Huawei P20 Pro im Einzeltest: Der Kamera-Rivale
Das Huawei P20 Pro hat alleine auf der Rückseite drei Kameras: Zwei Weitwinkelkameras mit 40 Megapixel (Farbe) bzw. 20 Megapixel (Monochrom) und eine Telekamera (Zoom-Verhältnis 3:1) mit 8 Megapixel, ebenfalls in Farbe. Hinzu kommen weitere 24 Megapixel für die Selfie-Kamera auf der Vorderseite. Doch was leisten zusammen 92 Megapixel in der Praxis?
Da Huawei aber nicht nur die Pixelzahl des Hauptsensors, sondern auch dessen Größe kräftig nach oben geschraubt hat, sind die Pixel mit einer Kantenlänge von ca. 1,1 µm (ausgerechnet aus der von Huawei angegebenen Sensorgröße von 1/1,7 Zoll und dem üblichen Korrekturfaktor [Link entfernt] von 0,6). Zum Vergleich: Der Hauptsensor von iPhone X bzw. Samsung Galaxy S9 verfügt jeweils "nur" über 12 Megapixel, und doch ist die Pixel-Kantenlänge mit 1,22 µm bzw. 1,4 µm nicht viel größer. Da das P20 Pro bei Standardeinstellungen zudem nur 10 Megapixel große Bilddateien speichert, was einer 2:1-Verkleinerung entspricht, steigt die effektive Pixelgröße auf 2,2 µm.
Dennoch: In unserem
ausführlichen Kamera-Vergleich zwischen
Huawei P20 Pro, Apple iPhone X und
Samsung Galaxy S9+ können Sie nachlesen, dass die
Megapixel-Zahl und (effektive) Pixel-Kantenlänge nicht alles sind:
Bei vielen unserer Testfotos lieferte das
Galaxy S9+ das bessere Bild, insbesondere stimmigere Farben,
und einige Male war auch das iPhone vorne. In den meisten Fällen
hatte das P20 Pro die Details am besten festgehalten, aber auch
das war nicht immer so.
Kameras und Blitz
Bild: teltarif.de
Nicht ganz so viel Licht
Doch wo liegen die - zugegebenermaßen sehr kleinen - Schwächen des Kamerasystems des Huawei P20 Pro? Nun, zum einen hat das Objektiv vor dem Hauptsensor eine Blendenzahl von f/1,8. Beim Samsung Galaxy S9+ liegt die Blendenzahl hingegen bei f/1,5. Durch die kleinere Blende fällt mehr Licht, und zusammen mit der größeren Pixelgröße ergibt sich, dass das Galaxy S9+ pro Pixel mehr als doppelt so viel Licht erhält.
10 Megapixel als Standard-Bildgröße
Dankenswerterweise speichert das P20 Pro die Bilder standardmäßig nicht mit der vollen Sensorauflösung von 40 Megapixel, sondern auf "nur" 10 Megapixel heruntergerechnet. Die Bilder werden also im Maßstab 1:2 in Breite und Höhe verkleinert. Dadurch verfügt das P20 Pro bezogen auf die 10-Megapixel-Standardbildgröße pro Pixel effektiv doch über die meiste Sensorfläche. Zudem steigt durch die Verkleinerung im Vergleich zu den rohen Sensordaten die Schärfe. Zieht man Bilder des P20 Pro auf dem Computermonitor auf 100 Prozent Auflösung auf, sind sie meist viel schärfer als die 12-Megapixel-Bilder der genannten Konkurrenten. Beispiele hierfür finden Sie auch im bereits erwähnten ausführlichen Kamera-Vergleichstest.
Optischer 3-fach-Zoom
Eine der Stärken des Kamerasystems des Huawei P20 Pro ist der optische 3-fach-Zoom: Dazu ist auf der Rückseite eine zweite Farbkamera mit f/2,4-Blende integriert. Diese löst zwar nur mit 8 Megapixel auf, aber mit einer viel größeren Brennweite, entsprechend der genannten dreifachen optischen Vergrößerung.
Etwas verwundert, dass Huawei die Zoom-Linse mit einem 8-Megapixel-Sensor kombiniert. Die natürliche Größe wären 10 Megapixel gewesen, entsprechend der Standardgröße der Bilddateien. Mit dem 8-Megapixel-Sensor müssen 3x-Zoom-Bilder noch digital um knapp 12 Prozent nach oben skaliert werden, was der Qualität nicht unbedingt zu gute kommt. Faktisch liegt der optische Zoom-Faktor des P20 Pro daher bei 2,7. Das ist immer noch ein verdammt guter Wert. Vermutlich wurde aus Marketing-Gründen der Zoom-Faktor kurz vor Release auf 3,0 korrigiert. Da war es aber schon zu spät, noch die Pixeldichte auf dem Sensor zu erhöhen.
In den drei Bildern unten - das sind jeweils Bildausschnitte
mit Zoomfaktor 100 Prozent, also 1 Pixel auf der Webseite entspricht auch
einem Pixel der Kamera - erkennt man deutlich, dass das Bild durch
den optischen 3-fach-Zoom nur wenig größer wird, aber viel schärfer.
Die geringe Vergrößerung liegt daran, dass der Standardsensor mit
40 Megapixeln auflöst (die sonst übliche Verkleinerung auf
10 Megapixel hatten wir für diesen Test abgeschaltet),
der Zoomsensor hingegen nur mit 8 Megapixeln, die intern auf
10 Megapixel hochskaliert werden. Im dritten Bild ist zusätzlich
der von der Kamera-Software vorgeschlagene Text-Filter aktiv, der
das Bild noch einmal deutlich nachschärft und die Kontraste erhöht.
Bei der Aufnahme mit der Hauptkamera wird dieser Filter hingegen
nicht vorgeschlagen.
Testkarte ohne Zoom
Bild: teltarif.de
Testkarte mit 3x-Zoom
Bild: teltarif.de
Testkarte mit 3x-Zoom und Textfilter
Bild: teltarif.de
Nachtmodus mit bis zu 6 Sekunden Belichtungszeit
Besonders hervorzuheben ist der Nachtmodus des P20 Pro: Dieser muss explizit im Kameramenü gewählt werden, und macht dann Fotos mit bis zu 6 Sekunden Belichtungszeit. Er eignet sich also nicht, um Nachbars schwarze Katze beim Vorbeihuschen zu erwischen. Dafür schießt der Nachtmodus um so beeindruckendere Bilder des Parks um die Ecke, und das selbst bei "tiefschwarzer Nacht". Oft möchte man gar nicht glauben, dass die Bilder wirklich bei Nacht entstanden sind.
Damit die Bilder im Nacht-Modus trotz der langen Belichtungszeit
von 6 Sekunden nicht verwackeln, werden zahlreiche
Einzelbilder aufgenommen und diese dann von der Kamerasoftware
so gegeneinander verschoben, dass sie exakt übereinanderliegen,
bevor sie zu einem Bild kombiniert werden. Die Einzelbilder werden
zudem durch den optischen Bildstabilisator stabilisiert. Das
Übereinanderlegen gelingt nicht immer: Bei einem Versuch, den
hoch am Himmel stehenden Mond mit dem Nachtmodus aufzunehmen,
driftete dieser auch bei mehreren Versuchen immer wieder durchs Bild.
Das Sternbild des "großen Wagen" wurde hingegen vom Nachtmodus
perfekt aufgenommen.
Driftender Mond
Bild: teltarif.de
Bild vom großen Wagen
Bild: teltarif.de
Blitz, Laser-Abstandsmesser und Monochrom-Sensor
Die Kamera bringt den obligatorischen LED-Blitz mit, hier konkret in einer zweifarbigen Ausführung weiß-gelb zur (leichten) Erhöhung der Kontraste. Den Blitz benötigt man allerdings dank der guten Eigenschaften auch bei wenig Licht kaum.
Ein Laser-Abstandsmesser unterstützt den Autofokus, indem er quasi instantan die Entfernung zum Objekt vermisst. Aber selbst mit diesem Zusatz ist der Autofokus eine der kleinen Schwächen der Kamera: Manchmal erlebt man, dass die Kamera den kompletten möglichen Schärfebereich (von ganz nah bis unendlich weit) durchfährt, auf der Suche nach dem richtigen Punkt der Schärfe. Die Konkurrenz ist meist besser darin, den ungefähren Abstand zum Objekt richtig einzuschätzen, und den Autofokus dann nicht erstmal bis zum Extrem in die komplett falsche Richtung zu fahren. Immerhin bleibt der Autofokus des Huawei P20 Pro aber nach dieser Suche am richtigen Punkt stehen. Die Kamera schießt also gestochen scharfe Bilder!
Schließlich verfügt das Huawei P20 Pro auf der Rückseite noch über eine dritte, monochrome Kamera mit einer Auflösung von 20 Megapixel und einer Blendenzahl von f/1,6, Deren Informationen werden vor allem zur Bildverbesserung genutzt, aber auch für Effekte wie künstliche Tiefenunschärfe (Bokeh). Man kann aber auch explizit in einen Monochrom-Modus schalten.
Testbilder
Bei unseren Standard-Testbildern liefert die Kamera des Huawei P20 Pro wie erwartet sehr gute Bilder. Das Testfoto bei guten Lichtverhältnissen (intensives Deckenlicht eingeschaltet, zusätzlich mit Blitz) ist detailreich, hat kräftige Farben, aber nicht unnatürlich, und einen hohen Kontrast. Das fällt besonders beim Blick auf die roten Blüten und die grünen Blätter der Test-Blume auf. Auch die Konturen auf der Wand im Hintergrund sind klar zu erkennen.
Bei schlechten Lichtverhältnissen (nur eine 1-Watt-LED-Lampe ist aktiv, die die Szene indirekt beleuchtet, zudem ist der Blitz deaktiviert) wirken die Objekte lebendig, natürlich und weisen kräftige Farben auf. Zudem ist der Hintergrund scharf. Weiß sieht ebenfalls natürlich aus.
Da die Kamera-App den erwähnten besonderen Nachtmodus mit Langzeitaufnahmen nicht automatisch aktiviert, haben wir zusätzlich ein drittes Foto unserer Testtafel mit ebendiesem Nachtmodus geschossen. Die dadurch ver-36-fachte Belichtungszeit (von 1/17 s auf 6 s) bewirkt eine drastische Erhöhung der Schärfe. Man möchte nicht glauben, dass das super scharfe Bild der Testtafel und der Blume mit einer funzeligen, indirekten Beleuchtung in einer Langzeitaufnahme ohne Stativ geschossen wurde, während das Handy in einer wackelnden Hand gehalten wurde! Einziger, wirklich einziger minimaler Kritikpunkt an der Nachtmodus-Aufnahme der Testtafel sind die etwas zu dunklen Farben: Das braune Quadrat wirkt in der Aufnahme fast schwarz, auch das blaue Quadrat ist deutlich zu dunkel.
Auch die Selfie-Test-Bilder unserer Schaufensterpuppe sind sehr gut gelungen, insbesondere in der Variante bei schlechtem Licht, wo der "Display-Blitz" die Szene ausleuchtet. Bei gutem Licht wird das Gesicht hingegen möglicherweise einen kleinen Tacken zu dunkel aufgenommen, sodass insbesondere der Bereich um die Augen, der im Schatten liegt, doch recht düster wirkt. Hier wäre eine hellere Abstimmung besser gewesen. Zwar würde dadurch die Wand im Hintergrund überstrahlt, aber wer interessiert sich im Selfie-Modus für die Details einer weißen Wand?
- Testfoto 1: Gute Lichtverhältnisse mit Blitz
- Testfoto 2: Schlechte Lichtverhältnisse ohne Blitz
- Testfoto 3: Schlechte Lichtverhältnisse mit Nachtmodus
- Testfoto 4: Selfie bei Kunstlicht
- Testfoto 5: Selfie im Dunklen
Fazit
Das Huawei P20 Pro ist ein sehr gutes Smartphone auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern. Das Kamera-System mit vier Sensoren, Laser und Blitz liegt bei Detailreichtum und Schärfe sogar weit vorne. Kein anderer Hersteller bietet einen vergleichbaren optischen 3-fach-Zoom an. Einziger Kritikpunkt ist, dass die Farben von der Kamera nicht immer ganz stimmig festgehalten werden. Aber auch die weiteren Komponenten können sich sehen lassen: Ein sehr gutes, blickwinkelstabiles Display, Stereo-Lautsprecher mit tollem Sound, ein rasend schnelles Funkmodul und ein sehr ausdauernder Akku in einem - für die "Pro"-Klasse - recht kompaktem Gerät. Dafür ist der Prozessor etwas langsamer als bei der Konkurrenz, was freilich bei 90 Prozent aller Anwendungen nicht auffällt.
Gesamtwertung von teltarif.de
Huawei P20 Pro
- Sehr hochauflösende Kamera
- 3-fach optischer Zoom
- Gutes Display
- Starker Sound
- Akkulaufzeit
- Wasserfest
- Prozessor
- Farbtreue der Kamera
Datenblatt
Erklärung Testverfahren
Testsiegel downloaden
Einzelwertung Huawei P20 Pro
-
Gehäuse / Verarbeitung
10/10
- Material 10/10
- Haptik 10/10
- Verarbeitung Gehäuse 10/10
-
Display
9/10
- Touchscreen 10/10
- Helligkeit 10/10
- Pixeldichte 5/10
- Blickwinkelstabilität 9/10
- Farbechtheit (DeltaE) 8/10
- Kontrast 10/10
-
Leistung
8/10
- RAM 9/10
- Benchmark 3DMark 8/10
- Benchmark Geekbench 8/10
- Benchmark Geekbench Single -
- Benchmark Geekbench Multi -
- Benchmark Browsertest 8/10
- Benchmark Antutu -
-
Software
10/10
- Aktualität 10/10
- Vorinstallierte Apps 9/10
-
Internet
10/10
- WLAN 10/10
- LTE 10/10
- LTE Geschwindigkeit 10/10
- 3G 10/10
- 5G -
- Empfangsqualität 10/10
- Dual-SIM -
-
Telefonie
10/10
- Sprachqualität 10/10
- Lautstärke 10/10
- Lautsprecher (Freisprechen) 10/10
-
Schnittstellen / Sensoren
9/10
- USB-Standard 10/10
- NFC 10/10
- Navigation 9/10
- Bluetooth 9/10
- Kopfhörerbuchse 6/10
- Video-Out 10/10
- Fingerabdruckscanner 10/10
- Iris-Scanner 0/10
- Gesichtserkennung -
-
Speicher
6/10
- Größe 9/10
- SD-Slot vorhanden 0/10
-
Akku
9/10
- Laufzeit (Benchmark) 10/10
- Wechselbar 0/10
- Induktion 0/10
- Schnellladen 10/10
-
Kamera
9/10
- Hauptkamera
- Bildqualität hell 10/10
- Bildqualität dunkel 9/10
- Bildstabilisator 10/10
- Blende 0/10
- Frontkamera
- Bildqualität hell 8/10
- Bildqualität dunkel 9/10
- Kameraanzahl -
- Video 9/10
- Handling 8/10
- Bonus 4
- Full View Display, 3-fach-Zoom, IP67, Dual-SIM