je nach Nutzung

Leise und stromsparend: Nettops als Alternative zum Desktop-PC

Allerdings für rechenintensive Aufgaben wenig geeignet
Von dpa / Ralf Trautmann

Die Rechenleistung von PCs nimmt immer mehr zu. Viele Nutzer schauen über ihren Rechner aber weder hochauflösende Videos, noch haben sie je ein Computerspiel mit aufwendiger 3D-Grafik in der Hand gehabt. Hier kann ein kleinerer Nettop-PC eine Alternative zum klassischen Desktop-PC sein. Das Kompaktgerät ist günstig und eignet sich als einfache Arbeitsstation. Und Nettop-PCs verbrauchen relativ wenig Strom. Bild der EeeBox Ein Nettop:
Die EeeBox
Asus

Ein Nettop ist ein günstiger PC, der vor allem für den Zugriff auf das Internet gedacht ist, erklärt Christof Windeck von der in Hannover erscheinenden Computerzeitschrift c't. "Darauf läuft im Wesentlichen ein Webbrowser, ein E-Mail-Programm und vielleicht noch eine einfache Fotobearbeitung zum Hochladen von Bildern." Die magere Ausstattung sei bewusst gewählt - so könne der Rechner sparsam und billig, aber gleichzeitig auch kompakt und recht zuverlässig sein.

Preislich liegen die Nettops in der Regel um die 300 Euro, sagt Michael Schmelzle von der in München erscheinenden Computerzeitschrift PC-Welt. Zwar böten Nettops im Vergleich zu Standard-PCs weniger Rechenleistung. "Dafür arbeiten sie wesentlich stromsparender und leiser als gewöhnliche PCs." Aufgrund der verwendeten Hardware seien darüber hinaus kompaktere Gehäusedesigns möglich. Sogenannte 1-Liter-PCs seien zum Beispiel der Acer Aspire R3600 Revo und die Asus EeeBox.

Nettops kommen wie Netbooks mit Atom-Prozessoren

Ausgestattet sind Nettops meistens mit den Intel-Prozessoren Atom 230 oder Atom 330, erklärt Windeck. Die Taktfrequenz liegt aktuell stets bei 1,6 Gigahertz. "Wegen der speziellen Bauart des Prozessors liegt die Rechenleistung aber eher niedriger, als die Taktfrequenz vermuten lässt." Nettops verfügten außerdem über eine On-Board-Grafikkarte. Bei Geräten mit vorinstalliertem Windows kommt meistens eine Windows-XP-Home-Edition-Version zum Einsatz. Vista stellt höhere Anforderungen an die Hardware und sei damit eher ungeeignet.

Ein großer Vorteil von Nettop-PCs ist vor allem ihr geringer Stromverbrauch. Der Atom-Prozessor und die im Chipsatz integrierte Grafik benötigten nur einen Bruchteil der Energie herkömmlicher Desktop-Prozessoren. "Ein Nettop braucht insgesamt ungefähr 30 bis 40 Watt, ein 300-Euro-PC hingegen 100 bis 120 Watt", erläutert Schmelzle.

Da sie weniger leistungsstark sind als moderne PCs, erfüllen Nettop-Rechner vor allem einfache Aufgaben: Dazu gehören die Textverarbeitung, das Archivieren von Daten oder das Surfen im Internet, erklärt Jörg Wissing, Produktmanager beim Hersteller Asus in Ratingen. Anwender, die eine höhere Leistung für aufwendige Office-Software, Kalkulationen, Datenbanken und gar 3D- oder Grafikapplikationen benötigen, seien mit einem klassischen Desktop-PC besser beraten.

Auch passionierte Spieler und Fotoliebhaber werden an den Nettops keine Freude haben. Die Geräte eigneten sich kaum für 3D-Computerspiele oder bessere Fotobearbeitungssoftware, sagt Windeck. Mit hochauflösenden Videos im Internet haben die Nettops ebenfalls Probleme: "Die Wiedergabe ruckelt, HD-Video von Blu-Ray-Discs funktioniert meistens gar nicht." Wer mehr 3D-Leistung möchte, greift am besten zu Nettops mit Nvidia-Ion-Chipsatz.

Schnittstellen und Möglichkeiten zur Aufrüstung begrenzt

Nettops mit einem solchen Chip verfügten über einen HDMI-Anschluss und können sogar Blu-Ray-Discs abspielen, sagt Windeck. "Das teure Laufwerk muss aber nachträglich gekauft und extern angeschlossen werden." Manche Nettops hätten außerdem keinen Anschluss für ein digitales Display. Bei analog angeschlossenen Monitoren könne aber die schlechte Signalqualität der VGA-Anschlüsse dazu führen, dass das Bild bei höheren Auflösungen unscharf und kontrastarm aussieht.

Schnittstellen beschränken sich bei Nettops auf das Wesentliche, so Schmelzle. Vor allem fehlten Video-Schnittstellen, die klassischen PS/2-Buchsen für Maus und Tastatur, aber auch moderne Schnittstellen wie Firewire für Camcorder, eSATA für externe Laufwerke und digitale Audioausgänge. Eine Ausnahme stellten hier wieder die Nettops mit Ion-Chipsatz dar, die zumindest über HDMI und eSATA verfügen. Wer seinen Rechner irgendwann mit neuen, leistungsfähigeren Hardware-Komponenten erweitern möchte, dem sind bei Nettops enge Grenzen gesetzt: "Intern lassen sich manche Geräte fast gar nicht aufrüsten, oft passen nur ein einziges Speichermodul und eine Notebook-Festplatte hinein", gibt Windeck zu bedenken. Auch der Prozessor lasse sich nicht austauschen, und für eine Grafikkarte fehlt der nötige Platz. Für externe Erweiterungen stehen einige USB-Buchsen bereit - aber oft weniger als an modernen PCs.

Wer nicht viel Geld für seine Surfstation ausgeben will oder einen sparsamen Rechner sucht, sollte sich die Nettop-PCs ruhig anschauen. Neben dem ansprechenden Preis gebe darüber hinaus die Optik den entscheidenden Ausschlag, ergänzt Wissing. Denn der Nettop spart nicht nur Strom - er sieht dabei auch noch gut aus.