Betrug?

Prozess um millionenfache Abzocke per SMS-Flirtchat begonnen

Animateure statt Traumpartner - für 1,99 Euro pro Minute
Von AFP / Ralf Trautmann

In einem ersten Prozess um millionenfache Abzocke mit SMS-Flirtchats müssen sich heute sechs Chatbetreiber vor dem Landgericht Kiel verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Betrug vor. Die Angeklagten sollen bundesweit hunderttausenden Partnersuchenden mit vermeintlichen Kontakten zu anderen Singles insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag aus der Tasche gezogen haben.

Laut Staatsanwaltschaft lockten die Betreiber über massenhaft verschickte E-Mails und mit gefälschten Profilen angeblicher Singles ungefähr seit 2005 Kunden in die betrügerischen Chats. Auf Anfragen für 1,99 Euro pro SMS hätten statt Traumpartnern jedoch ausschließlich angestellte Animateure geantwortet. Die Behörde hat noch gegen vier weitere Hauptverdächtige Anklage erhoben und ermittelt zudem gegen zahlreiche weitere Beschuldigte.

Die Verteidiger der sechs Angeklagten stellten zum Auftakt des ersten Prozesses am Donnerstag einer Gerichtssprecherin zufolge zahlreiche Anträge, unter anderem auf Aussetzung und Einstellung des Verfahrens. Darüber sowie über einen Befangenheitsantrag will das Landgericht bis zum nächsten Prozesstermin am kommenden Donnerstag entscheiden.