Forderung

Beck will Internet-Nachrichtenangebote kostenpflichtig machen

Qualitätsjournalismus mit staatlicher Unterstützung sichern?
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, über Gebühren für Angebote im Internet nachzudenken. "Journalistische und verlegerische Arbeit ist auch im Netz etwas wert. Wir müssen uns darauf einstellen, wie das einer darauf nicht eingestellten Kundschaft vermittelt werden kann", sagte der Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder heute beim Mainzer Mediendisput.

Beck zeigte sich auch offen für Überlegungen, Qualitätsjournalismus mit staatlicher Unterstützung zu sichern. "Ich würde nichts von all dem einfach vom Tisch wischen", kommentierte er entsprechende Maßnahmen anderer Länder - etwa Medienfonds oder die kostenlose Verteilung von Zeitungen an junge Leser in Frankreich. "Wir müssen darüber reden, aber nicht mit verdeckten Karten", sagte Beck und warb für einen "offenen Diskurs" aller Beteiligten.

"Kein Verzicht auf faire Entlohnung und gute Ausbildung"

Die Suche nach Qualität und Unabhängigkeit in Zeiten zunehmender Konkurrenz aus dem Internet und rigider Sparpolitik stand heute im Mittelpunkt des Medienkongresses. Bei der Tagung mit dem Motto "Schweigen, Lügen und Vertuschen - wenn die Wahrheit nicht mehr öffentlich wird" lieferten Vertreter aller Mediengattungen vor allem düstere Zustandsbeschreibungen und Zukunftsszenarien.

Beck sprach sich dafür aus, die "tiefgreifenden Veränderungen der medialen Welt" als Chance zu sehen. "Natürlich wird mit den neuen Möglichkeiten viel Halbwissen, Unwissen und Unfug verbreitet. Aber bei solch großen Dingen sollten die Chancen im Vordergrund stehen, auch die Chancen für wirtschaftlichen Gewinn und Arbeitsplätze." Das Internet erfordere ein Festhalten am Qualitätsjournalismus als "Leitfaden durch die Informationswelt" nach "kritischer Aufbereitung". Deshalb dürfe auf gute Ausbildung, faire Entlohnung und Arbeitsbedingungen sowie Zeit für Recherche auch künftig nicht verzichtet werden. Man dürfe nicht versuchen, überhöhte Renditeerwartungen mit immer seichteren Inhalten zu erfüllen, warnte er.

Gestern war bekannt geworden, das Medienmogul Murdoch seine Online-Angebote nicht nur kostenpflichtig anbieten, sondern auch aus dem Index von Suchmaschinen verbannen will.