Ausprobiert

Sony Xperia X im Test: Keine Innovation, der Z-Serie zu ähnlich

Das Sony Xperia X versucht, im Test ein Highend-Smartphone zu sein, es ist aber keines. Bietet es Vorzüge gegenüber dem Xperia Z5? Dabei spielt der Preis auch eine große Rolle.
Von Marleen Frontzeck-Hornke

Das Sony Xperia X wurde ursprünglich im Rahmen des Mobile World Congress Ende Februar präsentiert. Erst Ende Mai wird das Smartphone zur Verfügung stehen. Die Japaner haben mit dem Xperia X ein Modell der gehobenen Mittelklasse vorgestellt. Die eigentliche Highend-Version trägt die zusätzliche Bezeichnung "Performance" im Namen und ist mit einem Snapdragon-820-Prozessor ausgestattet. Allerdings bietet Sony das Smartphone "noch" nicht für den deutschen Markt an.

Sony Xperia X

Die unverbindliche Preisempfehlung für das Sony Xperia X liegt bei 599 Euro. Es wird in den Farbvarianten Roségold, Limegold, Schwarz und Weiß angeboten. Bei unserem Testgerät handelt es sich um die Roségold-farbene Variante. Im Test haben wir das Sony Xperia X auf Herz und Niere geprüft. Dabei zeigen wir, wie sich das Smartphone in puncto Telefonie, Leistung, Akku-Laufzeit und Co. schlägt.

Sony Xperia X im Smartphone-Test Sony Xperia X im Smartphone-Test
Bild: teltarif.de - Marleen Frontzeck
Preis-Vergleich: Das Sony Xperia Z5 ist für 455 Euro (inklusive Versandkosten) im Online-Handel verfügbar. Es stellt sich somit die Frage, ob das Xperia X in puncto Ausstattung einen Mehrwert hat, der den höheren Preis rechtfertigt.

Design und Verarbeitung im Test

Sony bleibt beim Xperia X seiner Design-Linie treu und setzt wieder auf ein Omnibalance-Design, das wir bereits seit Jahren von der Z-Serie kennen. So befinden sich alle wichtigen Tasten auf der rechten Rahmenseite des Smartphones (mit Blick auf das Display). Zunächst kommt der längliche Power-Button samt dem integrierten Finger­abdruck­scanner. Danach folgen die Taste für die Lautstärke­regelung und die physische Kamera-Taste. Alle Tasten haben einen guten Druckpunkt. Auf der gegenüber­liegenden Rahmenseite befindet sich der Nano-SIM- und microSD-Slot, der durch eine zusätzliche Klappe geschützt ist, die direkt am SIM-Karten-Schlitten befestigt ist - das ist neu. Beide Karten lassen sich auf einen SIM-Karten-Schlitten legen und in das Smartphone stecken - dies hat im Test problemlos funktioniert. Hinweis: Hierzulande ist das Sony Xperia X nur als Single-SIM-Version verfügbar, in manchen Ländern ist das Smartphone aber auch mit Dual-SIM erhältlich. Der microSD- und Nano-SIM-Kartenslot beim Xperia X im Test Der microSD- und Nano-SIM-Kartenslot beim Xperia X im Test
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Der Rahmen des Xperia X ist durchgängig und setzt sich nicht mehr - wie es bei den Modellen der Z-Reihe der Fall ist - aus mehreren Bauelementen zusammen - das gefällt. Außerdem bietet das Xperia X ein komplettes Metall-Gehäuse - bisher hat Sony bei seinen Smartphones eine Glasrückseite eingebaut, die bei Stürzen leicht gesprungen ist. Insgesamt ist auch die Verarbeitung tadellos: Wir haben keine Spalten oder überstehende Kanten gesehen bzw. erfühlt. Das Sony Xperia X kann auch in puncto Ergonomie und Handling punkten. Es liegt mit den Maßen 143 mal 69 mal 7,7 Millimeter und einem Gewicht von 152 Gramm bequem in der Hand - eine einhändige Bedienung stellt kein Problem dar. Im Vergleich zum Xperia  Z5 fehlt dem Xperia X eine IP-Schutzklasse - es ist weder gegen Wasser noch Staub geschützt. Sony setzt beim Xperia X auf eine USB-3.0-Schnittstelle. Anschlüsse beim Sony Xperia X und Metall-Rahmen Anschlüsse beim Sony Xperia X und Metall-Rahmen
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Display mit Full-HD-Auflösung

Das Display misst 5 Zoll (12,7 Zentimeter) in der Diagonale und löst 1080 mal 1920 Pixel auf - wie auch das Xperia Z5 mit 5,2-Zoll-Display. Die Pixeldichte beträgt beim Xperia-X-Display 441 ppi. Anders als noch beim Xperia Z5, ist das Display-Glas zu den Seiten hin leicht gebogen, um die Bedienung angenehmer zu machen - was auch klappt. Generell gibt das Display die Farben kräftig wieder und diese wirken nicht zu überspitzt bzw. künstlich. Die breite Palette an Farben bietet die hauseigene Triluminos-Technologie, die Sony bei seinen Smartphones und Tablets einsetzt und stetig weiter­entwickelt. Insgesamt könnte das Display des Xperia X nach unserem Empfinden noch etwas heller sein: Selbst bei voller Helligkeits­stufe sind wir nicht ganz zufrieden. Xperia-UI-Oberfläche beim Xperia X im Test Xperia-UI-Oberfläche beim Xperia X im Test
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Im Test ist positiv anzumerken, dass die Schrift und die Umrisse der Icons scharf abgebildet werden. Zudem lässt sich der Weißabgleich in den Einstellungen unter dem Punkt Display individuell regeln. Bei der Blickwinkel­stabilität muss das Sony Xperia X im Test einen Minuspunkt einstecken: So lässt sich der Text schon bei einem geringen Neigungswinkel schwerer ablesen, da das Display vor allem dunkler wird. Für ein Mittelklasse-Smartphone gehen die Fähigkeiten des Displays insgesamt in Ordnung. Test der Blickwinkelstabilität beim Sony Xperia X Test der Blickwinkelstabilität beim Sony Xperia X
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Prozessor, Benchmark-Test und Leistung

Im Sony Xperia X arbeitet ein Snapdragon-650-Prozessor, dessen sechs Kerne mit je 1,8 GHz getaktet sind. Der CPU stehen eine Adreno-510-GPU und 3 GB RAM zur Seite. Grafisch anspruchsvolle Spiele wie Need for Speed laufen auf dem Smartphone einwandfrei. Im Test haben wir auch beim Anschauen von Videos über YouTube in Full-HD-Auflösung keinerlei Probleme wie Aussetzer festgestellt. Die Navigation innerhalb des Menüs verläuft ebenfalls flüssig.

Unseren Eindruck von der Leistung und der Grafik des Sony Xperia X bestätigen die Benchmark-Tests mit AnTuTu und 3DMark: So hat das Sony Xperia X bei AnTuTu 74 989 Zähler und im Unlimited-Scroe von 3DMark insgesamt 17 742 Punkte erreicht. Damit schlägt das Smartphone bei AnTuTu immerhin das Sony Xperia Z5 (Score: 59 508) mit knapp 15 000 Punkten, im 3DMark-Benchmark muss sich das Xperia X aber dem Xperia Z5 mit 27 256 Zählern geschlagen geben.

Kein Stock-Android & Fingerabdruckscanner im Test

Positiv ist, dass sich der interne 32 GB Speicher über den microSD-Slot mit einer Speicherkarte um bis zu 200 GB erweitern lässt. Insgesamt stehen dem Nutzer auf dem Sony Xperia X nur 20 GB zur Verfügung, da der Rest vom vor­installierten System belegt wird. Ab Werk läuft auf dem Sony Xperia X Android 6.0 alias Marshmallow samt der hauseigenen Benutzer­oberfläche Xperia UI. Diese wirkt im Vergleich zur TouchWiz-Oberfläche von Samsung deutlich schlichter und aufgeräumter - von Stock-Android ist diese allerdings weit entfernt. So gibt es schon noch einige vorin­stallierte Apps, die nicht zwingend hätten vorhanden sein müssen. Dazu gehören beispielsweise Facebook, Spotify, AVG Protection und Playstation. Die Bloatware-Apps lassen sich allerdings nicht deinstallieren. Omnibalance-Design beim Sony Xperia X Omnibalance-Design beim Sony Xperia X
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Die Einrichtung des Finger­abdruck­scanner verlief im Test des Xperia X schnell und einfach. Generell erkennt der Fingerprint-Sensor flott den jeweiligen abgespeicherten Finger. Bis zu 15 Mal mussten wir unseren Finger in unter­schiedlichen Positionen auf dem Finger­abdruck­scanner platzieren, um einen sicheren Abdruck zu erhalten. Danach hatten wir zumindest bei unserem Test keine Fehlversuche bei der Nutzung des Fingerprint-Sensors, was nicht selbst­verständlich ist. Alternativ oder zusätzlich zum hinterlegten Fingerabdruck lassen sich noch Sperren wie eine PIN, ein Muster oder ein Kennwort anlegen.

Kamera, Telefonie, Akku & Test-Fazit

Die Haupt-Kamera des Sony Xperia X bietet 23 Megapixel und ist mit einem Hybrid-Autofokus sowie einem Weitwinkel-G-Objektiv mit f2.0-Blende (24 Millimeter) ausgestattet. Videoaufnahmen sind mit der Smartphone-Kamera in Full-HD-Auflösung möglich. Sony hat die Kamera-App etwas überarbeitet und diese schlichter gestaltet. Es existiert noch ein Manuell- und Automatik-Modus. In beiden Modi sind Aufnahmen mit 8 Megapixel vorein­gestellt. Wer die volle Kamera-Auflösung nutzen möchte, der muss diese aktiv in den Einstellungen auswählen - die Fotos werden im 4:3-Format aufgenommen, das 16:9-Format wird mit 20 Megapixel geschossen.

Die rückseitige Smartphone-Kamera des Xperia X muss sich im Test wieder unserem Testszenario bei guten und schlechten Lichtver­hältnissen stellen. Bei guten Licht­bedingungen und mit Blitz macht die Handy-Kamera durch­schnittliche Fotos. So werden die Farben der Quadrate zwar naturgetreu und kräftig dargestellt, allerdings gibt es in puncto Detailreichtum Einbußen und das Ergebnis wirkt etwas zu dunkel. Die Umrisse der Blütenblätter könnten auch noch etwas schärfer sein. 23-Megapixel-Hauptkamera beim Sony Xperia X im Test 23-Megapixel-Hauptkamera beim Sony Xperia X im Test
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Bei schummrigen Licht­verhältnissen sind löblicher­weise die farbigen Quadrate gut voneinander unter­scheidbar. Allerdings werden die Kanten der Quadrate unscharf dargestellt und fransen - insbesondere beim gelben Quadrat - aus. Details wie die einzelnen Blüten­blätter verschwinden fast komplett vom Foto und es herrscht ein leichtes Bildrauschen vor. Insgesamt liefert die Haupt-Kamera nur Fotos mit mittel­mäßiger Qualität ab - hier haben wir mehr erwartet.

Die 13-Megapixel-Frontkamera soll laut Sony insbesondere bei schlechten Lichtver­hältnissen punkten können. In unserem Hands-On waren wir bereits über die gute Aufnahme im Halbdunklen überrascht. In unserem Test haben wir diesen Punkt nochmals im Dunklen ohne Lichtquelle untersucht. Die Selfie-Aufnahme bei guten Lichtver­hältnisse geht in Ordnung. Bei Dunkelheit sieht man deutlich die Puppe, aber das Test-Foto ist - auch nach mehrmaligen Versuchen - unscharf.

Kamera-Menü beim Sony Xperia X im Test Kamera-Menü beim Sony Xperia X im Test
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Telefonie, Lautsprecher und Internet

Das Sony Xperia X bietet LTE-Cat.-6-Unterstützung mit bis zu 300 MBit/s im Down- bzw. bis zu 50 MBit/s im Upstream. Alternativ kann per WLAN-ac auf dem 2,4-GHz- und 5-GHz-Frequenzband im Internet gesurft werden. In puncto Telefonie und Gesprächs­qualität gibt es an dem Xperia X nichts auszusetzen. So haben wir bei Test-Telefonaten - auch an einer gut befahrenen Straße - den Gesprächspartner klar und deutlich verstanden. Die Hintergrundgeräusche wurden dabei fast vollständig herausgefiltert.

Einen Pluspunkt erhält das Android-Smartphone für seinen Sound. Die Front-Surround-Lautsprecher bieten einen sehr angenehmen Klang - die Höhen und Tiefen werden gut wiedergegeben. Dank ClearAudio+ und einer digitalen Geräuschminimierung hat der Nutzer die Möglichkeit, die Audio-Qualität nochmals zu verbessern, was im Test auch etwas zur Optimierung beigetragen hat.

Außerdem bietet das Sony Xperia X NFC, GPS/Glonass, Bluetooth 4.2, Google Cast, DLNA und PS4-Remote-Play. Rückseite des Sony Xperia X im Handy-Test Rückseite des Sony Xperia X im Handy-Test
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Akku-Laufzeit besser als beim Xperia Z5

Sony verspricht eine Akku-Laufzeit von bis zu zwei Tagen mit dem Sony Xperia X. Der Akku hat eine Kapazität von 2620 mAh. Bei gelegentlicher Nutzung und unter Berücksichtigung der Energiesparmodi hält das Smartphone knapp zwei Tage durch, ohne dass man den Akku laden muss. Ein USB-C-Anschluss ist nicht vorhanden und auch eine Quick-Charge-Funktion gibt es nicht.

Im Akku-Test von PCMark liefert das Sony Xperia X ein gutes Ergebnis ab und hält 5 Stunden und 37 Minuten durch. Zum Vergleich: Das Sony Xperia Z5 hat gerade einmal 4 Stunden und 9 Minuten geschafft. Für den Test haben wir die maximale Helligkeits­stufe eingestellt. Es wird die Zeit gemessen, in der der Ladestand von 80 auf 20 Prozent fällt. Dabei wird ein typisches Nutzerszenario simuliert: Es werden Fotos und Videos ausgeschaut, im Internet gesurft und Apps aufgerufen.

Fazit: Sony Xperia X ist ein teures Mittelklasse-Smartphone

PRO
  • Metall-Gehäuse
  • Starker Akku
  • Android 6.0
  • Verarbeitung
CONTRA
  • Preis zu hoch
  • Kein Snapdragon-820
  • Haupt-Kamera mittelmäßig
Die Einzelnoten im Handy-Test:
  • Technische Ausstattung: 2,0
  • Bedienung, Handling, Software: 1,8
  • Hardware, Verarbeitung, Material: 1,4
  • Basis-Feature des Handys: 1,7
  • Einschätzung des Redakteurs: 1,7
  • Gesamtnote: 1,7
Das Sony Xperia X kann im Test mit einer sehr guten Verarbeitung, hochwertigen Materialien und einem aktuellen System punkten. Das Smartphone bietet auch eine bessere Akku-Laufzeit als das Highend-Modell Xperia Z5. Dafür muss das Xperia X Kritik für die mittelmäßige Haupt-Kamera und einen fehlenden Snapdragon-820-Prozessor einstecken. Die Qualität des Displays könnte hinsichtlich der Leuchtstärke auch etwas besser sein. Insgesamt lässt sich festhalten, dass Sony bei seiner neuen X-Serie zu wenig wagt und auf bewährte Dinge setzt. Das Design - trotz kleinerer Änderungen wie das leicht gebogene Display-Glas oder der durchgehende Metall-Rahmen - erinnert zu stark an die Z-Reihe. Hinzu kommt, dass zwar eine bessere Version des Xperia X mit dem Xperia X Performance existiert, diese aber hierzulande nicht verfügbar ist. Kurz und knapp: Bei der neuen X-Serie bleiben die großen Innovationen aus.

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