Durchgefallen

Phicomm Energy 2 im Test: Schlechter als mittelmäßig

Noch traut sich Phicomm mit seinen Smartphones in Deutschland nicht so richtig an die Oberfläche. Mit dem Phicomm Energy 2 wird das auch nicht gelingen: Für seinen Preis kann das Smartphone im Test nicht bestehen.
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Phicomm Energy 2 im Test Phicomm Energy 2 im Test
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Die Smartphone-Mittelklasse - was versteht man darunter eigentlich? Abgespeckte Spitzen-Smartphones, die trotzdem fast alles können? Oder aufgepimpte Einsteiger-Phones, die mehr können als ein 80-Euro-Billigheimer?

Phicomm Engery 2

Phicomm hat die Frage nicht ganz eindeutig beantwortet, als das Phicomm Energy 2 zum MWC zwar vorgestellt, aber nicht einmal der Öffentlichkeit gezeigt wurde: Wir erinnern uns: Das große Modell Phicomm Passion 2S wurde in Barcelona nur ganz verschämt in einem winzigen, schwer auffindbaren Mini-Konferenzraum gezeigt. Muss Phicomm sich vor der Android-Konkurrenz verstecken? Immer noch sucht der Konzern den großen Erfolg auf dem europäischen Markt - kann er mit diesem Gerät gelingen?

Das Energy 2, das Phicomm selbst als Mittelklasse-Smartphone vorgestellt hat, erschien nun zum Test in unserer Redaktion. In unserem Test wollten wir herausfinden, ob sich das Smartphone bei seinem Preis von momentan rund 160 Euro mehr in Richtung Oberklasse oder mehr in Richtung Einsteiger-Phones orientiert. Phicomm Energy 2 im Test Phicomm Energy 2 im Test
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Lieferumfang und Design-Ähnlichkeit mit ZTE

Kennzeichen der Marke Phicomm ist das peppige Orange, in dem der Schriftzug des Unternehmens gehalten ist. In genau dieser Farbe leuchtet auch die schlichte Kartonverpackung, in der das Phicomm Energy 2 ausgeliefert wird. Außer dem Smartphone befinden sich in der Verpackung: Microfastertuch, separate Displayschutzfolie, kabelgebundenes Headset, Micro-USB-Kabel, Netzteil und der Akku. Damit ist klar: Der Akku kann vom Käufer selbst gewechselt werden.

Beim ersten Herausnehmen erinnerte uns das Phicomm Energy 2 unweigerlich an Smartphones von ZTE - die Ähnlichkeit mit dem bereits von uns getesteten ZTE Blade A452 ist frappierend: Farbe, Form, Gehäuse-Rundungen und die Position des Kameramoduls: Mit nur wenigen Ausnahmen hat man den Eindruck, einen Klon in den Händen zu halten.

Das Cover ist anfällig für Fingerabdrücke Das Cover ist anfällig für Fingerabdrücke
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Der umlaufende, leicht erhöhte Ring um die Frontseite, der beim ZTE silbern war, ist beim Phicomm weiß, und das Energy 2 hat unter dem Display rechts und links vom Homebutton die klassischen Android-Buttons. ZTE hatte diese in einfache Punkte verwandelt. Ansonsten liegt das Phicomm Energy 2 gut in der Hand, es wirkt aber wenig filigran und etwas klobig. Ganz besonders empfindlich ist das Telefon gegenüber Fingerabdrücken. Selbst mit kürzlich gewaschenen Fingern hinterließen wir sofort Fingerabdrücke auf Gehäuse und Display - das ist unschön.

Spaltmaße: Das Cover sitzt nicht sauber auf dem Telefon Spaltmaße: Das Cover sitzt nicht sauber auf dem Telefon
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Wirklich robust ist das Gehäuse nicht, beim Druck auf die Rückwand knarzt es hörbar. Außerdem sitzt die Rückwand nicht ganz passgenau auf dem Telefon - kleine Spaltmaße sind die Folge, in diesen können sich im Lauf der Zeit Staubpartikel absetzen. Eine negative Parallele zum ZTE Blade A452 fällt auf, wenn man das Energy 2 erstmals einschaltet: Das 5-Zoll-IPS-Display mit einer Auflösung von 720 mal 1280 Pixel wird nicht komplett von der Anzeige ausgefüllt, auf jeder Seite bleibt ein schwarzer Rand von 3 Millimeter übrig, was wie ein Trauerrand aussieht. Die Schärfe des Displays geht für den Preis zwar in Ordnung, blickwinkelstabil ist es allerdings nicht: Schon bei leichtem Kippen des Smartphones sieht es aus, also ob ein rosaroter Filter auf dem Display liegt. Verpackung in den Farben des Unternehmens Verpackung in den Farben des Unternehmens
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Technische Daten: Eher Einsteiger-Niveau

Werfen wir nochmals einen Blick auf die technischen Daten des Phicomm Energy 2: Angetrieben wird es von einem Qualcomm Snapdragon 210 mit vier Kernen und 1,1 GHz Taktfrequenz. 2 GB RAM sowie 16 GB Festspeicher sind eingebaut. Per MicroSD-Karte lässt sich der Speicher um bis zu 64 GB erweitern.

Eingesteckt werden können in das Telefon zwei Micro-SIM-Karten. Phicomm weist aber darauf hin, dass es sich um ein Dual-Standby-Modul handelt. Wird also auf der einen SIM telefoniert, ist die andere nicht ins Netz eingebucht. LTE Cat. 4 mit bis zu 150 MBit/s und 3G sind nur auf dem ersten Slot nutzbar, der zweite Slot beherrscht nur den 2G-Standard. Andere Telefone dieser Preisklasse haben ein LTE-Modul mit Umschaltmöglichkeit per Software, bei dem nicht die SIM umgesteckt werden muss.

Das WLAN-Modul unterstützt nur den Standard 802.11b/g/n, den neuesten ac-Standard beherrscht das Gerät nicht. Ein NFC-Modul ist nicht an Bord, wohl aber Bluetooth 4.0. Bei den restlichen Sensoren gibt es das Übliche: A-GPS, Beschleunigungs-, Licht- und Annäherungssensor sowie E-Kompass. Smartphone mit Lieferumfang Smartphone mit Lieferumfang
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Sprachqualität und Systemleistung

Beim Test der Sprachqualität waren wir vom Phicomm Energy 2 nicht restlos überzeugt. Menschliche Stimmen klangen stets etwas verrauscht und dumpf, waren aber zu verstehen. Auch der eingebaute Lautsprecher bekleckerte sich trotz dts-Logo akustisch nicht mit Ruhm. Für Telefonate ist er zwar zu gebrauchen, für die Musikwiedergabe allerdings etwas zu quäkig.

Die Systemleistung beim Phicomm Energy 2 lässt sich folgendermaßen beschreiben: Alles, was auf dem Telefon an Standardanwendungen auszuführen ist, läuft in annehmbarer Geschwindigkeit, aber nicht rasend schnell. Das System nimmt sich immer wieder kleinere "Denkpausen" nach der Eingabe durch den Nutzer. Tatsächlich beklagenswert ist allerdings die Leistung im Gaming-Bereich: Wer mit dem Smartphone Spiele machen will, sollte lieber zu einem anderen Gerät greifen, denn hier ist Ruckeln angesagt. Anspruchslose Casual Games sind zwar spielbar, doch wenn es in den Action-Bereich geht, krachen die Frameraten auf durchschnittlich 18 bis 21 Bilder pro Sekunde ein. Das kann man maximal als Diashow verkaufen, aber nicht als Spieletauglichkeit. Kleinere Schriften zeigen Unschärfen beim Display Kleinere Schriften zeigen Unschärfen beim Display
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Kamera und Akku

Die Frontkamera des Phicomm Energy 2 ist mit 2 Megapixel Auflösung strenggenommen keine echte Selfie-Kamera, sondern maximal für anspruchslose Videotelefonate zu gebrauchen. Auch die 8-Megapixel-Hauptkamera ist für den Preis des Smartphones maximal ausreichend für Schnappschüsse bei gutem Wetter. Auch bei schönem Sonnenlicht hatten die Fotos in unserem Test aber stets einen leichten rosafarbenen Schleier. Kippt man das Smartphone nur leicht an, werden gerade Linien und Kanten sofort zu stürzenden Linien. Bei Gegenlicht legt sich ein weißlicher Schleier über das Bild - das können andere Smartphones in der Preisklasse besser.

Nicht einmal beim Akku kann das Phicomm Energy 2 das trübe Ergebnis aufbessern - hier hatte das Akku-Wunder ZTE Blade A452 mit rund 10 Stunden Nutzungszeit einen sagenhaften Wert vorgelegt. Der 2300-mAh-Akku des Phicomm Energy 2 ist zwar wechselbar, er hält aber laut unserem Akkutest mit PCMark nur vier Stunden durch - das ist für einen Tag zu wenig. Die von Phicomm versprochenen 8 Stunden Sprechzeit und 220 Stunden Standby-Zeit sind wahrscheinlich nur erreichbar, wenn das Display und andere Optionen wie Bluetooth, GPS, mobile Daten und WLAN ausgeschaltet sind. Uns erschließt sich jedenfalls nicht, wie Phicomm diese Werte ermittelt hat, wahrscheinlich im GSM-Netz. Ein Foto der Hauptkamera Ein Foto der Hauptkamera: Stürzende Linien und rosafarbener Stich
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Fazit: Mittelklasse verfehlt - die Konkurrenz ist besser

Die Einzelnoten im Handy-Test:
  • Technische Ausstattung: 3
  • Bedienung, Handling, Software: 3
  • Hardware, Verarbeitung, Material: 4
  • Basis-Feature des Handys: 3
  • Einschätzung des Redakteurs: 4
  • Gesamtnote: 3,4
Auch wenn Phicomm das Energy 2 preislich in der Mittelklasse positionieren will: Das Smartphone ist lediglich ein Einsteiger-Phone und nach unserem Test sein Geld nicht wert: Spaltmaße bei der Verarbeitung, dumpfer Klang beim Telefonieren, billige Kamera, zu wenig Leistung für Spiele und ein zu schwacher Akku: Damit kann Phicomm auf dem deutschen Markt keinen Blumentopf gewinnen. Da retten auch Dual-SIM und LTE den Eindruck nicht.