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Vielfältig: Kostenlose Anwendersoftware im Internet

Von Bildbearbeitung über Steuererklärung bis Tabellenkalkulation
Von ddp / Steffen Herget

Anwendungssoftware braucht sich heute im Prinzip niemand mehr zu kaufen. Um Tabellen zu kalkulieren, Texte zu bearbeiten oder eine Präsentation zu erstellen, reichen heute der Anschluss ans Web und ein Internetbrowser. In dessen Adresszeile wird zum Beispiel zoho.com eingegeben und schon steht dem User ein ganzes Bündel an webbasierten Anwendungen zur Verfügung - kostenfrei.

Vorreiter waren konstenlose Webmail-Dienste

Die Angebote im Netz genügen den meisten alltäglichen Ansprüchen, doch komplexe Programme wie Word oder Photoshop ersetzen sie nicht. Als populärer Vorreiter kann Webmail angesehen werden. Mit Yahoo, GMX oder web.de wanderte die Verwaltung der E-Mail-Kommunikation schon vor Jahren ins Internet. Der Vorteil: Von jedem beliebigen Internet-Rechner können die Botschaften abgerufen werden, nicht nur vom eigenen, auf dem eine Mail-Software installiert ist.

Doch mittlerweile ist das Angebot auch anderer webbasierter Anwendungen kaum noch überschaubar, wie ein Blick in den Weblog IT Redux belegt. Redakteur Jo Bager von der Zeitschrift "c't" sagt: "Man kann von einem Trend sprechen." Zum einen gebe es immer mehr Dienste. So könnten neben den Office-Anwendungen nunmehr nicht nur die Bildbearbeitung online durchgeführt, sondern auch Kalender verwaltet oder To-do-Listen erstellt werden und vieles mehr. "Und von jedem dieser Diensttypen gibt es immer mehr Anbieter."

Auch die Steuererklärung kann online erledigt werden

Vor allem vor der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise habe es einen wahren Boom an Start-ups gegeben, sagt Bager. Bei Google Text und Tabellen etwa können Dokumente sogar im Team bearbeitet werden, mit Picnik.com schneidet man Fotos zu, passt Farben an, korrigiert die Belichtung oder wendet Effekte an. Auch die Steuererklärung kann rein online abgewickelt werden, wenn auch kostenpflichtig.

Der Funktionsumfang der webbasierten Programme genüge für die meisten Anwendungsszenarien, meint Bager. Allerdings gebe es gegenüber der Software auf dem eigenen Rechner Abstriche zu machen: "Wenn man zum Beispiel auf Adressen in der Datenbank auf dem eigenen PC angewiesen ist oder Serienbriefe schreiben möchte, dann geht das nicht." Google Text und Tabellen biete beispielsweise auch nicht den Umfang an Layout-Möglichkeiten wie Microsoft Word. Zudem erfordere "alles, was hohe Hardware-Anforderungen hat", etwa 3D-Ballerspiele, noch immer den heimischen PC.

Immerhin spart der User mit den webbasierten Lösungen Zeit und Geld. Kauf und Installation von Software sind nicht mehr notwendig, denn zumindest in den gängigen Grundfunktionen sind die Internet-Programme kostenfrei. Dabei steht es in den meisten Fällen jedem frei, einen kostenpflichtigen Premium-Account einzurichten - für größeren Funktionsumfang oder mehr Speicherplatz.

Technologie-Erfinder Microsoft hängt jetzt hinterher

Während der Softwarehersteller Adobe bereits vor zwei Jahren das Start-up Virtual Ubiquity und damit dessen Online-Textverarbeitung buzzword kaufte, gibt es beim Konkurrenten Microsoft laut Bager bislang nur Pläne, hauseigene Office-Anwendungen auch als Web-Versionen anzubieten. "Dabei war Microsoft der Erfinder des Ganzen", sagt der Software-Experte. Microsoft habe als erstes Unternehmen eine Technologie entwickelt, mit der Webseiten erstdynamisch geworden seien und sich dadurch wie Desktop-Anwendungen verhielten. Zum ersten Mal überhaupt sei die so genannte Ajax-Technologie im Internet Explorer fünf eingesetzt worden, im Anschluss habe man mit dem webbasierten Mailprogramm Web Access schnell eine weitere Anwendung im Angebot gehabt. "Danach aber hat Microsoft die Entwicklung etwas verschlafen", sagt Bager. Die Web-Anwendungen funktionierten am besten mit den gängigen Browsern, und Microsoft stellt mit dem Internet-Explorer seit Jahren immerhin den populärsten.