Benutzer bholmer schrieb:
Wer Datenroaming außerhalb der regulierten EU zu den derzeitigen Preisen nutzt statt einer lokalen SIM-Karte muss schon verrückt oder ahnungslos sein.
Verrückt finde ich vor allem, dass in umgekehrter Richtung Amerikaner, Chinesen, Japaner oder Australier zu annehmbaren Preisen in Deutschland roamen können - das lässt sich ab nächster Woche wieder gut auf dem Oktoberfest beobachten - jeder macht Livestreaming ohne Billshock. Auch die durch das EU-Romaing aufgestellte Fallen (wie etwa Schweiz und Türkei) existieren für Touristen aus Übersee nicht.
Irgendetwas läuft da falsch innerhalb der EU...
Mir ist nach Jahren immer noch nicht klar, warum der ganze Datenverkehr quasi über ein VPN oder ein spezielles Netz nach Deutschland geleitet werden muss und da erst ins Internet eingespeist wird. Wäre doch kostengünstiger, wenn im Gastland direkt ins Internet eingespeist würde.
LBO (Local break out) ist seit GSM-Zeiten im Mobilfunkstandard fest verankert und wäre auch bei 5G noch anwendbar. Angeblich wird das nicht umgesetzt, damit ein Roamingkunde nicht von etwaigen Netzsperren im Gastland betroffen wäre. Das liest sich aber eher wie die einstige Begründung für die Mauer zwischen Ost und West, denn natürlich sollen auch die lokalen Sperren (oder Geo-Blocks) den Roamingkunden bis an das Ende der Welt verfolgen.
Übrigens gab bzw gibt es den LBO durchaus bei der Telefonie: Gespräche im Gastland werden üblicherweise direkt über das Telefonnetz im Gastland hergestellt (zumindest bei Postpaid-Verträgen).
Mit VoLTE fällt auch dieser Vorteil weg, denn da ist LBO explizit verboten, d.h. ein Ortsgespräch eines deutschen Kunden in den USA wird künftig zweimal über den Atlantik geroutet.
Die Regelung zur Nutzung eines alternativen APN beim Roaming für die man mit dem Anbieter einen Vertrag abschliesst gilt doch immer noch. Nur niemand bietet sowas an.
Ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt noch technisch ginge. Früher musste man beim Roaming immer einen (genauer: einen korrekten) APN nutzen, während im Inland z.B. bei O2 der APN beliebig gesetzt werden konnte. Inzwischen kann man auch beim Roaming jeden oder auch keinen APN nutzen. Somit könnte man im Gastland gar keinen Vertrag mit Datenverkehr über einen anderen APN abschließen, die Daten kämen weiterhin im Heimatland des Kunden an.
Es ist also schon ziemlich verrückt, dass große Content-Anbieter weltweite Content-Delivery-Networks aufsetzen und im Mobilfunkstand um jede ms Latenz gefeilscht wird - und dann kommen die kommerziellen Mobilfunkanbieter und tunneln 800 GBit/s quer durch die Welt, um ihre Kunden über ihre eigene Infrastruktur inkl. Zugang zum Internet zu bedienen.