Internetwachen

Melden statt wegschauen: Internetwache als Anlaufstelle

Bundesländer richten Meldedienste für Gewaltdrohungen im Internet ein
Von dpa / Steffen Herget

Stoßen Jugendliche im Internet auf Hinweise auf eine Gewalttat, sollten sie sich sofort an die Polizei wenden - auch nachts. Das erklärte Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen (LKA) in Düsseldorf, dem dpa-Themendienst. Für solche Fälle haben einige Bundesländer eigene Internetwachen [Link entfernt] als Online-Meldedienste eingerichtet. Sie leiten die Hinweise an den Lagedienst des zuständigen LKA weiter. "Dort sitzen Tag und Nacht geschulte Experten, die diese Hinweise aufnehmen und bewerten", so Scheulen.

Jugendliche füllen auf der Seite der Internetwache ein Formular aus, in dem sie kurz und knapp erklären, was sie wo entdeckt haben, sagt Scheulen. Es sei wichtig, dass sie für Rückfragen ihre Kontaktdaten angeben. "Telefonnummer und E-Mail-Adresse gehören immer dazu." Außerdem sollte der Link genannt werden, unter dem der Nutzer einen möglichen Hinweis auf eine Gewalttat gefunden hat. "Das Motto heißt: Hinsehen und direkt handeln." Auch beim kleinsten Verdacht sollten Jugendliche immer die Polizei informieren.

Die jeweilige Dienststelle des LKA ergreift dann weitere Maßnahmen: Sie wendet sich an den Provider der betreffenden Internetseite und ermittelt darüber die IP-Adresse des Computers, von dem die Gewaltankündigung abgeschickt wurde, erläutert Scheulen. "Der Standort wird dann an die örtliche Polizei weitergeleitet."

Auch das Gespräch mit den Eltern ist wichtig

Gerade für Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren sei es außerdem wichtig, Hinweise auf Gewalttaten mit ihren Eltern zu besprechen, rät Sabrina Hoops vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München. Es lasse sich nie sicher sagen, ob es sich um eine ernste Ankündigung handelt oder nicht. "Das Gespräch mit den Eltern ist dabei ein großer emotionaler Rückhalt." In solch einer Situation sei es wichtig, den Jugendlichen mit der Verantwortung nicht alleinzulassen. Die Eltern könnten sich danach auch direkt an die örtliche Polizei wenden, sagt LKA-Sprecher Scheulen.

Eine angebliche Amok-Androhung hatte zuletzt im Fall von Winnenden für viel Wirbel gesorgt. Sie stellte sich jedoch als gefälscht heraus. In der Stadt bei Stuttgart hatte am vergangenen Mittwoch ein 17-Jähriger 15 Menschen und sich selbst erschossen.