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Test: Das MSI Wind U135 unter der Lupe

Von Steffen Herget

MSI Wind U135 Das MSI Wind U135 ist das erste Pine-Trail-Netbook des Herstellers, das auf dem deutschen Markt verfügbar ist. Der Preis des 10-Zöllers liegt bei rund 300 Euro liegen. Was kann der neue Intel Atom N450 besser als die alte Netbook-Plattform? Hat sich die Akkulaufzeit verbessert? Wie ist die Verarbeitung des neuen Gehäuses? Wir beantworten die Fragen in einem ausführlichen Test.

MSI Wind U135

MSI Wind U135 Wir haben den 10-Zoller MSI Wind U135 in der Redaktion, und nachdem wir das Netbook aufgeschraubt und wieder zusammengestzt haben, geht es weiter. Es brannte uns die Frage unter den Nägeln, ob sich ein Umstieg auf die neue Intel-Atom-Plattform lohnt, oder ob sich potentielle Kunden jetzt noch getrost einen Mini der ersten Generation kaufen können. Soviel vorweg: Akkulaufzeit und Performance des Prozessors warten erwartungsgemäß. Die positiven Überraschungen des MSI Wind U135 finden wir an ganz unerwarteten Stellen, die Enttäuschungen aber auch. Mehr dazu in den folgenden Abschnitten.

Unser erster Eindruck

Das MSI Wind U135 liegt etwas wuchtig in der Hand und wirkt nicht besonders hochwertig verarbeitet. Besonders die Bodenplatte ist es, die uns missfällt. Diese kann leicht eingedellt werden. Den instabilen Eindruck haben wir auch, wenn wir den Deckel betrachten. In der finalen Position beim Öffnen federn die Scharniere sehr deutlich. Dies bringt die Displayanzeige, etwa bei ruckelnden Auto- oder Zugfahrten, zum unschönen Wippen. Fest sitzt hingegen die glänzende Handballenauflage. Abgesehen davon, dass die Fläche Fingerabdruck-Hasser auf den Plan ruft, gibt es an dieser nichts aus zu setzen.

Schwammige Eingaben ohne Multitouch

MSI Wind U135 Tastatur Für das Keyboard setzt der Hersteller freistehende Tasten ein. Diese so genannte Chiclet-Tastatur reicht bis hart an den rechten und linken Rand des Netbooks heran. Die Nutzung der kompletten Breite des Gehäuses ist ergonomisch sinnvoll. Große Hände haben aber wenig von diesem Vorteil, denn die vollständig planen Tasten bieten kaum Halt. Sie sorgen daher trotz der großen Abstände zwischen den Tasten für ein ungenaues Tippgefühl. Hinzu kommt ein nachgebendes Tastenbett. Das sorgt für einen schwammigen Anschlag.

Nach der etwas unbefriedigenden Tastatur atmen wir beim Touchpad auf. Die Oberfläche des Pads ist angenehm und nimmt unsere Bewegungen zügig auf. Aber was ist das? Zwei-Finger-Gesten funktionieren nicht. Schnell schauen wir in die Eigenschaften des Touchpads und sehen es dort schwarz auf weiß: Es unterstützt kein Multitouch. Zoomen oder Drehen mit zwei Fingern ist nicht möglich.

Krasse Farben

Aus einem unerfindlichen Grund haben sich die Produktentwickler bei MSI gegen ein mattes Displaypanel entschieden. Der Vorgänger U100 konnte damit viel Prestige einheimsen. Passt viel besser zur Hochglanz-Optik, sagen die Einen. Vermiest den Einsatz unter Tageslicht, sagen die Anderen. Zu welcher Fraktion der potentielle Nutzer gehört wissen wir nicht, doch starke Reflektionen werden im kommenden Sommer tatsächlich den Einsatz im Park vermiesen. Da hilft auch die durchschnittliche Helligkeit von um die 200 cd/m² nicht viel weiter.

Eines müssen wir dem Wind U135 aber lassen. Die Kontraste der 10-Zoll-Bildschirmanzeige sind phänomenal. Unser Messgerät ermittelt einen Schwarzwert von 0,2 cd/m² bei höchster Helligkeit. Das ergibt rechnerisch einen Kontrastwert von 1000:1. Auch wenn Kontraste bei Netbooks selten ein Kaufargument sind, in dieser Beziehung ist das Wind U135 spitze. Ähnlich glamourös fallen dankenswerter Weise die möglichen Betrachtungswinkel aus. Nach rechts und links können unsere Augen bis zu zirka 60 Grad von der Mitte abweichen (horizontal), ohne dass Farben verfälschen oder Schrift unleserlich wird. Ähnliches gilt für die vertikale Blickwinkelabweichung. Bis zirka 40 Grad können unsere Augen nach oben oder unten von der Mitte abweichen. Erst dann invertieren die Farben leicht und die Helligkeit nimmt ab.

Leistung: Kraftlos mit Pine Trail

Das Wind U135 ist mit einem Intel Atom N450 Prozessor ausgerüstet. Diese CPU hat den gleichen Takt wie sein N280-Vorgänger: 1,66 GHz. Dazu gesellt sich ein kleiner L2-Cache von 512 KB. Der FSB liegt bei 667 MHz, die TDP bei 5,5 Watt. Ihr denkt jetzt: Warum soll die neue Netbook-Generation besser sein als die alte, wenn die CPU deutlich mehr Strom benötigt? Ein N280 hat einen maximalen TDP von 2,5 Watt.

Das Geheimnis liegt im integrierten Grafik-Kern. Eine DirectX-9 kompatible Intel GMA 3150 sitzt in der N450-CPU, genauso wie der Controller des Speichers. Dies ist energieeffizienter, erlaubt kleinere Mainboards und die Hersteller können die Layer der Motherboards verringern.

Soweit die Fakten, wie schnell rechnet aber nun ein Atom N450? Die Antwort: Mehr oder weniger exakt so schnell wie ein N280 mit gleichen Takt, gleichem Cache und gleichem FSB. So marginal die Unterschiede zwischen dem Atom N270 und N280 waren, so gering ist auch die Differenz zur Rechenleistung des N450. Nehmen wir zum Beispiel den Einkern-Prozessor-Test Povray. Dieser ermittelt 5.633 Sekunden. Die N280- und N270-Vorgänger benötigten für denselben Test je nach Netbook zwischen 5.300 und 5.600 Sekunden. Der Leser sieht sofort eine Differenz, aber die beträgt selbst zur 5.300 nur sechs Prozent. Eine Differenz, die vernachlässigt werden kann.

MSI Wind U135 HDTune Ein Test für die Leistung des gesamten Netbooks gibt darüber Auskunft, wie gut das Zusammenspiel aller Teile klappt. Hierzu gehören Festplatte, Prozessor, Grafik und Speicher. Das Tool Performance Test 7.0 ermittelt für das MSI Wind U135 230 Punkte. Netbooks, die bisher die Redaktion erblicken konnten, lagen meist im Bereich zwischen 220 und 240 Punkten. Ob ein paar Punkte mehr oder weniger, dafür war und ist die Festplatte verantwortlich. Die flotte Fujitsu-Festplatte verrichtet ihr Werk äußerst schnell, das Tool HD-Tune misst 69,6 MB pro Sekunde beim sequentiellen Lesen. Das ist ein Spitzenwert für eine 2,5-Zoll Notebook-Festplatte.

Sechs bis acht Stunden Surfen

Wichtiger als alles andere ist die Akkulaufzeit, das sagen die Mobility-Fans. Wir ziehen den Stecker, schalten den MSI ECO-Modus ein (Fn-Taste) und surfen bei geringer aber akzeptabler Helligkeit per WLAN im Internet. Während des Tests ist das Abschalten der Anzeige oder der Festplatte deaktiviert, Bluetooth ist aus. Bei leichtem Surfen über News-Seiten oder Blogs zeigt uns Windows eine zu erwartende Laufzeit von acht Stunden an. Wenn es für die CPU härter zur Sache geht, wie beim Anschauen von YouTube Clips, verringert sich die Laufzeit schnell auf knapp unter sechs Stunden. Das Tool BatteryEater erwartet in diesem Zustand 5:48 Stunden.

Surfen mit dem USB-Surf-Stick ist in! Daher haben wir gleich einen Test mit einem T-Mobile D1 Surf-Stick durchgeführt und sind bei oben genannten Einstellungen und deaktiviertem WLAN über Websites gesurft. Das Wind U135 hielt knappe fünf Stunden durch. Das Surf-Verhalten beschränkte sich hierbei auf News-Seiten und Blogs ohne Videos.

Aktiver Gehäuse-Lüfter

MSI Wind U135 Lüfter Was wir mit dem MSI Wind U135 auch machen, es wird gerade mal handwarm. Die Oberseite bleibt dabei am kühlsten und das ist sehr angenehm. Der Lüfter ist allerdings ständig zu hören. Die Kühlung geht niemals als. Das konstante Geräusch ist zwar nicht nervend, erscheint aber bei Betrachtung des Innenlebens unnötig. Es gibt auf dem Mainboard nur einen einzigen Chip, der durch eine winzige Aluminium-Heatpipe gekühlt wird. Dieses Kühlblech hat keine thermische Verbindung zum Lüfter. Der kleine Lüfter ist also ein Gehäuselüfter, der warme Abluft aus dem Chassis herausbefördert. Theoretisch könnte ein Nutzer den Gehäuselüfter deaktivieren. Ob das praktisch gut geht, haben wir nicht ausprobiert.

Fazit: Pine Trail ohne Performance-Boost

Das MSI Wind U135 ist ein ordentlich mobiles 10-Zoll-Netbook mit einer schnellen 250 GB Festplatte. Die Intel Pine Trail Plattform liefert gute Laufzeiten beim Surfen von sechs bis acht Stunden ab. Das sind ordentliche Werte, aber sie sind nicht wirklich deutlich besser als das, was die alte Atom-Generation bereits leistete.

MSI Wind U135 Überraschend war für uns der exorbitant hohe Kontrast und die sehr gute Blickwinkelstabilität der 10-Zoll Bildschirmanzeige. Netbooks und Notebooks haben oft ein farbschwaches Display, das idealerweise nur von vorn betrachtet werden sollte. MSI setzt ein Highlight und baut eine Anzeige ein, die eines Spiele-Notebooks würdig ist.

Weniger gut ist die Verarbeitung und damit unser haptischer Eindruck. Die Unterseite lässt sich leicht eindellen, das Scharnier wippt in der Endposition stark nach und die Tasten haben einen Anschlag ohne gutes Feedback.

Pine Trail leistet im Falle des MSI Wind U135 folgendes: Eine günstigere Produktion des Netbooks. Aus diesem Grund fängt die neue Plattform dort an, wo die alte preislich aufgehört hat, bei 280 bis 300 Euro. Für den Endkunden dürfte es kaum eine Rolle spielen, ob er sich für die alte oder neue Atom-Technik entscheidet.

Zu guter Letzt noch das Datenblatt und unsere Bildergallerie, die wie immer auch im Fotostream von mobicroco auf Flickr zu finden ist.

Datenblatt MSI Wind U135

  • CPU: Intel Atom N450, 1,66 GHz, FSB 667 MHz
  • Chipsatz: Intel NM10 Express
  • Display: 10 Zoll Glare LED TFT, spiegelnd
  • Auflösung: 1.024 x 600 Pixel
  • Arbeitsspeicher: 1.024 MB DDR2 SD RAM aufgelötet, ein Sockel frei
  • Festplatte: 250 GB, 5.400 rpm
  • Grafik: Intel GMA 3150 in CPU
  • Schnittstellen: VGA, Audio, 3x USB, Ethernet, WLAN 802.11 a/g/n, Multi-Card-Reader
  • Betriebssystem: Windows 7 Starter 32bit
  • Gewicht: 1,30 kg
  • Preis: 299 Euro, verfügbar Ende Januar

MSI Wind U135 in der Galerie: