Test

Ein Monat Windows Phone 7: Das neue System im Test

Freud und Leid mit der neuen Smartphone-Plattform von Microsoft
Von Markus Weidner /  Thomas Michel

Facebook wurde bei Windwos Phone 7 direkt ins Betriebssystem integriert, steht aber ebenso wie Twitter auch als native Anwendung zur Verfügung. Das heißt, hat man unter den Einstellungen einen Facebook-Account angegeben, dann stehen die Informationen (Bilder, Kontaktdaten, Statis) der Facebook-Kontakte in den entsprechenden Anwendungen im Handy gleich zur Verfügung. Es können also nicht nur die Telefonnummern der Freunde im Handy abgerufen werden, sondern gleich noch die neuesten Aktivitäten bei Facebook abgefragt oder eine Message an der Pinnwand hinterlassen werden. Gleiches gilt für Bilder, die Facebook-Freunde einstellen und freigeben, erscheinen dann im Handy unter Bilder.

Unverständlich ist der fehlende Windows Live Messenger. Stattdessen gibt es im Marketplace einen Messenger eines Drittanbieters, der den MSN-Dienst unterstützt. Allerdings zeigt sich bei der Nutzung dieser Gratis-Anwendung ein weiterer Nachteil des neuen Microsoft-Betriebssystems: Windows Phone 7 ermöglicht noch kein Multitasking. Sobald der Messenger geschlossen wird, ist man für seine Kontakte offline.

Andere Instant-Messaging-Communities wie ICQ, AIM oder Google Talk lassen sich auf dem Windows Phone noch gar nicht nutzen. Hier ist Abhilfe in Sicht. So hat Shapeservices eine Variante seines Multimesssengers IM+ für die neue Microsoft-Plattform angekündigt. Wann und zu welchem Preis das Tool verfügbar sein wird, ist noch nicht bekannt. Innovativ zeigt sich nicht nur die zum System gehörende Kontakte-Anwendung, die Informationen aus verschiedenen Datenquellen bündelt. Auch der Kalender lässt sich gut bedienen, Einträge lassen sich direkt bearbeiten, neu anlegen oder löschen. Bei anderen Systemen ist das teilweise nur über mehrere Untermenüs möglich. Dafür ist es - außer im Lautlos-Profil - nicht möglich, die akustischen Termin-Warner abzuschalten. Auch sehr praktisch ist die Bedienung der Kamera: Hier lässt sich per Wisch-Bewegung zwischen dem Aufnahme-Modus und geschossenen Bildern oder Videos hin- und her wechseln.

Apps können vor dem Kauf getestet werden

Der Windows Marketplace for Mobile bietet derzeit eine untere vierstellige Anzahl an Applikationen, mit denen sich der Funktionsumfang des Smartphones erweitern lässt. Dabei fehlen derzeit noch viele Anwendungen, die man von anderen Plattformen kennt. So gibt es noch keinen frei programmierbaren Webradio-Client, sondern nur einige wenige Apps von einzelnen Sendern. Auch Chat-Programme und SSH-Clients sucht der Nutzer bislang vergeblich. Dafür sind zahlreiche Spiele verfügbar, die sich auch in anderen AppStores finden, wie zum Beispiel Flight Control, Assissin's Creed oder Need for Speed. Menü für Einstellungen Menü für Einstellungen
Foto: teltarif

Die Suche nach neuer Software im Marketplace gestaltet sich aber etwas unübersichtlich, da hier nach der Eingabe des Suchbegriffs nicht nur Apps, sondern auch andere passende Treffer wie Musiktitel oder Playlists angezeigt werden. Hier bleibt die Hoffnung auf Nachbesserungen in künftigen Software-Versionen. Positiv ist die Möglichkeit, Bezahl-Anwendungen oft zunächst testen zu können, bevor man sich zum Kauf entscheidet. Wer ganz auf kostenpflichtige Software verzichtet, muss auch keine Kreditkarten-Daten angeben.

Wer bislang schon mit anderen Smartphones Erfahrungen gesammelt hat, wird aber auch einige Features schmerzlich vermissen. Wie auch am iPhone fehlt die Möglichkeit, verschiedene Sound-Profile (zum Beispiel für laute und leise Umgebung) einzurichten. Auch die Möglichkeit, das Handy als Daten-Modem für ein Tablet, Netbook oder Notebook zu nutzen, gibt es nicht und der integrierte Speicher lässt sich nicht erweitern. Und die Copy-and-Paste-Funktion fehlt auch noch, hier will Microsoft Anfang 2011 per Software-Update nachrüsten.

Fazit: Guter Start - aber einige Features fehlen noch

Insgesamt betrachtet hinterlässt Windows Phone 7 bereits einen guten Eindruck. Die Smartphones, bei denen große Teile der Konfiguration von Microsoft vorgegeben wurde, sind hochwertig verarbeitet. Das System funktioniert stabil und reagiert schnell auf Eingaben. Die Benutzeroberfläche ist gut durchdacht und lässt sich nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung intuitiv bedienen.

Allerdings hat Windows Phone 7 auch Schatten-Seiten. So fehlen viele Features, die man von anderen Plattformen bereits als selbstverständlich kennt. Dazu gehören Multitasking und Copy-and-Paste genauso wie Instant Messenger oder Tethering. Dabei gilt es zu bedenken, dass das neue Betriebssystem erst seit wenigen Wochen auf dem Markt ist. Das Apple iPhone startete 2007 gänzlich ohne AppStore und das Angebot im Android-Market war zum Start vor zwei Jahren noch sehr dürftig.

Sofern sich die Smartphones gut verkaufen, dürfte Windows Phone 7 schnell auch für Software-Entwickler interessanter werden. Dann werden sicher auch die noch bestehenden Lücken bei verfügbaren Apps geschlossen, so dass Microsoft mit seinem neuen Smartphone-Betriebssystem zu den Platzhirschen Apple und Google aufschließen kann.

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