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Prognosen, die nichts taugen


27.12.2010 10:48 - Gestartet von ppgg
einmal geändert am 27.12.2010 10:56
Die Annahme, in drei Jahren würden mehr Tablets verkauft, als alle PCs zusammen, ist einigermaßen abwegig und entspricht etwa den auch seit Jahren kursierenden Prognosen über den Tod der Netbooks. Natürlich, wenn man nur lange genug wartet, wird jede Prognose, die technischen Fortschritt zugrundelegt, irgendwann wahr. Und so werden sicherlich irgendwann Netbooks sterben (und sei es nur, weil ULV-Subnotebooks endgültig den gleichen Preisbereich erreichen und/oder die Leistung steigt und sie nicht mehr als Netbooks bezeichnet werden) und es wird andere, fortschrittlichere Geräte als heutige PCs geben.
Aber Tablets werden auch in drei Jahren in etwa sein, was sie heute sind: Nette Multimedia-Spielzeuge, für fast jede ernsthafte Arbeit unbrauchbar. Das ist schon durch die fehlende Tastatur by design vorgegeben. Tablets werden PCs/Notebooks ebensowenig ersetzen wie Netbooks oder Smartphones, die werden eher zusätzlich verwendet, haben auch einen ganz anderen Einsatzbereich.
Dass ausgerechnet solche funktionell stark beschränkten, aber gleichwohl teuren Geräte in Entwicklungsländern PCs ersetzen sollen, kann ich mir nur schwer vorstellen. Wenn die genannten Maßstäbe, insbesondere günstiger Preis, Mobilität etc. entscheidend wären, wäre das für deutlich weniger als die Hälfte des Preises von Tablets mit funktionell weit überlegenen Netbooks schon heute machbar. M. E. sind beide Gattungen dafür aber viel zu teuer, zu groß, zu unpraktisch und bei weitem nicht robust genug. Ich bin mal gespannt, wieviele Tablets denn in drei Jahren in Entwicklungsländern von der Bevölkerung genutzt werden. Ich vermute, die Zahl wird nicht bedeutend sein, schon gar nicht in Relation zu den vor allem aus Kommunikationsgründen und zur Zahlungsabwicklung massenhaft verbreiteten, meist einfachen Handys.

Ach ja: Besonders amüsant fand ich im Artikel, dass MS vorgeworfen wird, bei WP7 starke Kontrolle auszuüben; genau das, was Apple ständig tut; dem Erfolg tut es offenbar keinen Abbruch und folgerichtig kopiert MS das Prinzip... leider aus meiner Sicht. Ich teile die Ansicht und halte WP7 auch aus vielen anderen Gründen für grauenhaft; es ist genau wie Iphone und Tablets reiner Multimediaschnickschnack (was nicht schlecht ist und offenbar dem Massengeschmack entspricht), leider aber für ernsthaftes Arbeiten weitgehend unbrauchbar (man muss sich nur mal ansehen, dass selbst ein Iphone eine bessere lokale Synchronisation mit Windows-Systemen ermöglicht als WP7). Ich kann nur hoffen, dass entweder MS noch mit irgendwas zum Arbeiten Brauchbarerem als WP7 kommt oder Android dafür - auch offline - nutzbar geworden ist, wenn mein letztes Windows Mobile Gerät irgendwann seine letzten Elektronen aushaucht...
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[1] Kai Petzke antwortet auf ppgg
27.12.2010 15:39
Benutzer ppgg schrieb:

Vielen Dank für Deine ausführliche Kritik!

Aber Tablets werden auch in drei Jahren in etwa sein, was sie heute sind: Nette Multimedia-Spielzeuge,

Davon gehe ich ebenfalls aus. Über Tablets schreibe ich: "deren Vorzüge als persönliches elektronisches Unterhaltungsgerät"

für fast jede ernsthafte Arbeit unbrauchbar.

Wenn wir "ernsthafte Arbeit" im Sinne von "üblicher Büroarbeit in der heute üblichen Organisationsform von Büroarbeit" definieren, gebe ich Ihnen sofort ununwunden recht! Deswegen schreibe ich auch nirgendwo, dass sich die Verkaufszahlen von PCs durch die Tablets verschlechtern werden (wovon einige Analysten, im Gegensatz zu mir, sehr wohl ausgehen BTW).

Für die ernsthafte Arbeit eines Fernfahrers ist ein 7-Zoll-Tablet mit geeigneter Navi-Software und geeigneter Autohalterung aber sehr wohl brauchbar. Es ersetzt dann ein etwa gleich gut geeignetes Navi, bietet aber gegenüber dem Navi den Vorzug, leicht mit weiterer Software nachrüstbar zu sein, zum Beispiel einem Frontend zum Dispositionssystem der Spedition. Oder der Trucker nutzt das Tablet abends zur persönlichen Unterhaltung (Film gucken, ein paar E-Mails schreiben, Buch lesen etc. pp.)

Derartige Einsatzszenarien für Tablets gibt es hunderte. Einige sind offensichtlich - so sind die meisten Kurierfahrer bereits heute mit einer Art Tablet ausgestattet, und mit einiger Wahrscheinlichkeit werden diese derzeit noch speziell für einen Einsatzzweck gebauten Geräte künftig zur Kostenersparnis durch allgemeine Tablets ersetzt werden, wobei dann die Kamera die Funktion des Scanners übernimmt - andere werden sich erst ergeben.

Das ist schon durch die fehlende Tastatur by design vorgegeben. Tablets werden PCs/Notebooks ebensowenig ersetzen wie Netbooks oder Smartphones, die werden eher zusätzlich verwendet, haben auch einen ganz anderen Einsatzbereich.

Da sind wir uns einig. Tablets werden hierzulande vor allem zusätzlich zu PC, Notebook/Netbook und Smartphone verwendet werden.

Dass ausgerechnet solche funktionell stark beschränkten, aber gleichwohl teuren Geräte in Entwicklungsländern PCs ersetzen sollen, kann ich mir nur schwer vorstellen.

Das Apple iPad und das Samsung Galaxy Tab werden in Entwicklungsländern keine Erfolge feiern. Das Archos 70 Internet Tablet (habe ich schon für knapp über 200 Euro gesehen; derzeit ist es in den Läden, die es so günstig hatten, aber ausverkauft) bzw. dessen übernächste Generation (bei der ich hierzulande einen Preis in der Größenordnung von 150 Euro erwarte) aber sehr wohl.

Wenn die genannten Maßstäbe, insbesondere günstiger Preis, Mobilität etc. entscheidend wären, wäre das für deutlich weniger als die Hälfte des Preises von Tablets mit funktionell weit überlegenen Netbooks schon heute machbar.

Wie schon erwähnt: Es ist falsch, dass ein Netbook die Hälfte eines (günstigen) Tablets kostet. Vielmehr kostet ein günstiges Tablet die Hälfte eines Netbooks!

U.u. hätte ich die oben erwähnten 150 Euro auch ins Editorial aufnehmen sollen. Dass ich für Tablets einen günstigeren Preis als für herkömmliche PCs/Laptops/Netbooks erwarte, steht aber drin: "durch den auf die Konzentration auf das wesentliche möglichen niedrigeren Preis".

Ach ja: Besonders amüsant fand ich im Artikel, dass MS vorgeworfen wird, bei WP7 starke Kontrolle auszuüben; genau das, was Apple ständig tut; dem Erfolg tut es offenbar keinen Abbruch und folgerichtig kopiert MS das Prinzip...

Apple hat nie bei ihren Mobilgeräten auch nur annähernd den Marktanteil erreicht, den MS bei PCs hat. Im Smartphone-Markt gibt es mit Android, Blackberry/RIM, inzwischen WP7 und immer noch Symbian mindestens vier starke Konkurrenten zum iPhone. Im Tablet-Bereich stellt sich die Konkurrenz gerade auf, aber auch da hoffe ich, dass wir mehr als nur zwei Systeme (Apple und Android) zur Auswahl haben werden.


Kai