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UMTS als Ersatz für DSL?

Von Patrick

Mobiles Internet ist in Deutschland ein Wachstumsmarkt. Nahezu alle Netzanbieter haben ihre Dienste in den letzten Monaten deutlich ausgebaut und durch den starken Wettbewerb werden auch Vertrags- und Preisgestaltung immer attraktiver für den Nutzer. Mit einem Blick auf die beworbenen Vorteile und Bandbreiten stellt sich die Frage, ob UMTS inzwischen eine ernsthafte Alternative zum klassischen DSL Anschluss ist?

Generell kann das mobile Internet der fest installierten Leitung durchaus Konkurrenz machen. Während der Verbraucher sich für DSL fast überall 24 Monate an einen bestimmten Telefonanbieter binden muss, gibt es für das mobile Internet inzwischen in fast jedem Netz kurzfristigere Angebote. Auch die Verträge können für den Kunden vorteilhaft sein. Aufgrund der Vielzahl und Unterschiedlichkeit sollten die Angebote aber vorher genau abgewogen werden. Erste Anbieter warten auch bereits mit Kombi-Paketen auf.

Auch der Anschluss oder die Ummeldung sind für den UMTS-Kunden ungleich einfacher. Das Warten auf den Techniker entfällt genauso wie schwieriges Verlegen von Kabeln und Umschaltzeiten. Doch diese Flexibilität wird mit Einbußen bei der Leistung bezahlt.

Zwar werben die D-Netze und O2 unter Nutzung von HPSA mit Geschwindigkeiten von 3,6 bis 7,2 Mbit/s Downstream - aber diese Werte werden real kaum erreicht. Spätestens abseits der Ballungszentren tröpfeln die Daten oftmals nur noch kBit-weise durch die Leitung. Das E-Netz, welches bisher nur mit UMTS arbeitet, ist sogar generell auf 384 kBit/s Downstream begrenzt. Nicht zu vergessen: es handelt sich trotz aller Neuerungen um Funk. Also technisch nicht viel anders als Radio. Das heißt, die Übertragungsraten sind auch von Faktoren wie Wetter und Wolken abhängig. In Gebäuden werden die Signale zudem von den Wänden gedämpft. Die Bewehrung macht ein Durchkommen der Signale manchmal nahezu unmöglich.

Doch mit diesem Glücksspiel um die Übertragungsraten noch nicht genug: Die Latenzzeiten sind bei UMTS-Internet wesentlich höher als bei DSL. Die Zeiten, zwischen Abschicken einer Information und der Antwort aus dem Netz sind wesentlich länger. Das ist vor allem für Online-Spieler ärgerlich, aber auch das letztsekündliche Gebot in einer Online-Auktion kann so scheitern. Ebenso können der Aufbau von Webseiten und Downloads unter der erhöhten Latenzzeit leiden.

Ferner unterliegen die meisten UMTS-Verträge Leistungseinschränkungen. Sie sind also ein Stück weit mit den früheren Volumenpaketen zu vergleichen. Bei fast allen Tarifen wird nach einem monatlichen Datenvolumen von fünf GB die Leistung auf GPRS-Niveau gedrosselt. Streaming, Fernsehen über das Netz, große Downloads oder Ähnliches erübrigen sich so. Auch schließen die meisten Anbieter Voice-over-IP und Instant Messaging vom Leistungsumfang aus; ein großes Manko für kommunikationsstarke Nutzer.

Insgesamt kann UMTS-Internet für bestimmte Nutzer eine Alternative zum DSL-Anschluss sein. Große Datenmengen, schnelle Ping-Zeiten oder verschiedene Kommunikationsarten bleiben aber weiter auf das Netz aus dem Kupferkabel angewiesen. Wer darauf kein Wert legt und jedes Stück Flexibilität genießt, ist eher beim mobilen Internet richtig. Generell gilt: Vor der Entscheidung die reale Leistung vor Ort zu prüfen und vor Vertragsabschluss das eigene Nutzungsverhalten ausgiebig zu betrachten kann auch kein Fehler sein.

<via Teltarif>

[Bild: E-Plus, Praxistest Digitale Dividende II]