Frei Sprechen
12.03.2008 17:25

Wie billig Deutschland zerstört...

Die Folgen der "Geiz-Geil-Mentalität"
teltarif.de Leser Spardoktor schreibt:
Wer billig will zahlt auf langer Hinsicht einen sehr hohen Preis. Den billig geht auf Dauer nur bei Absenkung sozialer Normen, Ausbeutung von Menschen in der Dritten Welt und in Asien, Kinderarbeit. Absenkung von sozialen Standards bei deutschen Arbeitnehmern und weniger Lohnzuwächse bei immer weiter steigenden Kosten z. B. im Lebensmittel und Energiebereich …
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2x geändert, zuletzt am 12.03.2008 17:29
Kommentare zum Thema (20)
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Kognaknase antwortet
25.03.2008 23:46
Ich kann vieles in dem Artikel unterstreichen. Hohe Qualität eines Produkts durch einen angemessenen Preis zu honorieren, ist aus meiner Sicht vernünftig. Die Verhinderung von Kinderarbeit und Ausbeutung auf der ganzen Welt ist absolut erstrebenswert. Gegen das Vorhaben, Unternehmen zu unterstützen, die in Deutschland produzieren ist grundsätzlich auch nichts einzuwenden. Wogegen ich mich wäre, ist die Aussage, dass die Sparsamkeit der Konsumenten Schuld ist an der Misère. Dass sind billige Ausreden der Unternehmen und der Politiker, die sich vor ihrer Verantwortung drücken.

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass Geiz in vielen Branchen die einzig vernünftige Konsumstrategie ist. In transparenten Märkten kann der Konsument selbst beurteilen, welches Produkt etwas taugt und welches nicht. Er kann gute Qualität durch einen hohen Preis honorieren. In den meisten Branchen besteht diese Transparenz jedoch nicht. Der Konsument weiß oft nicht, welche Schadstoffe in den Produkten enthalten sind, er kann oft keine Qualitätsunterschiede erkennen. Und das gilt für einheimische genauso wie für ausländische Produkte, was die zahlreichen Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre gezeigt haben. Wenn der Konsument aber keine Unterschiede ausmachen kann, muss er sich an dem Kriterium orientieren, das ihm bekannt ist: dem Preis. Günstig zu kaufen ist in dem Zusammenhang sinnvoll, da das Risiko bei einem teuren Produkt ebenfalls Schund zu kaufen, zu hoch ist.

Konsumenten sorgen außerdem nicht dafür, dass Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern. In vielen Branchen (ich zähle auch die im Artikel genannte Spielzeugbranche dazu) gibt es keinen spürbaren Preisverfall und trotzdem eine massive Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer. Unternehmen sind immer darauf ausgerichtet, die Kosten möglichst gering und den Gewinn möglichst hoch zu halten. Daher verlagern viele Unternehmen auch dann ins Ausland, wenn es keine unmittelbare Notwendigkeit gibt.

Ich bin bereit für hohe Qualität einen angemessenen Preis zu bezahlen. Dafür muss ich aber auch erkennen können, welches Produkt wirklich etwas taugt. Grundlagen könnte hier die Politik schaffen, indem sie Unternehmen verpflichtet Produkte eindeutig zu deklarieren, hinsichtlich Inhaltsstoffen, Arbeitsbedingungen, Umweltbelastung etc., die auch jeweils prüft und dagegen verstoßende Unternehmen an den Pranger stellt. Nur so lange Politiker (wie nicht nur in Deutschland üblich) von der Wirtschaft bezahlt werden, wird dies nie geschehen.

Gruß
Kognaknase
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Ohne 'unten' ändert sich 'oben' nichts
Spardoktor antwortet auf Kognaknase
26.03.2008 01:13
Hallo Kognaknase,

Labels und Siegel gibts doch wie Sand am Meer. Auch habe ich allein schon in meinem Bericht einige Links zu Seiten gegeben die über Produkte informieren.

Im Lebensmittelbereich gibt es z.B ein Biosiegel das schon relativ streng und dazu noch weiter von Bioland bis zu Demeter die die strengsten sind. Die Grundsätze kann man im Internet lesen.

Auch im Bekleidungssektor wird man von Siegeln nur so beflastert. Hier hatte ich Trigema benannt, nach eigenen Angaben schadstofffrei. Gut das kann der Verbraucher nicht nachvollziehen. Das aber bei der Produktion in Deutschland, in der EU verbotene Giftstoffe nicht eingesetzt werden dürfen, die in Asien eingesetzt werden dürfen sollte dann aber doch einen Konsumenten einleuchten. Die Preise für die Produkte liegen auch auf dem Nivau andere in China oder anderen asiatischen Ländern hergestellter Markenprodukte. Hier hinkt allein schon dein Vergleich, denn der asiatische Kram von adidas z. B läuft sehr gut.

Die Deklaration auf vielen Produkten könnte wirklich verbessert werden. Habe auch schon festgestellt das viele Hersteller das "Made in China" klein direkt auf dem Gerät anbringen und nicht mehr auf den Karton schreiben. Am dreistesten die Firma Braun die dann noch auf dem Karton warb "German Design for Quality".

Es ist schon mit ein wenig Mühe verbunden herauszufinden was eine gute Ware zum fairen Preis ist. Aber wenn man sich einfach nur am billigsten Preis zu orientiert, hat auch nicht immer gespart. Eine Erfahrung die immer mehr Menschen leidvoll erfahren. Sogar schon derzeit.

Politik ist immer ein guter Gedanke. Aber dafür müssten sich dann auch alle an dieser beteiligen. Ich zumindest kenne zwar viele engagierte Leute, aber auch viele in in Litargie und Selbstmitleid zerflossen sind.

Jeder kann ja schon mal in kleinen anfagen. Da fällt mir die Intitative "Omnibus" ein. Die mit einem Bus schon viele Jahre durch alle Städte tourt um für die "Volksabstimmung" zu werden. Ihr Engagement hat für ein neues Wahlrecht in Bremen geführt wo die Bremer sich ihrem Rat quasi selbst zusammenbasteln konnten.

Jetzt mal im Ernst. Warum sollte ohne Druck von unten denn sich da "oben" was bewegen. Ohne französische Revolution hätte Frankreich noch einen Kaiser und ohne Montagsdemonstrationen und druck von innen hätte Deutschland noch eine Mauer.

Und alle diese Dinge haben klein angefangen. Eigentlich schade das der Bürger seine Macht immer unter den Scheffel stellt. Ein kleiner Bürger schafft nicht viel. Aber viele können schon etwas bewegen.

Informationen hier gibt es noch unzensiert und einfach im Internet. Noch haben wir bezüglich der Presse noch keine chinesischen Verhältnisse und ein relativ unzensiertes Internet...

Auf Lebensmitteln steht eine sehr ausführliche Zutatenliste mit Angaben der Zusatzstoffe. Erklärung zu all diesen finden sich in Listen die man per Klick im Internet findet. Die meisten werden diesen Zutatenlisten, die ja einigen über die Qualität eines Lebensmittels aussagen, nie beachtet.

Auch die ganzen Dinge auf die Verpackung zu schreiben bringt auch nur etwas wenn die Leute dies beachten.

Solange der Maßstab vieler Leute alleinig nur der Preis ist. Bei vielen Produkten springen einen die mangelnde Qualtiät, die Klarheit von Verletzung sozialer Standards nämlich, sogar durch die Berichterstattung in den Medien, fast an.

Uns so kommt es das wir, neben den scheinbaren Billigpreisen die gar nicht billig sind, auch noch die anderen Kosten für die Menschen bezahlen die keine mehr Arbeit mehr haben die dann Ein-Euro-Jobs bekleiden die es ja gar nicht mehr so gäbe aber auch so noch Arbeitsplätze vernichten.

Bei uns Arbeiten Ein-Euro-Kräfte auf dem Wertstoffhof. Die Stadt verdient mit dem Verkauf der Rohstoffe bestimmt gutes Geld. Auch bei diesen Metallpreisen. Warum kann man dann nicht auch gleich einen Lohn bezahlen und nimmt den Umweg Hartz IV + Ein-Euro-Job.Für das Selbstwertgefühl des Bürger wäre es doch besser oder nicht?

Warum sollte als eine Politik, die immer noch von diesen Dingen profitiert und dessen Akteure dies auch tun etwas von sich aus verändern wollten.

Das war genauso lustig als Frau Merkel sich für günstigere Energiepreise einsetzen wollte... .

Wer will das sich oben etwas bewegt muß schon ein wenig Druck nach oben verteilen.

Es ist ein Weg. Aber dies funktioniert nur mit vielen Menschen die sich engagieren. So lange viele Menschen nur schimpfen auf die da oben, die doch handeln sollen passiert eben nichts.

Denn für die da oben läuft es doch gut. Und ein Volk was in Apathie und Untätigkeit verfällt ist nebenbei auch noch gut zu regieren. Frei nach eine Zitat aus dem alten Rom "Gebe dem Volk Brot und Spiele"

In diesem Sinne







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Kognaknase antwortet auf Spardoktor
26.03.2008 10:28
Hallo Spardoktor,

Du schreibst, dass es schon genug Siegel gibt. Das sehe ich auch so. Allerdings gibt es nicht genügend aussagekräftige Siegel. Für den Bio-Lebensmittelmarkt ist das aktuelle Bio-Siegel sinnvoll. Im restlichen Lebensmittelmarkt gibt es hingegen nur Siegel, die von den Herstellern initiiert wurden oder bei denen die Hersteller die Kriterien festsetzen. Da kommen dann Ergebnisse raus wie das aktuelle QS-Siegel (was für Qualitätssiegel stehen soll), bei dem ein Produkt lediglich die Voraussetzung erfüllen muss, dass es die gesetzlichen Bestimmungen erfüllen muss, damit es das kriegt. Was das mit Qualität zu tun hat, weiß ich nicht. Und wenn dann, wie gerade im Lebensmittelmarkt, viel zu viele Inhaltsstoffe zulässig sind, verstoßen Hersteller nicht gegen gesetzliche Bestimmungen, bieten aber noch lange keine Qualität an. Hier sind klarere Vorgaben des Gesetzgebers gefragt. Wie kann es z. B. sein, dass auch dieses Jahr im Weihnachtsgebäck noch Cumarin verwendet werden konnte, obwohl deutsche Behörden bereits im 2005 darauf hingewiesen haben, dass der Stoff giftig und leberschädigend ist? Wieso müssen Hersteller nicht einmal auf ihren Produkten darstellen, wlche Art Zimt sie verwendet haben? Warum ist der Handel von Tiermehl nicht verboten, so dass es über den Umweg Auslandsexport und Reimport als Futtermittel, doch wieder an unsere landwirtschaftlichen Nutztiereverfüttert werden kann? Wieso müssen Hersteller von Mineralwasser nicht angeben, wie hoch der Urangehalt in ihren Produkten ist und macht der Staat die Namen der Firmen nicht öffentlich, bei denen der Gehalt zu hoch ist, nachdem er dies getestet hat? Wie kann es sein, dass bei einem Obst und Gemüse Pestizide kombiniert werden, damit man die Höchstgrenzen einzelner Pestizide einhält?

Gerade die Lebensmittelbranche zeigt, dass Käufer deutscher oder europäischer Produkte nie sicher sein können, dass diese Produkte gesundeheitlich bedenkenfrei sind, geschweige denn eine hohe Qualität besitzen. Ein Anbieter kann immer behaupten, seine Produkte seien schadstoffrei. Nur muss man als Verbraucher dann wissen, was in der jeweiligen Branche als Schadstoff und was gesetzlich erlaubt ist. Ich kenne Trigema nicht. Vielleicht produzieren die in Top-Qualität und ihre Produkte sind gesundheitlich einwandfrei. Nur will ich mich dabei nicht auf die Aussagen des Herstellers verlassen müssen, der mir die Produkte verkaufen will.

Von strengeren gesetzlichen Vorgaben und besserer staatlicher Kontrolle hätten dann ja auch die Anbieter von Top-Qualität etwas. Sie könnten sich dann viel einfacher und besser von den schwarzen Schafen abgrenzen. Derzeit wird der Verbraucher aber eben in vielen Branchen bewusst dumm gehalten, damit er Qualitätsunterschiede nicht erkennt. Und in solchen Branchen hat der Konsument gar keine andere Wahl als das billigste Produkt zu kaufen, da er sich beim teureren Produkt nicht sicher sein kann, dass er damit etwas Besseres kauft.

Verstehe mich nicht falsch. Ich bin grundsätzlich auch ein Verfechter des Spruchs: "Wer billig kauft, kauft zweimal!". Nur gilt das meiner Meinung nach nur für High-Involvement-Produkte. Bei einem Handy kann ich mich vorab ausführlich informieren, wie die Funktionsweise ist. Das muss ich auch, schließlich gebe ich hier viel Geld auf einen Schlag aus. Vor allem Bereich der Fast Moving Consumer Goods kann aber der Verbraucher nicht bei jedem einzelen Artikel erst tagelang Testberichte lesen, bevor er einkaufen geht.

Im Grunde sind wir uns in vielerlei Hinsicht einig bzw. haben zumindest das gleiche Ideal: Dass Anbieter mit guter Qualität auch durch einen entsprechenden Preis honoriert werden sollten. Ich wehre mich nur gegen den Vorwurf, der Konsument würde durch seine Sparsamkeit zu den Mißständen führen. Das ist nämlich gerade die Ausrede von Unternehmen und Politik, die sich aus der Verantwortung ziehen wollen.

Gruß,
Kognaknase
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Ein kleiner Anfang ist besser als garnichts
Spardoktor antwortet auf Kognaknase
26.03.2008 11:17
Hallo Kognaknase,

ich habe ja nicht gesagt dass hier alles bestens ist.

Aber ist es besser, asiatische Textilien zu kaufen die nachweislich noch Schadstoffe einsetzen die in der EU längst verboten sind.

Im Lebensmittelbereich gibt es viele zugelassene Stoffe. Aber hier hat der Kunde ja dann auch die Möglichkeit zu solchen mit dem Biosiegel zu greifen. Billig und konventionell in dieser entsprechenden Qualität wir es nicht gegen. Wenn alles schnell groß und schlachtreife und verarbeitungsfertig und dann auch möglich wenig gute Rohstoffe eingesetzt werden müssen um billige Preise zu erhalten kann auch keine Qualität produziert werden.

Ich habe ja schon erläutert das ohne Bewegung von unten sich nichts bewegen wird. Warum sollten die Manager vom Lidl die durch großen Kundenzuspruch belohnt werden davon abgehen ihre Lieferanten unter Druck zu setzen und andauern in die Persönlichkeitrechte ihrer Mitarbeiter einzugreifen.(Aktueller Stern). Dies ist übrigens schon der zweite negative Bericht über Lidl. Aber solange die Kasse klingelt wird sich dort nichts ändern.

Ich finde es auch falsch immer auf irgendwelche "andere" zu bauen die etwas tun. Wenn alle auf "andere" bauen macht keiner irgend etwas.

Es gibt ja schon die ersten unternehmenunabhängigen Seiten wie

www.ja-zu-deutschland.de

Tigema ist übrigens eine der ältesten deutschen Unternehmen und der größte Herstellen von Sport- und Freizeitbekleidung in Deutschland. Man kann die Produktion der Firma besuchen und sich über die Herstellung selbst ein Bild machen.

Ich denke mir mehr Offenheit kann zumindest von Unternehmensseite wohl nicht gewährt werden.