Thread
Menü

Besuch im MIG-Fördergebiet


24.06.2023 23:15 - Gestartet von wolfbln
einmal geändert am 24.06.2023 23:20
Ich habe mir heute ein solches Gebiet angeschaut. Das liegt in Oberhessen im "Hinterland" wie es wirklich heißt im Kreis Marburg-Biedenkopf. Man kann das etwas kompliziert aus der MIG-Website herausfinden.

Das Funkloch also Fördergebiet besteht aus 2 Dörfern etwa 3 km voneinander entfernt:
- Diedenshausen, Ortsteil von Gladenbach, ca. 120 Einwohner, viel Landwirtschaft, viele Fachwerkhäuser, keinen Laden oder Gewerbe
- Damshausen, Ortsteil von Dautphetal, ca. 200 Einwohner, wie Diedenshausen, ein Lokal "Hinterländer Bauernstuben", Kirche, Metallbetrieb und Omnibusunternehmen. Das war's.

Dazwischen steht ein bewaldeter Berg der es nicht ganz einfach macht, einen Standort zu finden. Ja, alle 3 Netze haben dort ein Funkloch und man muss für den Handyempfang auf den nächsten Berg steigen. Aufgrund der Fördersumme wird wohl ein 50 m Mast von der DFMG gebaut werden, der beide Dörfer abdecken soll.

Keiner der 3 Betreiber hatte bisher dort eine Versorgung geplant. Es leben dort ca. 320 Einwohner auf 2 Dörfer verteilt. Die Fördersumme beträgt knapp 950.000 € was etwa 3000 € Förderung für jeden Einwohner bedeutet.

Ich finde, so etwas sollte Teltarif schon einmal zur Diskussion stellen. Die MIG hat über eine Milliarde zur Verfügung, die wohl nicht für alle Föerderungsgebiete ausreicht.

Wenn man sich auf Teltarif mit den Anbietern zusammen immer so gegen "teure" Versteigerungen ausspricht, die die verarmten Netzbetreiber ausnehmen, muss man auch darüber nachdenken, woher diese staatlich geförderte Masten finanziert werden und ob das nicht eigentlich Aufgabe der Netzbetreiber wäre.
Menü
[1] RE: 50 Milliarden Gebühren für UMTS Frequenzen...
wolfbln antwortet auf wolfbln
24.06.2023 23:38

3x geändert, zuletzt am 24.06.2023 23:49
Benutzer Blue_Fire schrieb:
Das ist wie im Breitbandausbau.

90% Ja! Dort auch hart mit Versorgungsauflagen die Betreiber zur Investition zwingen.

Aber 10% sind halt irgendwo in einem Bereich, wo es nicht mehr wirtschaftlich darstellbar ist.

Dieser Mast dient ja auch weiteren Diensten. (BOS usw.)

Man KÖNNTE ja alle Gewinne auf die Glasfaser Backhaul Anbindung, sowie die Mieten aller Betreiber abfischen für diesen Mast und so lange einfordern, dass die Telko NUR die Betriebskosten wieder reinbekommt. Bis der Mast abbezahlt ist.

Das wäre ein Kompromiss. Die Mobilfunker gewinnen Kunden und alle Einnahmen, welche jener Mast generiert zahlen die Kosten für jenen ab. Notfalls eben 90 Jahre.

Als Zinsloser Kredit, weil der Staat keine Zinsen braucht. Oder eben ganz minimal nahezu zum Nullzins!

Diesen sowieso mitten im Wald aufzustellen ist mal wieder Irrsinn der Strahlenängstlichen. Inzwischen habe ich so viele Videos zum Thema geschaut, dass man keine Angst mehr haben muss. Gamma Strahlung das ist was anderes, aber Mobilfunk? Der ist wie Sonnenstrahlen. (Nicht gut, wenn zu viel zu doll aber generell sofern in allen Vorgaben betrieben nicht schlimm!)

Die 50 Milliarden, die der Staat bei der UMTS Versteigerung gewonnen hat, wird es zeit zurückzugeben. Also bitte. So Schwarz Weiß ist es nicht.

Es geht um die wirklich extrem angelegenen.

Wenn die Telekom eine Station auf dem Feuerwehrgerätehaus bekommen hätte, wäre die Förderung wahrscheinlich nie nötig gewesen. Aber MAL ÜBERLEGEN warum das nicht geschah?? ;-)

Angst vor Missbildungen an Ziegen....

Warum kommt ihr immer wieder mit den 50 Mrd. von 2000. Das ist 23 Jahre her. Die Lizenzen sind längst abgelaufen und von den Bietern abgeschrieben. Der Staat hat das Geld längst ausgegeben, allerdings zweckfremd, was sicher nicht gut war.

Alle derzeit laufenden Lizenzen (2010-2019 versteigert) haben zusammen für alle Betreiber 16 Mrd. gekostet. Immer noch viel. Das sind aber pro aktiver SIM Karte in Deutschland (ohne M2M) ca. 70 Cent im Monat. Also gut 5% bei ARPUs von durchschnittlich so 12 €.

Ja, man kann sagen. Die Versorgung der unwirtschaftlichen Standorte sei staatliche Aufgabe. Dann entlässt man aber die Netzbetreiber aus der Mischkalkulation. Es ist also OK, wenn sie nur die rentablen Städte versorgen? Das kann es doch auch nicht sein.

Es gibt Regionen, da gibt es Vorbehalte gegen Standorte. Die Telekom liebt oft ortsnahe Standorte und kommt da immer wieder in lokale Konflikte. An den MIG- Förderorten, zumindest an dem, wo ich heute war, ist das aber nicht der Fall.
Dort freuen sich die Menschen darauf, etwas zu tun, was uns ganz selbstverständlich ist, ihr Handy zu benutzen. Solche Orte gibt es mehr als jene, wo Bürger einen Aufstand gegen Sendeanlagen proben.

Jetzt hat die DFMG 14 Monate Zeit wie Henning schreibt. Ich fahre also im Herbst nächsten Jahre da mal wieder ins "Hinterland" und schaue, was sich getan hat.
Menü
[1.1] wolfbln antwortet auf wolfbln
25.06.2023 00:27

einmal geändert am 25.06.2023 00:27
Benutzer Blue_Fire schrieb:
Warum kommt ihr immer wieder mit den 50 Mrd. von 2000. Das ist 23 Jahre her. Die Lizenzen sind längst abgelaufen. Der Staat hat das Geld längst ausgegeben, allerdings zweckfremd, was sicher nicht gut war.

Andere Länder sind uns voraus, dies liegt daran, dass das Geld dort nicht abgeschöpft wurde. So hätten 50 Milliarden mehr dem Ausbau zur Verfügung gestanden.

Also ich kann keinen Zusammenhang zwischen Ausbauqualität und Netzgebühren feststellen. Es gibt Länder die besser ausgebaut sind, die auch versteigern und schlechter ausgebaut sind, die vergeben und umgekehrt. Eine Versteigerung wird in der Wirtschaft immer noch als Garant für die bestmögliche Allokation der Ressourcen gesehen. Beim Mobilfunk mag das aber nicht zutreffen.

Alle derzeit laufenden Lizenzen haben zusammen für alle Betreiber 16 Mrd. gekostet. Immer noch viel. Das sind aber pro aktiver SIM Karte in Deutschland (ohne M2M) ca. 70 Cent. Also ein sehr kleiner Anteil bei ARPUs von durchschnittlich 10 €.

Da braucht es Versorgungsauflagen.

Die hat es ja. Die sind zum Teil unsinnig. Als "versorgt" gilt eine Straße, wenn 1 von 3 oder bald 4 Netzbetreiber sie versorgt. Das ist wirklichkeitsfremd, weil keiner 3 SIM-Karten dabei hat.

Außerdem werden die Auflagen zu wenig überprüft und auf die Aussagen und Karten der Betreiber vertraut. Auch die Strafen bei Nichterfüllung sind zu niedrig.

Die Mobilfunker bauen gerne eigene Mäste, statt dass sie sich an diejenigen der anderen Hängen. So verdient der andere an meinem Netz ja sonst mit.
Wenn die Auflagen zu lasch sind, dann wird halt einfach nicht gebaut.


Na ja, inzwischen gibt es Towergesellschaften wie DTMG, Vantage und ATC, deren Aufgabe ist es ja gerade andere Mieter für den Mast noch zu finden. Wenn man nur selbst nutzt, dann rentiert sich das noch weniger.

DAHER müssen die Auflagen hoch! Das zwingt die Telkos dorthin zu gehen, wo es vorher in der Grauzone war (Machen wir später...)
Bevor man Strafgebühren zahlt, gibt man sein Geld lieber Vantage Towers. Dort kauft man dann MOCN ein oder hängt eigene Technik dran. Dann kann man immerhin noch irgendwie Geld verdienen und Kosten optimieren.

Ja Sharing wie MOCN ist auch ein Weg. Ist aber sehr begrenzt auf 1000 Standorte und nur ein Band und jeden Sektor muss der Betreiber freigeben. Die Kooperation muss weiter gehen.

Strafzahlungen an den Staat sind verschenktes Geld.

Ja, müssen aber sein, wenn die Auflagen nicht erfüllt werden und keine externen Gründe dafür vorliegen.

Die MIG führt sogenannte Markterkundungsverfahren durch. Da wird durchaus geprüft ob eigenwirtschaftlich was kommt bzw.
geht.

https://netzda-mig.de/

Mir ist das Verfahren schon klar. Es gibt aber bald hunderte von Prüfgebieten. Bei etwa 1/4 finden sich Betreiber, die dort etwas planen. Bei 3/4 muss der Staat ran.


Ja, man kann sagen. Die Versorgung der unwirtschaftlichen Standorte sei staatliche Aufgabe. Dann entlässt man aber die Netzbetreiber aus der Mischkalkulation. Es ist also OK, wenn sie nur die rentablen Städte versorgen? Das kann es doch auch nicht sein.

Es geht um die Ultra hart abgelegenen Standorte.

Na ja, es geht um Dörfer so unter 300 Einwohner bei der Telekom, unter 500 bei Vodafone und o2, die das Pech haben, abseits der großen Überlandsender zu liegen.

Die Milliarde ist nix für den Staat. Es ist gerade auch die Manpower, die Zeit die eine MIG investiert um die chronisch am Krebs der Kritiksucht und alles verhindern wollenden Seuche der Besserwisserei leidenden Deutschen, davon zu überzeugen, dass es doch richtig ist zu bauen.

Kritiksucht und Besserwisserei - na das geht etwas weit. Aber mit einer Mrd. kannst du auch anderes anfangen und das kann man diskutieren in einem demokratischen Land. Wir haben sie, können sie aber nur einmal ausgeben.

Ich gebe dir Brief und Siegel an jedem 5ten Standort kommt ne Oma und hat Angst um Marienkäfer.

Weil in den Dorf 20 Jahre nix passiert ist und jetzt plötzlich ein 50m Mast gebaut wird. Oft erfahren die Bewohner erst spät davon und manche haben ganz berechtigte Sorgen. Beispielsweise sinkt der Immobilienwert, wenn der Sender direkt neben deinen Grhbdstück steht.

Daher das kostet auch erheblich Zeit. Die Mobilfunker würden mehr bauen WENN es nicht so arg anstrengend wäre. Zum Glück gibts da Festnetz und Mobilfunk aus dem All. Da kann Die Bürgerinitiative nix gegen machen. LOL

Es gibt Regionen, da gibt es Vorbehalte gegen Standorte. Die Telekom liebt ortsnahe Standorte und kommt da immer wieder in Konflikte. An den MIG- Förderorten, zumindest an dem, wo ich heute war, ist das aber nicht der Fall. Da freuen sich die Menschen darauf, etwas zu tun, was uns ganz sekbstverständlich ist, ihr Handy zu benutzen.

Ja so ist es eben, Du musst nur ein paar Jahre warten, die Jüngere Smartphone Generation wird das immer mehr wollen.

Schon. Ich sage sogar, Dörfer ohne Handyempfang sind nicht überlrbensfähig. Wer möchte denn dort groß werden? Der haut doch als erster ab. Die Chance der Landflucht mit Home Office entgegen zu wirken, klappt nur wo Handyempfang ist und Breitband liegt.

Ein Standort mitten im Wald, der 5 Kunden versorgt, nachts garkeinen. Das kannst Du nicht von den Mobilfunkern erwarten, dann würgst Du den Markt ab.

Es geht gar nicht um die volle Pampa. Es geht um bewohnte Gebiete mit Ortslagen meist unter 500-300 Einwohner, die durch Berge, Mulden, Tallagen eben im Funkloch liegen.

Du darfst nicht vergessen Gewinne werden Reinvestiert und privates Kapital macht sich auf, um mit Gewinnabsicht zu investieren. Wenn diese Gewinnabsicht im teilweise zu Sozialistisch geprägten Europa nicht möglich ist. Dann bleibt das Kapital fern oder flüchtet und dann haben wir eine DDR.

Na ja. Manche halten es auch für "Sozialismus" wenn der Staat tätig wird, was du ja forderst.

Daher muss Privatinvestition auch mit Rendite verbunden sein.

Der Staat kommt mit einer Milliarde ziemlich gut weg.

Tut er das?

Die DDR ist pleite gegangen. Während Deutschland reich ist. Das geht nur mit Marktwirtschaft.
Dort wo die Marktwirtschaft auf kosten der Menschen ausbeutet und die Geldgier die Menschlichkeit frisst, muss der Staat grenzen setzen. Deswegen "Soziale" Marktwirtschaft.

So so. In einer Demokratie kann man aber über die Aufgaben des Staats und der Privatwirtschaft durchaus diskutieren und unterschiedlicher Meinung sein.


EGAL anderes Thema.

Schließlich zahlt die Telekom allein eine Milliarde Dividende und von den restlichen 2 bekommt der Deutsche Staat nochmal ein drittel Kapitalertragssteuer.
Plus diverse weitere Steuern (Lohn/Umsatz/Mehrwert) whatever. ALSO SO einfach, dass die mit Gewinnen das Feld verlassen ist es nicht.

Momentan rechnen sich alle arm. Die Schulden sind gewaltig bei allen 3 Netzbetreibern, daher können sie Gewinne mit ihren Schulden verringern und wenig Steuern zahlen. Die Telekom erwirtschaftet auch ihren Hauptanteil in den USA, den sie natúrlich dort versteuert.

Die Turmbauer, Tiefbauer, Hersteller und Betreiber schaffen Arbeitsplätze und bessere Infrastruktur schafft Strukturwandel, Wirtschaftskraft und auch Bildung. Welche zukünftige Wirtschaftskraft schafft.

Im Tiefbau kriegst du niemand und die Kràfte werden aus Osteuropa herangeschafft. Beim Netzausbau hast du fast immer auslàndische Trupps. Ich will das nicht jetzt gegen Billigkräfte aus Osteuropa argumentieren, aber hier werden dadurch wenig Arbeitskräfte gebunden. Mehr schon durch den Glasfaserausbau.

Daher ohne Karotte (Dividende) vor der Nase passiert nix.

Man muss den Firmen halt so viel aufladen, wie sie tragen können. d.h. 90% der Standorte sollen sie selbst finanzieren.

Nur wieviel können sie tragen? Die Telekom und o2 haben im letzten Jahr Gewinne wie noch nie in Deutschland gemacht. Dennoch sind mehrere Hunderttausend Einwohner weiter im Funkloch, das jetzt der Staat ausbaden soll.


Es geht um die Standorte wo die Erschließung obere sechsstellige oder gar siebenstellige Beträge kostet.

Ja, knapp 1 Mio. kostet ein Standort, wenn man einen 50 m Turm baut, Anbindung von Strom und Glas legen muss etc. oder Richtfunk benutzt. Dachstandorte sind etwas günstiger.
Menü
[1.2] wolfbln antwortet auf wolfbln
25.06.2023 00:37

3x geändert, zuletzt am 25.06.2023 00:45
Benutzer Blue_Fire schrieb:
Du musst die Gelben Flecken auf der Karte betrachten. Dort geht die Förderung hin.

Waldgebiete.

https://gigabitgrundbuch.bund.de/GIGA/DE/MobilfunkMonitoring/Vollbild/start.html

Und selbst dort wird erst ein Markterkundungsverfahren gestartet. Einige Standorte werden dann nicht gefördert und privatwirtschaftlich gebaut.

__

Hier ein Auszug aus der Förderrichtlinie aus dem Bundesanzeiger:

5 Art und Umfang, Höhe der Zuwendung Die Zuwendung dient der Schließung der Wirtschaftlichkeitslücke nach Abschnitt 2. Sie wird als Projektförderung im Wege der Anteilsfinanzierung als nicht rückzahlbarer Zuschuss gewährt. Der Fördersatz beträgt 90 Prozent, in begründeten Fällen bis zu 99 Prozent der Ausgaben nach Abschnitt 2 Buchstabe a und b, darf jedoch die Höhe der Wirtschaftlichkeitslücke nicht überschreiten.

https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/DG/mobilfunkfoerderrichtlinie.pdf?__blob=publicationFile


Ich schaue mir deshalb die genehmigten MIG-Gebiete an. Es sind ja erst ein Dutzend in Deutschland oder so. Das sind bisher nicht reine Waldgebiete, wo niemand wohnt.

Die zwei Gebiete in Hessen, die im Artikel beschrieben werden, sind in und um Dörfer gelegen. Bei den reinen Waldstandorten sind wir doch noch gar nicht.

Es gibt zumindest noch immer in Hessen über Hundert kleine Dörfer, wo gar nix geht und einige Tausend, wo nicht alle 3 Betreiber in LTE gehen. Das wird in anderen Flächenländern nicht viel anders sein.

Darum schaue ich mir die Gebiete ja an, die gefördert werden. Das andere im Artikel genannte Gebiet ist auch nicht in Fritzlar, das ist eine Kleinstadt und die ist versorgt, sondern im Fritzlaer Stadtteil Rothhelmshausen. Das ist ein isolierter, abgelegener Stadtteil im Funkloch mit ca. 250 Einwohnern. Das ist momentan so die kritische Größe, dass Telekom und Co. abwinken.