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3D-Technik: Hennen sind da, Eier fehlen

Egal ob Bundesliga oder Spielfilme: 3D-TV von Telekom und Sky
Von Hagen Hellwig

Seit der "Avatar"-Euphorie, dem wirklich spektakulären 3D-Erlebnis im Frühjahr 2010, ist 3D in aller Munde. Und nicht nur das: Die Fernsehhersteller setzen alles daran, den Zuschauern auch Zuhause ein dreidimensionales Bild zu ermöglichen. Die Digitalisierung hat das nicht neue Verfahren der Stereoskopie einfacher und besser gemacht. Alle großen TV-Hersteller wie Samsung, Sony, Panasonic, Philips, LG und Sharp arbeiten an entsprechenden 3D-Lösungen und haben bereits erste Modelle auf dem Markt. Nach dem Flachbild-Boom und der Einführung von hochauflösendem Fernsehen (HDTV) ist dies nun die dritte große Innovation innerhalb kurzer Zeit, die die Kunden zum Kauf eines neuen Fernsehgerätes motivieren soll. Das versprochene Vergnügen ist nicht ganz billig, aber auch nicht unerschwinglich. Sony BRAVIA Fernseher mit 3D-Technik Sony BRAVIA Fernseher mit 3D-Technik
Bild: Sony

Die Preise bewegen sich bei Samsung in der größten Preisspanne von rund 1000 Euro für ein kleines Modell bis zu 6000 Euro für die Spitzenklasse. Alle anderen Hersteller positionieren sich dazwischen. Die unentbehrliche 3D-Brille kostet zwischen 100 und 130 Euro, wenn nicht schon ein Paar dabei ist. Ein bei Sony separater Transmitter zur Steuerung der Shutterbrille beläuft sich auf etwa 50 Euro. 3D-fähige Bluray-Player kosten rund 300 Euro.

Für die Heimanwendung hat sich die Shutter-Technik etabliert. Hier können zeitgleich zwei Vollbilder gesendet werden, wobei die aktive gesteuerte Brille die Bilder abwechselnd zu den Augen durchlässt. Bei der passiven Polarisationstechnik, wie sie im Kino benutzt wird, bekommt jedes Auge ein anderes Bild zu sehen. Hier ist keine Full-HD-Auflösung möglich. Das alte Farbfilter-Verfahren mit einer Rot-Cyan-Brille lieferte keine befriedigenden Ergebnisse. Ziel ist es, 3D-Bilder zukünftig ohne Brille zu sehen, was aber laut Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut erst frühestens in drei bis fünf Jahren erwartet wird.

3D von der Telekom zur IFA

Was nun noch fehlt, sind 3D-Sendungen für die fortschrittlichen TV-Empfänger. Die Telekom mit ihrem innovativen, internetbasiertem TV-Angebot "Entertain" hat derzeit noch keine 3D-Produktionen im Angebot. "Erste 3D-Inhalte werden wir auf der IFA präsentieren und dann auch in unserer Online-Videothek anbieten", sagt Telekom-Sprecher Malte Reinhardt. Dort kostet das Pay-TV-Angebot derzeit 0,99 bis 5,99 Euro pro Film. Erste Erfahrungen konnte man mit einer Testausstrahlung des Eröffnungsspiels der Eishockey-WM (Deutschland – USA) sammeln. 3D-Kamera von Sony 3D-Kamera von Sony
Bild: Sony

Wichtig für die Zuschauer: Die Empfangsgeräte, die man mit dem Entertain-Angebot erhält, sind in jedem Fall 3D-fähig. "Für den 3D-Empfang ist lediglich ein Software-Update nötig, das die Geräte ohnehin regelmäßig online erhalten", sagt Reinhardt, "auch ältere Empfangsboxen können dann 3D-TV wiedergeben." Außerdem wichtig für die Internet-Übertragung: Es soll eine Kapazität von 4 MBit/s genügen, um einen Datenstrom zweier Kameras in Full-HD-Auflösung zu streamen. Bei der Telekom setzt man auf eine 16 000er-Leitung, die für Abruf-Inhalte in 3D ausreichend ist. Für Fernsehsendungen in Full-HD ist allerdings eine VDSL-Leitung mit 25 bzw. 50 MBit nötig.

Kein Starttermin für 3D bei Sky

Der zumindest im Pay-TV-Angebot in Deutschland vorne liegende Sender Sky will 3D "in Zukunft auch" zeigen. "Einen Startzeitpunkt für 3D gibt es für Deutschland aber noch nicht", sagt Sky-Sprecher Michael Jachan. Da ist man im britischen Mutterland schon weiter: BSykyB will im Herbst 2010 einen 3D-Kanal starten, der mit viel Sport, Filmen und Dokus gefüllt werden soll. Gründe für die Zurückhaltung hierzulande finden sich einige: "Es gibt bisher nur wenige 3D-fähige Geräte, die zudem noch recht teuer sind", sagt Jachan.

"Auch auf der Produktionsseite ist die Herstellung in 3D mit hohen Kosten verbunden, denn es muss parallel eine ganz neue Produktion neben der herkömmlichen erstellt werden. Hinzu kommen höhere Kosten für Leitungen, Kabel, Transponder und anderes, die entsprechende Investitionen erfordern." Beim Content-Angebot sieht Sky wieder den Sport als "Zugpferd". Bei den "Eiern", also den 3D-Filmen, gibt es "noch Nachholbedarf bei Auswahl und Qualität", so der Sky-Sprecher. Die "Hennen", also die Empfangsgeräte, sind jedenfalls gerüstet: "Mit den aktuellen Geräten lassen sich zukünftige HD-3D-Angebote problemlos empfangen. Ein neuer Receiver ist für 3D also nicht nötig", bezeugt Jachan.

Bundesliga künftig auch in 3D

MIt einem schnellen Start eines 3D-Bundesliga-Senders ist sicherlich nicht zu rechnen. Nach Medienberichten könnten aber schon für 2013 entsprechende Rechte vergeben werden. Eine Testübertragung gab es schon von Sky: In der vergangenen Saison wurde ein Spiel in 3D produziert. Sehen konnten es aber nur wenige geladene Gäste von Sky. Im neuen Sky-Firmengebäude in Unterföhring können Besucher zudem einen Blick auf eine Promotionschleife werfen, in der Szenen aus dem Spiel der Fußball-Bundesliga wiederholt werden.

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