Geschichte

Vor 10 Jahren startete WAP - ohne passende Handys

Where Are the Phones? Das Nokia 7110 ließ auf sich warten
Von Marie-Anne Winter

Inzwischen ist der mobile Internetzugang vom Handy aus fast selbstverständlich. Zumindest theoretisch können die meisten Mobilfunknutzer mit ihrem Handy unterwegs nicht nur regelmäßig E-Mail abrufen, sondern auch Fahrpläne aufrufen, Fotos ins Netz stellen oder News lesen. Aber vor zehn Jahren war das noch Zukunftsmusik. Auf der IFA 1999 stellten die Mobilfunk-Anbieter eine revolutionäre Neuheit vor: Mobile Internet-Dienste per WAP. Mit dem Wireless Application Protokoll, wie WAP ausgeschrieben heißt, kann man sich allerdings nicht das "echte" Internet ansehen, sondern speziell aufbereitete Seiten, die sich auf Text und kleine Bildchen beschränken - eben WAP und nicht Web.

D2 Mannesmann (heute Vodafone) startete seine WAP-Dienste gleich passend zur IFA, im November 1999 legte auch T-Mobile mit seinen WAP-Diensten los. Allerdings ließen Geräte auf sich warten, mit denen sich die Informationen aus den neuen WAP-Portalen auch nutzen ließen. Daher wurde WAP schnell mit "Where are the Phones?" übersetzt. Das erste WAP-Handy aus dem Hause Nokia, das legendäre 7110, hatte nämlich beim geplanten Auslieferungsbeginn noch Softwareprobleme und stürzte beim Browsen schon mal ab - die Kunden sahen statt aufs Handy-Display in die Röhre. Erst im Dezember 1999 wurden dann tatsächlich erste WAP-Handys in den Mobilfunk-Shops gesichtet. WAP-Handy Nokia 7110 Das WAP-Handy Nokia 7110
Bild: zamazing.org
Bei E-Plus gab es damals statt dem Nokia 7110 ein Bündel-Angebot aus einem Siemens S25 und dem Organzier Compaq Aero 1500 inklusive WAP-Browser für 999 Mark mit Vertrag. Man brauchte bei dieser Variante also zwei Geräte zum mobilen Surfen, dafür hatte der Aero ein großes Display. Als letzter der deutschen Netzbetreiber startete Viag Interkom (heute o2) am 17. Dezember 1999 sein WAP-Portal.

Doch auch wenn man eins der wenigen WAP-Handys ergattern konnte, kam bei der Nutzung nicht unbedingt Freude auf: Bei Preisen von 39 Pfennig pro Minute war der Aufbau von WAP-Seiten zu den damaligen Datenraten von 9,6 bzw. 14,4 kBit/s im GSM-Netz ziemlich nervtötend. Etwas besser wurde es mit der Einführung von GPRS - als erster Anbieter startete Viag Interkom im Dezember 2000 den General Packet Radio Service, der eine Beschleuningung von theoretisch gut 100 kBit/s versprach. Die damaligen GPRS-Handys schafften aber maximal 30 kBit/s.

Richtig interessant wurde WAP erst Ende 2003 mit der Einführung des neuen Standards WAP 2.0, der deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten für die mobilen Inhalte bot. Allerdings verbrauchten die bunten Seiten auch wieder mehr Datenvolumen, was bei den damaligen Datenpreisen durchaus unangenehm auffiel. Mittlerweile ist das Schnee von gestern, denn durch den Ausbau der mobilen Netze mit UMTS/HSPA bzw. EDGE und dazu passenden Flatrate-Tarifen steht den mobilen Nutzern das komplette Internet offen.