Die Telefonzelle darf nicht sterben
Besonders der letzte Absatz hat mich an meine Kindheit erinnert. Wir hatten damals in unserem 300-Seelen-Dorf eine schöne, geschlossene, gelbe Telefonzelle, die auch rege von uns Dorfbewohnern genutzt wurde.
Zitat aus der Meldung: "In dem 1 900-Einwohner-Dorf Jacobsdorf im Landkreis Oder-Spree gibt es etwa nur einen Apparat und den ohne Haus und Dach. In Magdeburg wurde eine Telefonzelle sogar schon zur öffentlichen Mini-Bibliothek umfunktioniert. Anders in Berlin. Nur ein paar Meter neben dem Stuttgarter Platz, zwischen der Wilmersdorfer und Lewisham Straße stehen gleich vier Zellen gesellig nebeneinander. Zwei in Rot, zwei in Gelb, zwei für Münzen, zwei für Karten. Daneben betreibt Gamze Özcan eine Saftbar. Im Radio dudelt Reggae-Musik, die Wände sind in einem heiteren Orange gestrichen. Das frische Gelb der Zellen vor der Tür passt zum Laden und den rot-grünen Fruchtcocktails. "Es ist ein Elend, das wir sehen", sagt Saftbar-Besitzerin Gamze Özcan. Sie dreht die fröhliche Musik ab. "Benutzt werden die Zellen nur von Junkies zum Spritzen oder von Männern, die keine Toilette finden. Und das alles genau vor meinem Laden."
Ganz so schlimm war es bei uns nicht, doch war die Telefonzelle grad bei uns Jugendlichen sehr beliebt. Zugegeben, sie war auch die einzige Attraktion damals. Neben dem eigentlichen Telefonieren wurde dort im Winter geraucht, zu Sylvester knallten die Böller besonders gut und im Frühling wurde manchmal sogar darin geknutscht.
Was ich damit sagen will ist, dass die Telefonzelle für viele von uns Erinnerungen erzeugt. Ich fand es damals schon nicht gut, dass die guten alten gelben Telefonzellen durch neue, offene ausgetauscht wurden. Viel schlimmer wäre es allerdings, wenn die Telekom die Telefonzellen ganz abschaffen würde. Ich möchte nicht mit meinen Enkeln später ins Museum gehen müssen, um ihnen zu zeigen, was mal eine Telefonzelle war.