Homing

Multimediamöbel liegen im Trend

MP3-Player ersetzt die Stereoanlage und Lautsprecher befinden sich im Sessel
Von dpa / Anja Zimmermann

Aus den Wohnzimmern verschwinden die Stereoanlagen. Unscheinbare Anschlüsse für MP3-Player ersetzen sie. Neuerdings hält auch das Internet Einzug. Und Spielkonsolen stehen schon lange zwischen Fernseher und Sofa. Langsam wird es also voll in der guten Stube. Der Wunsch, alle Medien in einem Möbel zu bündeln, liegt da auf der Hand. Immer mehr Möbelhersteller zeigen mit sogenannten Multimediamöbeln, wie das gehen kann.

Das bloße Verschwindenlassen von Kabeln in unsichtbaren Führungskanälen und von Bildschirmen hinter Glas- oder sonstigen Flächen ist damit schon längst nicht mehr gemeint. Gefragt sind Möglichkeiten, den eigenen Wohnraum, der oft genug zu klein erscheint, flexibel zu nutzen und nach eigenem Gusto zu gestalten.

Männer kaufen zunehmend Möbel

So waren Anfang des Jahres "Home Entertainment und Multimediamöbel für die spannende Unterhaltung zu Hause" einer der großen Trends auf der internationalen Möbelmesse imm cologne in Köln. Das liegt zum einen daran, dass Männer zunehmend den Möbelkauf für sich entdecken - die Arbeitsteilung "Er entscheidet über das Auto, Sie über die Möbel" gelte nicht mehr, sagt Markus Majerus vom Veranstalter Koelnmesse. Dazu kommt der Trend zum sogenannten Homing: Dabei werde die "Kuschelwiese" im Wohnzimmer zunehmend zum "Medien-Center", und "PC und Polster" würden zu einer beliebten Kombination, so der Bundesverband des Deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandels (BVDM [Link entfernt] ) in Köln.

"Was man früher gern in der Kneipe gemacht hat, passiert heute auch viel zu Hause - auch der besseren Technik wegen", sagt Ursula Geismann, Trendexpertin des Verbands der deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef (Nordrhein-Westfalen). "Man lädt sich zehn Freunde ein und guckt Fußball - mit möglichst professioneller Ausstattung." Auch dieser Trend zum Profi-Material in den eigenen vier Wänden stecke hinter dem Schlagwort "Homing". Es steht aber auch für das zunehmende Zusammenwachsen der einzelnen Wohnräume.

Beispiele für Multimedia-Mobelstücke

Auf die Verbindung von Ess- und Wohnbereich zielt zum Beispiel das TV-Rack "Two Vision" des Herstellers Bacher [Link entfernt] aus Renningen bei Stuttgart. Zwei senkrechte Säulen ermöglichen es, die Front mit Fernsehschirm und DVD-Rekorder ohne hässlichen Kabelwust in verschiedene Richtungen individuell zu schwenken, erklärt Mitarbeiter Thomas Klein. In den seitlichen Senkrechten ist Platz für das Aufbewahren von 30 DVDs oder CDs.

Eine dezente Musikquelle soll das iBoard von Willisau aus dem gleichnamigen Ort in der Schweiz sein: In die Oberfläche des Sideboards ist eine Dockingstation für den MP3-Player eingelassen. Per WLAN funkt die mobile Festplatte für Musik das Signal zu einer mobilen Lautsprechersäule, erklärt eine Sprecherin. Die Reichweite betrage dabei bis zu 100 Meter. So steht auch der Beschallung von Nebenzimmer oder Gartenparty aus derselben Quelle nichts im Weg. Die Säule ist gleichzeitig Fernbedienung, ebenso lässt sich der Musikplayer direkt an ihr anschließen.

Wer statt der Mobilität den perfekten Klang sucht, wird möglicherweise beim Unternehmen Finite Elemente [Link entfernt] aus Brilon im Sauerland fündig: Im Programm "Modul" lassen sich individuell die Möbelbausteine für die benötigten Medien zusammenstellen - Stereoanlage, DVD-Player, Fernseher. Damit der Lauf des einen Geräts die anderen nicht stört, baut das Unternehmen Platten zwischen den einzelnen Teilkörpern ein und verspricht "keine klirrenden Gläser" mehr - und keine springenden CDs beim Schließen der Schubladen. Stopper sorgen für das sanfte Schließen, nach außen hin nicht sichtbare Kabeldurchbrüche verbinden die einzelnen Elemente.

Achterbahn-Feeling - Der Subwoofer im Sessel

Für satten Sound mit physischem Eindruck soll der Lounge-Sessel "Music Rocker" von Easychair in Blomberg (Nordrhein-Westfalen) sorgen. Auf der Höhe des Kopfes sitzen in dem Sessel seitlich zwei Lautsprecher, ein Subwoofer im Sitz steuert die Bässe bei. Musik, aber auch Videospieleffekte können per Kabel übertragen werden, mobile Player lassen sich direkt andocken, ebenso sei der Sessel mit allen gängigen Konsolen kompatibel. Und zusammengeklappt passt er in die Zimmerecke, sagt Marketingleiter Robert Leichs. In Planung sei auch ein kabelloses "Outdoor-Modell" für den Garten, das per Akku betrieben wird.

"Sie müssen das Sofa gar nicht mehr verlassen, um sich mit Internet, Fernsehen oder der Haustechnik zu vernetzen", sagt Majerus mit Blick auf eine andere Neuvorstellung dieses Frühjahrs: Das Netz, E-Mails oder die Spielekonsole bringt das Sofa "Athena" auf eines von zwei kleinen Displays, die sich aus der Seitenlehne klappen lassen. So ist das schnelle Erledigen von elektronischer Büropost möglich - aber auch die individuelle Wahl eines anderen Films, als gerade auf dem großen Schirm läuft, erklärt Exportleiter Peter Kuhnen vom Hersteller Artanova [Link entfernt] aus Steinen in der Schweiz. Wenn Häuser künftig massenweise mit moderner Elektrotechnik ausgestattet sind, soll es auch möglich sein, vom Sofa aus zum Beispiel die Rollladen herunterzulassen. Und weil das Display laut Kuhnen aus Material aus der Medizintechnik gefertigt ist, lasse sich auch das Glas Wein darauf abstellen. Mancher will eben doch auf ganz traditionelle Weise entspannen.