Produktneuheiten

Kabel Deutschland: "Später kommen hat Vorteile"

Digitaler Videorekorder und Video on Demand noch dieses Jahr
Von Björn Brodersen

Warum Kabel Deutschland (KDG) zögerlicher agiere als Kabel BW in Baden-Württemberg und Unitymedia in Nordrhein-Westfalen und Hessen, wurde Dr. Adrian von Hammerstein auf der Handelsblatt Jahrerstagung "Telekommarkt Europa" gefragt. "Wir gehen mit unserem Kapital effizienter um", antwortete der Vorstandschef des größten deutschen Kabelnetz-Betreibers auf der Euroforum-Veranstaltung in Düsseldorf. Die Frage bezog sich auf die geringere Kabelnetzdichte von Kabel Deutschland im eigenen Verbreitungsgebiet. Die Herangehensweise lässt sich jedoch auch auf andere Bereiche wie etwa Bandbreiten-Upgrade, HDTV oder digitaler Videorekorder übertragen: Kabel Deutschland kann sicher nicht als großer Innovator auf dem deutschen Breitband-Markt angesehen werden. Vielmehr zogen die Münchener in der Regel nach, wenn die Konkurrenz entsprechende Produkte auf dem Markt eingeführt hatte. Logo Kabel Deutschland In Kürze erhältlich: digitaler, internetfähiger Videorekorder
Logo: Kabel Deutschland

Für dieses Jahr hat Kabel Deutschland allerdings weitere Produktneuheiten angekündigt: In 14 Städten wird der Kabelnetz-Betreiber auf DOCSIS 3.0 basierende Highspeed-Internet-Anschlüsse mit Downstreamraten von bis zu 100 MBit/s anbieten, im Herbst vermarktet das Unternehmen einen digitalen, internetfähigen Videorekorder, der zurzeit von Friendly Usern getestet wird, und schließlich soll zum Jahresende die geplante Video-on-Demand-Plattform starten. "Später kommen kann auch Vorteile haben", sagte von Hammerstein und führte als Beispiel die Telefonie ein, die Kabel Deutschland zu vergleichsweise geringen Investitionskosten in seinem Breitband-Kabel realisieren könne.

Das Breitband-Netz sei noch nicht ausgeschöpft

"Kabel-TV ist zurzeit ein Massenmarkt, während IPTV noch ein High-End-Nischenmarkt ist", erklärte von Hammerstein in Düsseldorf. Kabel Deutschland bewege sich aber mit seinem Premium-TV-Inhalten in Richtung Internet. Die Inhalte seien in Zukunft auch auf mobilen internetfähigen Endgeräten wie etwa dem Apple iPad abrufbar. Auf dreidimensionale Fernseh-Inhalte werden das Unternehmen anbieten, sobald die notwendige Infrastruktur und geeignete Geräte vorhanden seien.

Dabei baut der Kabel-Internet-Anbieter auf sein leistungsfähiges Breitband-Netz, dessen Potenzial längst noch nicht ausgeschöpft seien: Datenraten von bis zu 400 MBit/s seien theoretisch über das Koaxialkabel möglich. Mit einem künftigen "DOCSIS-4.0"-Standard seien sicherlich noch höhere Datenübertragungsraten zu erwarten.

Eine Absage erteilte von Hammerstein an Spekulationen, Kabel Deutschland könne den Schritt über die Grenze wagen und ins Ausland expandieren. Auch habe der Kabelnetz-Betreiber auf der jüngsten Frequenzauktion bewusst nicht um Spektrum mitgeboten. "Wir brauchen keinen fünften Operator in Deutschland", begründete von Hammerstein den Verzicht. Erstens seien die bisherigen mobilen Daten-Produkte im Netz von o2 schon ein gutes Angebot für die eigenen Kunden. Zweitens meint er, bei Internet und Telefonie noch ausreichend Wachstumschancen für das eigene Unternehmen zu erkennen. Als Bestätigung der eigenen Strategie sieht er die Ankündigung der Telekom, künftig Haushalte auch direkt über Glasfaser anbinden zu wollen.

Ende März dieses Jahres zählte Kabel Deutschland 8,9 Millionen Kunden in seinem Verbreitungsgebiet in 13 Bundesländern. Rund eine Million davon nutzten die Telefon- und Internet-Produkte.