Hintergrund

Fotos, WLAN, Laser - Was macht das Street-View-Auto wirklich?

Unberechenbare Datenkrake oder harmloser Dienst? Ein Hintergrund
Von Thorsten Neuhetzki

Die Autos erfassen weitere Daten jenseits des Optischen. So ist es ein offenes Geheimnis, dass Google mit den Autos gleichzeitig die Straßen vermisst. Möglich wird dies mit dem allgemein zugänglichen GPS-Signal. Da die Autos nach einem vorgegeben Schema die Straßen abfahren, ist es für Google auf diesem Weg ein Leichtes, sich eigenes Kartenmaterial zu erstellen. Dieses muss dann künftig nicht mehr bei Drittanbietern wie Navteq eingekauft werden. Dadurch wird Google flexibler und kann beispielsweise Navigationsdienste anbieten, ohne auf die eingekauften Kartenlizenzen Rücksicht zu nehmen.

Vor einigen Wochen wurde zudem bekannt, dass Google einen WLAN-Scanner an Bord der Autos hat. Diese scannen die auf der Straße zu empfangenden WLAN-Netze und ordnen sie dem Ort zu, an dem sich das Auto aktuell befindet. Damit möchte Google ermöglichen, dass Handys ohne GPS-Modul möglichst präzise geortet werden können. Dadurch, dass WLAN-Netze aus Wohnungen, die schon auf der Straße ankommen, nur wenige Meter empfangen werden können, und die Google-Autos dem Signal GPS-Koordinaten zuordnen, klappt die Ortung über WLAN-Netze sehr präzise und genauer, als es über Mobilfunknetze möglich wäre.

Was steckt hinter der WLAN-Panne?

Street View Auto Ein buntes Exemplar eines Autos für Google Street View
Foto: teltarif.de
Bekannt geworden ist am Wochenende nun, dass Google nicht nur die Namen der Netze, die nicht als solche veröffentlicht werden dürften, nicht nur als Datenbankbasis dienen, sondern auch übertragene Daten erfasst hat. Nach Angaben des Konzerns erfolgte dieses Mitschneiden aufgrund eines Programmierfehlers und sei nur versehentlich erfolgt. Dem mag man Glauben schenken oder nicht. Klar ist aber, dass die erfassten Daten marginal sein dürften und nur Nutzer betrifft, die ihr Netz nicht verschlüsselt haben.

Dadurch, dass eine Erfassung nur in der Reichweite des WLAN-Netzes möglich ist und der eingebaute Scanner noch mehrmals pro Sekunde die Frequenz wechselt, ist die gesammelte Datenmenge pro Funknetz überschaubar und lässt sehr wahrscheinlich keine Rückschlüsse auf den Nutzer zu. Denn wer in den wenigen Sekunden, die das Auto vor der Tür entlang fuhr, das Internet nicht genutzt hat, hat keine Daten (abgesehen von eventuellen Kontroll-Bytes) übertragen.

Fazit: Angst vor Street View beruht weitgehend auf Unkenntnis

Sicher mag es Fälle geben, bei denen es gute Gründe gibt, warum ein Gebäude oder Grundstück nicht online sichtbar sein sollte. Privatleute dürften jedoch eher weniger zu diesen Gruppen gehören, denn wer wissen will, in welchem Umfeld jemand lebt, kann das auch heute schon mittels Internet oder auf anderen Wegen ausfindig machen.

Google hätte technisch noch weitaus mehr Möglichkeiten, seine Nutzer ausfindig zu machen. Das betrifft vor allem jene Handy-Nutzer mit Android, einem Betriebssystem von Google, bei dem Google vermutlich problemlos "Nach-Hause-Telefonieren-Code" einbauen könnte. Auch über die Suchmaschine und Dienste wie den Newsreader, den Browser Chrome, Google Mail oder Docs ließen sich einige Daten spezifischen Nutzern zuordnen. Google versichert immer wieder, kein Interesse zu haben, einzelne Profile zu Nutzern zu erstellen. Ob dem so ist, weiß am Ende nur der Anbieter selbst.