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Sicherheit?


13.10.2009 08:16 - Gestartet von thekringel
Wenn da in einer 747 oder einem A340 mal eben 100 und mehr Endgeräte WLan durchfeuern... wurde das tatsächlich in ausreichendem Maße getestet, ob das die Bordelektronik in keinster Weise beeinträchtigt? Früher oder später gibts sicher irgendein Szenario, ein Zusammenspiel der blödesten Zufälle, wie das eben immer so ist bei Abstürzen, und dann machts eben doch den Unterschied und es heisst auf einer tollen N24 Reportage "bla.. durch die Überlagerung von Funksignalen von über 100 Drahtlosendgeräten an Bord bla..." ;)
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[1] koelli antwortet auf thekringel
13.09.2010 22:25
Benutzer thekringel schrieb:
Früher oder später gibts sicher irgendein Szenario, ein Zusammenspiel der blödesten Zufälle, wie das eben immer so ist bei Abstürzen..." ;)

Blöde Zufälle kann es aber auch jetzt schon geben. So ist doch mal die damalige Swissair wegen einem Fehler in der Verkabelung der Bordunterhaltungs-Monitore in Brand geraten und abgestürzt.
Gefahr kann es also auch ohne Handy geben.
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[2] Kai Petzke antwortet auf thekringel
14.09.2010 11:10
Benutzer thekringel schrieb:
Wenn da in einer 747 oder einem A340 mal eben 100 und mehr Endgeräte WLan durchfeuern...

Auch 100 WLANs haben zusammen nur ein hunderstel der Leistung einer Haushalts-Mikrowelle. Und die Flugzeug-Mikrowellen haben im Zweifelsfall noch höhere Leistung. Ja klar, im Normalbetrieb ist die gut abgeschirmt. Wenn aber mal was kaputt geht, kann eine Mikrowelle auch schnell etliche Watt Mikrowellen-Energie auf die Anschlussleitung koppeln ...

Und Rundfunk- und Fernsehsender haben noch viel höhere Leistungen - 10 bis 100 Kilowatt, entsprechend 10 bis 100 Haushalts-Mikrowellen, pro Sender, von denen mehrere auf einer Antenne sein können, sind nicht unüblich. Auch damit kommen die Flieger klar!

wurde das tatsächlich in ausreichendem Maße getestet, ob das die Bordelektronik in keinster Weise beeinträchtigt?

Die Hauptangst der Flugzeughersteller ist gar nicht so sehr die direkte Beeinflussung der Bordelektronik - siehe oben, von extern müssen die Flugzeuge eh viel mehr abkönnen, und das wird bei der Zulassung auch intensiv getestet - sondern die Störung der Navigationssysteme. Früher dienten zur Navigation vor allem analoge Peilsender, mit der Folge, dass ein falsches Signal bei der richtigen Frequenz ganz erhebliche Kursabweichungen zur Folge haben konnte. Mit steigender Rechenleistung können die Navigationssysteme in aktuellen Flugzeugen aber zahlreiche Signalquellen (u.a. Peilsender/Funkfeuer, GPS, eigene Trägheitsnavigation) auswerten, so dass das Risiko, durch Störungen vom Kurs abzukommen und z.B. bei einer Instrumentenlandung neben der Landebahn aufzuschlagen, entsprechend extrem reduziert werden konnte.


Kai
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[2.1] Telly antwortet auf Kai Petzke
14.09.2010 12:28
Hallo Kai,

einfach mal ein "Danke", dass Du hier im Forum nochmal etwas aktiver bist und nochmal ein bischen Fachwissen hier reinbringst.

Das tut dem Forum gut!

Telly
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[2.2] IMHO antwortet auf Kai Petzke
20.12.2010 08:12

einmal geändert am 20.12.2010 08:15
Heißt das mit anderen Worten, dass es jahrelang akzeptiert war, dass die analoge Navigation während eines Blitzschlages falsch anzeigt? Wie lange ist die Erholungsphase?
Was wäre bei Blitzschlag während eines instrumenten-kontrollierten Landeanflugs die Konsequenz?

Alles Problem ohne Mobilfunkeinfluß! Naja, es scheint ja in der Vergangenheit sehr oft gut gegangen zu sein.

Oder liegt das alles "an der richtgen Frequenz", die ein Blitz nicht haben kann?
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[2.2.1] Kai Petzke antwortet auf IMHO
20.12.2010 15:23
Benutzer IMHO schrieb:
Heißt das mit anderen Worten, dass es jahrelang akzeptiert war, dass die analoge Navigation [im Flugzeug] während eines Blitzschlages falsch anzeigt?

Ja. Wobei der Blitz schon sehr nah sein muss, denn ein Blitzschlag ist ja ein sehr breitbandiger Störsender, ergo in einem einzelnen schmalen Frequenzbereich dann doch nicht allzu stark. Und da ein landendes Flugzeug i.d.R. nunmal das höchste Metallobjekt in der näheren Umgebung ist, ist "naher Blitz" gleichzusetzen mit "ins Flugzeug einschlagender Blitz". Da ein fliegendes Flugzeug nicht geerdet ist, schlägt der Blitz nicht nur ins Flugzeug ein, sondern - meist an anderer, tieferer, Stelle - auch wieder "aus", von wo er dann weiter durch die Luft Richtung Erdboden geht. Die hohen Ströme (zigtausend Ampere) und die dadurch erzeugten Magnetfelder bzw. die Erwärmungen an der Außenhaut durch den Strom sind auch alles andere als harmlos. Immerhin dringt die Blitzspannung von einigen Millionen Volt nicht ins Innere ("Faradayscher Käfig").

Vor allem aber ist in Gewitterzellen, die stark genug für Blitze sind, das Wetter meist eh so unruhig (starke Schwerwinde, umgangssprachlich auch als "Luftlöcher" bezeichnet), dass die Piloten woander landen und/oder in sicherer Entfernung Kreise fliegen, bis das Gewitter nicht mehr unmittelbar über dem Flughafen ist.

Wie lange ist die Erholungsphase?

Wahrscheinlich sehr kurz. Ein Blitz ist ja ein kurzes Ereignis. Eine digitale Nachbearbeitung/Auswertung der vom analogen Peilsender empfangenen Signale kann definitiv solche kurzen, falschen, durch Blitzschlag oder andere kurze Störungen entstandenen Bursts probemlos herausfiltern. Denn die hektische Änderung des Signals während der Blitzentladung kann definitiv nicht von einer Flugzeugbewegung gekommen sein!

Hinzu kommt dann, dass weitere Datenquellen vorhanden sind, insbesondere das Trägheitsnavigationssystem und zunehmend auch GPS. Dabei ist das Trägheitsnavigationssystem extrem kurzzeitstabil (d.h., es zeigt exakt jede Beschleunigung des Flugzeugs an, und liefert einen sehr genauen Wert für die aktuelle Geschwindigkeit) aber nur bedingt langzeitstabil (d.h., wenn während eines 10-Stunden-Transatlantik-Flugs die Geschwindigkeit dauerhaft um 0,02 km/h falsch angezeigt wurde, ist das Flugzeug dann 10 * 0,02 km = 0,2 km = 200 Meter woanders, als das Trägheitsnavigationssystem glaubt). Die funkbasierten Systeme sind nun genau anders herum: Schon durch Rauschen wird das Signal immer etwas gestört, die Kurzzeitstabilität lässt zu wünschen übrig. Dafür ist die Langzeitstabilität hervorragend.

Langer Rede, kurzer Sinn: Wenn der Flugzeug-Computer die Gelegenheit hatte, sich zu Beginn des Endanflugs auf den Lande-Peilstrahl einzumessen, dann kann er damit alle während der letzten zehn Stunden Flug akkumulierten Fehler seines Trägheitsnavigationssystems korrigieren. Und während der letzten 5 Minuten macht ein frisch "eingenordetes" Trägheitsnavi dann nur noch einen Fehler von maximal einen Meter, wenn überhaupt. Sprich: Fällt der Peilstrahl direkt vor der Landung aus, kommt das Flugzeug auch mit dem eigenen System sicher runter.

Auch GPS hat eine Langzeitstabilität von wenigen Metern, und kann entsprechend mit dem Trägheitsnavi kombiniert werden. Durch spezielle Korrektursender (sogenanntes "dGPS") kann beim GPS die Genauigkeit bis in den Zentimeter-Bereich gesteigert werden.


Kai
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[2.2.1.1] IMHO antwortet auf Kai Petzke
20.12.2010 20:36
Benutzer Kai Petzke schrieb:

Ja. Wobei der Blitz schon sehr nah sein muss, denn ein Blitzschlag ist ja ein sehr breitbandiger Störsender,...

Kai

Vielen Dank für die Auskunft :)
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[3] bemymonkey antwortet auf thekringel
31.01.2011 13:33
Also auf meinem letzten Flug mit der Etihad war auch alles mit WLAN versorgt (aufm Rückflug sogar kostenlos, weil das System innerhalb nächster Zeit eingestellt werden soll... hat wohl niemand ausser mir bezahlen wollen :P), und wir sind heile angekommen. Da mache ich mir keine großen Sorgen :)