beider Plattformen, sagte Adobe-Technikchef Lynch in einem Pressegespräch. "HTML5 ist ein großartiges Format, das wir voll unterstützen." Allerdings sei es nicht für alle Zwecke geeignet, und da komme - wie zum Beispiel bei 3D - die Flash-Plattform ins Spiel.

Unterstützung erhielt Adobe auf seiner Großveranstaltung in Los Angeles von den Smartphone-Herstellern Motorola und Research in Motion (RIM). Motorola-Managerin Christy Wyatt sagte in einem Seitenhieb auf den Konkurrenten Apple, wenn jemand kein Flash auf einem mobilen Gerät unterstütze, sei das gleichbedeutend mit einer fehlenden Unterstützung für das Internet. Einer der beiden Vorstandsvorsitzenden von RIM, Mike Lazaridis, stellte das Blackberry PlayBook vor, den ersten Tablet-Computer des auf Unternehmenskunden ausgerichteten Handy-Herstellers. An die Teilnehmer der Entwicklerkonferenz warb er dafür, Apps für dieses Gerät zu programmieren.

Flash soll auf Fernsehgeräte vordringen

Flash werde weltweit von mehr als einer Milliarde Menschen genutzt, sagte Lynch. Der weitaus größte Teil von Videos im Web werde im Flash-Format übertragen - das gesamte Datenvolumen dieser Videos erreiche 120 Petabyte, also 1 000 mal 1 000 Gigabyte. Mit seiner auf Flash aufbauenden Air-Technik will Adobe jetzt auch auf Fernsehgeräte vordringen. Die Entwicklungswerkzeuge für "Air on TV" seien in der soeben bereitgestellten Version 2.5 enthalten, sagte Lynch. Ein erstes TV-Gerät von Samsung mit Air-Anwendungen soll es Anfang nächsten Jahres geben.

Außerdem stellte Adobe neue Möglichkeiten für dreidimensionaleInhalte mit Flash vor, die auch verstärkt für Spiele genutzt werden sollen. Spiele auf Flash-Basis können künftig nicht nur mit der Maus oder mit dem Finger auf dem Touchscreen, sondern auch mit einem Game-Controller gesteuert werden.

An der Konferenz "Adobe Max" nehmen nach Angaben des Veranstalters bis Mittwoch rund 4 400 Entwickler und Software-Experten teil. Schwerpunkte der Vorträge und Workshops sind Web-Techniken, die Entwicklung von Apps für mobile Geräte und digitale Publikationen für Tablet-Computer.

Was ist Flash eigentlich?

Wenn man auf einer Webseite Animationen oder Videos sieht, ist in vielen Fällen die Multimedia-Technik Flash im Einsatz. Diese verbindet die Darstellung von Bildern mit einer leistungsfähigen Skriptsprache zur Steuerung von Anwendungen aller Art, genannt ActionScript. Auf der Grundlage von Flash hat sich eine ganze Familie von Entwicklungswerkzeugen und Software-Techniken herausgebildet. Deren Möglichkeiten reichen vom interaktiven Menü einer Website über Trickfilme und Spiele bis zu Anwendungen außerhalb des Internet-Browsers wie das Twitter-Programm TweetDeck.

Flash gibt es seit 1996, damals noch entwickelt von der Firma Macromedia, die 2005 von Adobe übernommen wurde. Die Technik fand schnell eine weite Verbreitung, da der Flash-Player zur Darstellung der Multimedia-Inhalte kostenlos verfügbar ist. Die wichtigste Software für das Erstellen von Flash-Anwendungen, Flash Professional, wird hingegen kommerziell vertrieben. Zum Erfolg von Flash trug auch der Umstand bei, dass die Technik auf unterschiedlichen Betriebssystemen läuft und inzwischen auch für mobile Geräte angepasst wurde.

Und HTML5?

HTML5 ist die jüngste Weiterentwicklung der "Hypertext Markup Language" und damit des grundlegenden Formats für Webseiten. Der Standard ist noch nicht verabschiedet. Nach dem Willen des Web-Standardisierungsgremiums W3C soll HTML5 der Nachfolger der gegenwärtig gültigen Standards HTML 4.01 und XHTML 1.1 werden. Die Arbeit an HTML5 begann 2004, seit März hat HTML5 den Status eines Arbeitsentwurfs beim W3C.

Zu den bisher vereinbarten Bestandteilen von HTML5 gehören Ansätze für das "semantische Web", also für ein Konzept, das die Bestandteile einer Webseite mit Informationen über die Bedeutung einzelner Elemente ergänzt. So werden etwa Elemente wie "header", "article" und "footer" eingeführt, die den Kopfbereich, einen Artikel oder den Abschluss einer Webseite bezeichnen. Eingabefelder von Formularen erhalten inhaltliche Kennzeichnungen zum Beispiel für eine E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer.

Mehr Aufmerksamkeit haben aber zwei Elemente erhalten, die auch ohne eine Zusatzsoftware (Plugin) Animationen und Videos integrieren. Das Element "canvas" erzeugt eine Art Leinwandfläche auf der Webseite, auf der grafische Animationen aller Art erzeugt werden können - im Hintergrund kommt dabei die Skriptsprache JavaScript zum Einsatz. Und mit dem Element "video" können Filme viel direkter als bisher auf einer Webseite platziert werden. Bislang wurde dafür aber noch kein einheitlicher Video-Codec festgelegt, wie die Technik für das Entschlüsseln der Bits und Bytes einer Videodatei genannt wird.