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5 G Roaming


12.09.2022 12:38 - Gestartet von bholmer
Ist ja schön dass Telefonca das 5 G Roaming außerhalb der EU in immer mehr Ländern freischaltet.
Führt aber höchstens dazu dass die gesetzlich vorgeschriebene Kostenobergrenze von € 59,90, die die Kunden vor der Privatinsolenz schützt, bereits nach wenigen Sekunden erreicht wird.

Wer Datenroaming außerhalb der regulierten EU zu den derzeitigen Preisen nutzt statt einer lokalen SIM-Karte muss schon verrückt oder ahnungslos sein.

Mir ist nach Jahren immer noch nicht klar, warum der ganze Datenverkehr quasi über ein VPN oder ein spezielles Netz nach Deutschland geleitet werden muss und da erst ins Internet eingespeist wird. Wäre doch kostengünstiger, wenn im Gastland direkt ins Internet eingespeist würde. Die Regelung zur Nutzung eines alternativen APN beim Roaming für die man mit dem Anbieter einen Vertrag abschliesst gilt doch immer noch. Nur niemand bietet sowas an.
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[1] kammann antwortet auf bholmer
12.09.2022 17:33
Benutzer bholmer schrieb:

Wer Datenroaming außerhalb der regulierten EU zu den derzeitigen Preisen nutzt statt einer lokalen SIM-Karte muss schon verrückt oder ahnungslos sein.
Verrückt finde ich vor allem, dass in umgekehrter Richtung Amerikaner, Chinesen, Japaner oder Australier zu annehmbaren Preisen in Deutschland roamen können - das lässt sich ab nächster Woche wieder gut auf dem Oktoberfest beobachten - jeder macht Livestreaming ohne Billshock. Auch die durch das EU-Romaing aufgestellte Fallen (wie etwa Schweiz und Türkei) existieren für Touristen aus Übersee nicht.
Irgendetwas läuft da falsch innerhalb der EU...

Mir ist nach Jahren immer noch nicht klar, warum der ganze Datenverkehr quasi über ein VPN oder ein spezielles Netz nach Deutschland geleitet werden muss und da erst ins Internet eingespeist wird. Wäre doch kostengünstiger, wenn im Gastland direkt ins Internet eingespeist würde.
LBO (Local break out) ist seit GSM-Zeiten im Mobilfunkstandard fest verankert und wäre auch bei 5G noch anwendbar. Angeblich wird das nicht umgesetzt, damit ein Roamingkunde nicht von etwaigen Netzsperren im Gastland betroffen wäre. Das liest sich aber eher wie die einstige Begründung für die Mauer zwischen Ost und West, denn natürlich sollen auch die lokalen Sperren (oder Geo-Blocks) den Roamingkunden bis an das Ende der Welt verfolgen.

Übrigens gab bzw gibt es den LBO durchaus bei der Telefonie: Gespräche im Gastland werden üblicherweise direkt über das Telefonnetz im Gastland hergestellt (zumindest bei Postpaid-Verträgen).
Mit VoLTE fällt auch dieser Vorteil weg, denn da ist LBO explizit verboten, d.h. ein Ortsgespräch eines deutschen Kunden in den USA wird künftig zweimal über den Atlantik geroutet.

Die Regelung zur Nutzung eines alternativen APN beim Roaming für die man mit dem Anbieter einen Vertrag abschliesst gilt doch immer noch. Nur niemand bietet sowas an.
Ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt noch technisch ginge. Früher musste man beim Roaming immer einen (genauer: einen korrekten) APN nutzen, während im Inland z.B. bei O2 der APN beliebig gesetzt werden konnte. Inzwischen kann man auch beim Roaming jeden oder auch keinen APN nutzen. Somit könnte man im Gastland gar keinen Vertrag mit Datenverkehr über einen anderen APN abschließen, die Daten kämen weiterhin im Heimatland des Kunden an.

Es ist also schon ziemlich verrückt, dass große Content-Anbieter weltweite Content-Delivery-Networks aufsetzen und im Mobilfunkstand um jede ms Latenz gefeilscht wird - und dann kommen die kommerziellen Mobilfunkanbieter und tunneln 800 GBit/s quer durch die Welt, um ihre Kunden über ihre eigene Infrastruktur inkl. Zugang zum Internet zu bedienen.
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[1.1] bholmer antwortet auf kammann
13.09.2022 11:19
Benutzer kammann schrieb:
...

Vielen Dank kammann für die ergänzenden Erklärungen.

Ich wusste gar nicht dass Mobilfunkkunden außerhalb der EU deutlich preisgünstigere Roamingtarife angeboten werden als den Deutschen im Nicht-EU Ausland.

Ein Beispiel:
2019 war ich auf einer Hochzeitsfeier in Tunesien für ein Wochenende.
Ich hatte mich vorher schlau gemacht über lokale Prepaidkarten und mir ein entsprechendes Konzept gemacht.
Bei der Zwischenlandung in Istanbul habe ich kurz den Datenkanal aufgemacht um meiner Frau eine Whatsapp zu schicken, dass ich am Zwischenstopp angekommen bin. Das für eine Stunde kostenlose Flughafen WLAN war zu kompliziert zu aktivieren, da man zwischen verschiedenen Apps und SMS Empfang hin und her springen musste zur Identitätsprüfung.
10 Minuten später bekam ich eine SMS von O2, dass ich mich der Deckelung nähere. Allein die "normale" Hintergrundaktivität des Handys hatte für den für das Roaming horrenden Datenverbrauch von ein paar Megabyte verursacht.

Angekommen in Tunis eine lokale Prepaidkarte mit 25 GB für 8 Euro gekauft. Damit war Streaming der Feier über LTE an die daheimgebliebenen überhaupt kein Problem. Zusätzlich konnte ich mit der in einen mobilen LTE-Router eingelegten SIM über Wifi Calling mit meiner Drillischkarte kostenlos nach Hause telefonieren.
Selbst Telefonate innerhalb Tunesiens waren über den Wifi Umweg noch billiger als wenn ich mit der deutschen Karte direkt angerufen hätte.

Ich habe später mal ausgerechnet, dass das Streaming an dem Wochenende mich mit der Drillisch/O2 Karte über das gleiche tunesische LTE-Netz ca. 3000 Euro gekostet hätte.

Übrigens kostet mit der tunesischen Ooredo Prepaidkarte das Datenroaming in Deutschland mit dem für 7 Tage gültigen jederzeit online buchbaren Pass 500 MB 3,10 Euro. 1,5 GB für 15 Tage gültig ist für 7,75 Euro buchbar.

Insofern braucht mir keiner mit 5 G Roaming ausserhalb der EU zu kommen.