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Google Chrome OS - Eine Alternative auf dem Eee PC?

Von Jan Rähm

Google hat heute angekündigt, mit "Google Chrome OS" ein eigenes Betriebssystem für Netbooks entwickeln zu wollen. Schon im Spätsommer sollen erste Ergebnisse, schon im nächsten Jahr erste Geräte damit zu sehen sein. Wir fragen uns: Ist das Google OS eine Alternative auf dem Eee PC und anderen Netbooks?

Um zu entscheiden, ob es Wert ist, darüber nachzudenken, schauen wir uns zuerst den Ansatz an. Google will mit dem Chrome OS ein Betriebssystem entwickeln, dass ohne Internetzugang mehr oder minder nicht mehr nutzbar ist. Dafür kann man im Umkehrschluss auf seine Anwendungen und Daten von jedem Internetfähigen Rechner weltweit zugreifen. Wie das zu verstehen ist, kann man sich schon heute anschauen. Mit Xenon verfolgt ein Open-Source-Projekt seit einiger Zeit genau diesen Ansatz.

Bezieht man den Ansatz eines Internet-Betriebssystems auf das ursprüngliche Konzept des Netbook, macht die Entwicklung durchaus Sinn. Netbooks sollten schließlich kleine mobile Geräte für den ständigen Zugang zum Internet sein. Doch hat sich auch gezeigt, dass der Ansatz nicht der war, dem die Kunden zu folgen breit gewesen sind.

Mit der fortschreitenden Übernahme des Netbooks durch Microsofts, dem - von den Unternehmen immer wieder postulierten - Kundenwunsch nach mehr Leistung, mehr Festplattenplatz und größeren Display, hat sich das Konzept gewandelt. Heraus kamen günstige Mini-Notebooks, die zumeist genau den gleichen Zweck wie "normale" Notebooks erfüllten. Besondere Energiesparwunder waren das nicht mehr. Und von "immer online" konnte dank fehlender UMTS-Chips auch nicht die Rede sein. Zurecht stellen sich einige Marktbeobachter irgendwann die Frage: Was sind Netbooks? Auch die angepassten Oberflächen früher Linux-basierter Netbook-Betriebssysteme sind verschwunden, neue Oberflächen kommen erst jetzt langsam wieder in Mode.

Wird nun der Massenmarkt willens sein, Linux dank Googles Chrome OS eine erneute Chance zu geben? Das Smartphone-OS Android von Google scheint das im Bereich der mobilen Kommunikationsgeräte bereits geschafft zu haben. Doch auch auf dem Computer?

Ein weiterer Punkt über den man nachdenken sollte, ist die Verfügbarkeit der eigenen Daten. Ist man offline, können nur Ansätze wie Google Gears - das Online- und Offline-Desktop miteinander verzahnt - weiteres Arbeiten ermöglichen. Doch die Verfügbarkeit hat auch noch eine andere Seite: Für wen sind die Daten verfügbar? Wenn Unternehmen wie Google dem Anwender Speicherplatz bereitstellen, wer garantiert, dass nur der Anwender selbst darauf zugreifen kann? Und wer garantiert, dass ein Anfangs kostenloses Angebot auch immer kostenlos bleibt? Der Anwender begibt sich mit der Verwendung eines Online-Betriebssystems in die Abhängigkeit - in die Abhängigkeit vom OS-Anbieter, in die Abhängigkeit vom Internetprovider, in die Abhängigkeit des Online-Speicher-Anbieters, in die Abhängigkeit des Online-Anwendungs-Anbieters.

Wer solche Bedenken für sich selbst ausräumen kann und wer sich sicher ist, immer online zu sein, für den bietet sich ein Betriebssystem wie Google Chrome OS sicher an. Wer dem Suchmaschinenbetreiber nicht ganz traut, greift zur Alternative Xenon. Und wer noch immer die Sicherheit eines lokalen Systems schätzt, findet mit Jolicloud und Intels Moblin Betriebssysteme, die die Online-Welt stark integrieren, und doch auch offline nutzbar bleiben. Und wer ganz sicher gehen will, der nimmt das Betriebssystem seiner Wahl, das bestimmt irgendwie auch den Weg ins Internet findet.