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Nicht schon wieder!


16.02.2022 17:30 - Gestartet von IMHO
Alle paar Jahre rütteln die InternetAccessProvider am Peering-Prinzip. Dabei hat es sich längst bewährt! Man erinnere sich nur an die Festnetztelefonie 1998! Die dt.Telekom hat damals 56Pfennig/Minute für ein Ferngespräch verlangt (ca. 28ct). Telefonie benutzte das "der-Anrufer-bezahlt-die-gesamte-Verbindung-Bezahlmodell". Ein Ferngespräch nach Indien kostete damals bis zu 3DM/Minute! Sowas geschieht, wenn man den Telcos die Möglichkeit zum kassieren von Monopolpreisen gibt!
1998 wurde dann Call-by-Call und Preselection eingeführt und die Preise sanken binnen Jahre auf ein Niveau von 1ct/Minute für Inlands-Ferngespräche (Der Mobilfunk wurde auch preisgünstiger, kostete oftmals nur noch 9ct/min Festnetz-zu-Mobilfunk). - Diese günstigen Preise konnten die Endkunden aber nur dadurch abrufen, dass sie CbC-Preislisten an ihre Kühlschranktüren aufhängten oder ähnlichen Quatsch ausführten.
Dann kam ab 2000 das DSL-Internet mit dem Peeringprinzip (für die Datenabrechnung) und ersparte uns von Anfang an den Blödsinn, dass wir vor jede Email eine CbC-Vorwahlnummer hängen müssen. Man stelle sich nur vor, tagsüber Emails an Teltarif mit "to:01070info@teltarif.de" und abends an Werktagen ab 19Uhr mit "to:01013info@teltarif.de" zu versenden [jedoch nicht samstags, sonntags und an bundesweiten Feiertagen...]. Der Vorzug des Internets ist die doppelte Halbstreckenbezahlung. Wenn ich Netflix laden will, bezahlt Netflix den Stream bis zum Peeringpoint [die erste Halbstrecke] und der User (ich) den restlichen Download vom Peeringpoint zu mir nach Hause. Diese zweite Halbstrecke ist per Festnetz-DSL relativ günstig und wenn ich den Stream am Handy anschaue ist es ein LTE-Stream, der relativ teuer ist und wenn ich unter zuviel Geld leide, schaue ich die Streams im Flugzeug per Connex oder per Inmarsat auf hoher See an. So sind die Kunden unkompliziert an der Bezahlung des technischen Aufwands beteiligt! Und an diesem Peering sollte wir nicht rütteln!
Andere Lösungen, die vom Peering abweichen sind/waren:
BTX bei dem jede Mitteilung zum Seitenpreis abgerechnet wurde
SMS bei dem jede SM für 39Pfennig, später für 19Pfennig und dann für 9ct abgerechnet wurde, bis es Whatsapp als Konkurrenz gab. Seit her werden SMS-Flats angeboten.
Und: das System Call-by-Call seitens des Marktregulators zu erzwingen, wurde bei splitterlosem DSL niemals angewandt und so wurde auch die Telekom bzgl. Telefonminutenpreise langsam aus dem CbC-Zwang entlassen. Also kosten die Anrufe vom DSL-Anschluss zum Handy in Deutschland meist 19ct/Min (Ausnahme, die mir spontan einfällt: www.easybell.de mit 9,8ct/min zum Mobilfunk). - Was mal wieder (bis auf Ausnahmen) zeigt: Gibt man den Telcos den kleinen Finger und erspart ihnen den Konkurrenzdruck, dann nehmen sie sofort Apotheken- und Mondpreise!
Ich bin so froh, dass wir jetzt größtenteils Marktmechanismen haben, bei denen ich meinen gesamten Traffic auf einmal bezahle, ohne dass ich mir Gedanken machen muss, ob ich durch einen Wechsel meines DSL-Providers Geld spare wenn von Netflix zu Prime wechseln will. Denn genau dieses Wirrwarr erspart uns das Perringprinzip als Endkunde: Wir brauchen nur einen DSL-Traffic-Preis zu vergleichen. Wenn wir dem Begehren der Telcos nachgeben, haben wir in Kürze Bundle-Angebote Netflix&DSL gibt es bei der Telekom günstig, Prime&DSL bei Vodafone günstig und die ARD-Mediathek kann man günstiger per DSL-anschauen wenn man sein DSL bei den Stadtwerken bucht. So einen verzerrten Markt, der dann wahrscheinlich auch noch die Startups benachteiligt, braucht ausser den Telcos niemand!
Und wenn die DSL-Provider jammern, dass die Margen sinken aber untereinander sich die Kunden abjagen, indem sie DSL50 für gerade mal 5Euro Aufpreis im Vergleich zu DSL16 anbieten, kann der Traffic nicht der entscheidende Preisfaktor sein! (Denn mit DSL50 kann man dreimal mehr downloaden und annähernd 10mal mehr uploaden)
Da jammern arme Multimillionäre darüber, dass der Wert ihrer Firmenaktien nicht mehr in den Himmel wächst. - Nix anderes!
Wenn die meinen, dass Netflix eine Goldgrube sei, können sie ja ein paar Firmenanteile erwerben.
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[1] Testperson antwortet auf IMHO
16.02.2022 18:05
Da jammern arme Multimillionäre darüber, dass der Wert ihrer Firmenaktien nicht mehr in den Himmel wächst. - Nix anderes! Wenn die meinen, dass Netflix

Interessante Ausführungen, aber ich sehe es anders. Aus Perspektive der Netzbetreiber ist das Dilemma für mich nachvollziehbar. Die müssen immer mehr Leistung zur Verfügung stellen. Bekommen andererseits seit vielen Jahren nicht mehr Geld.
Wenn das in Masse und Auflösung so stark zunehmende streaming doch so viel Bandbreite frisst (und sehr viel Energie nebenbei auch), warum sollen User oder Streamingdienste nicht für diese Leistung zahlen? Das ist doch schlichtweg das Verursacherprinzip. So wie es heute läuft, mag bequem sein. Fair ist es nicht.
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[1.1] NEOD antwortet auf Testperson
16.02.2022 19:15
Benutzer Testperson schrieb:
Da jammern arme Multimillionäre darüber, dass der Wert ihrer Firmenaktien nicht mehr in den Himmel wächst. - Nix anderes!
Wenn die meinen, dass Netflix
>
Wenn das in Masse und Auflösung so stark zunehmende streaming doch so viel Bandbreite frisst (und sehr viel Energie nebenbei auch), warum sollen User oder Streamingdienste nicht für diese Leistung zahlen? Das ist doch schlichtweg das Verursacherprinzip. So wie es heute läuft, mag bequem sein. Fair ist es nicht.

Interessante Ausführungen. Ich möchte noch ergänzen, dass die ISP teilweise bereits doppelt bezahlt werden. Soll heißen, Netflix zahlt nicht nur für die eigene Anbindung, sondern auch noch für den Traffic den sie in das Netz der DTAG leiten. Die Telekom hat eben eine restriktive Peering-Policy die offenbar benutzt wird, um für einen performanten Zugang zu ihren Endkunden von den Internetdiensten abzukassieren. Alternativ bleibt nur ein Umweg über andere Carrier, die zu Spitzenzeiten ebenfalls überlastet sein können.
Die Telekom würde somit Geld vom Kunden für den Internetzugang + Geld vom Diensteanbieter für Zugang zum Kunden erhalten.

https://www.peeringdb.com/asn/3320
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Telekom#Netzzusammenschaltung_im_Internet

Ich erinnere mich an die „Telekom-Option“ bei Hetzer, wo man früher eine Extra Option buchen musste, um besseren Zugang zu Telekom Kunden zu erhalten. Diese Option ist aber mittlerweile seitens Hetzner abgeschafft.
(https://www.hetzner.com/de/news/03-20-dtag/)
Auch Gamer an DTAG Anschlüssen bemängeln häufiger die hohen Latenzzeiten an Telekomanschlüssen.
Zu Beginn der Corona-Pandemie war für viele Studierenden mit Telekom-Anschlüssen nur eine eingeschränkte Teilnahme am Online Unterricht mit Videokonferenzen möglich, da das Peering in das Netz des DFN überlastet war.
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Deutsches-Forschungsnetz-und-Telekom-Peeren-in-Zeiten-von-Corona-4694172.html

Zusätzlich sollte angeführt werden, dass die Content Anbieter durchaus an einem guten Anschluss zu den Kunden interessiert sind und deshalb die Daten bereits bis in das Netz der Carrier auslagern.
https://about.netflix.com/en/news/how-netflix-works-with-isps-around-the-globe-to-deliver-a-great-viewing-experience
https://openconnect.netflix.com/de_de/
Andere große CDN Anbieter wie Akamai Verfahren hier sicherlich nicht anders.

Meinung:
Es scheint, als würden die ISP versuchen wollen, an so vielen Stellen wie möglich sich am Erfolg anderer Unternehmen beteiligen zu wollen. Wie bereits aufgeführt wurde, kann der 5€ Aufpreis von ADSL2 auf VDSL wohl kaum für den Traffic anfallen. Der Traffic des Otto-Normalverbrauchers hält sich gegenüber Firmen mit Business-Anschlüssen wohl auch eher in Grenzen. Problematisch wird wohl eher die kurzzeitig hohe Last in den Ortsnetzen zu den Abendstunden sein, wenn Netflix und co in 4K laufen. Gut möglich, dass hier die Berechnung der Überkapazität in den Clustern/Nodes eines Ortsnetzes fehlgeschlagen ist, und eine Aufteilen in kleine Gebiete erforderlich wird. Diese soll dann von Netflix und Co finanziert werden.
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[1.1.1] motomusiker antwortet auf NEOD
16.02.2022 19:29
Benutzer NEOD schrieb:
Benutzer Testperson schrieb:


Danke für die interessanten technischen Infos. Dein Beitrag ist schon fast informativer als der eigentlich diskutierte Artikel.
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[1.1.2] matth antwortet auf NEOD
17.02.2022 09:33
Vielleicht stehe ich jetzt bloß auf dem Schlauch.
Aber ist akamai nicht genau der im Beitrag gemeinte Anbieter, der durch die Einspeisung verdient, während z.B. die Telekom für die Weiterleitung nichts bekommt?
Und könnte es nicht sein, dass der von Hetzner angebotene Priority-Zugang nicht mehr nötig ist, weil die Telekom und Vodafone mit ihrem Versuch, sich diese VIP-Zugänge bezahlen zu lassen gerichtlich gescheitert sind?

Ich verstehe das Problem sehr gut. Dass schnelle Zugänge so günstig sind, liegt nicht daran, dass sie rentabel sind, sondern an der Mischkalkulation, in der der Wenig-Nutzer den Power-User mitfinanziert und dass der Aufwand vor allem das Hauptnetz betrifft und nur zum kleinen Teil die letzte Meile. Das muss für die Engpässe ausgelegt sein, auch wenn in 99,99% der Fälle die Daten nur durchtröpfeln.
Wenn aber dann Formel 1 oder Olympia von Millionen Leuten gleichzeitig gestreamt werden, ist das unlustig. Und dieses Problem wächst, je mehr Leute sich von Satellit und Kabel verabschieden. Da lieber jetzt schon mal sensibilisieren.
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[1.2] RheinLoki antwortet auf Testperson
21.02.2022 00:43
Benutzer Testperson schrieb:
Da jammern arme Multimillionäre darüber, dass der Wert ihrer Firmenaktien nicht mehr in den Himmel wächst. - Nix anderes!
Wenn die meinen, dass Netflix

Interessante Ausführungen, aber ich sehe es anders. Aus Perspektive der Netzbetreiber ist das Dilemma für mich nachvollziehbar. Die müssen immer mehr Leistung zur Verfügung stellen. Bekommen andererseits seit vielen Jahren nicht mehr Geld.
Wenn das in Masse und Auflösung so stark zunehmende streaming doch so viel Bandbreite frisst (und sehr viel Energie nebenbei auch), warum sollen User oder Streamingdienste nicht für diese Leistung zahlen? Das ist doch schlichtweg das Verursacherprinzip. So wie es heute läuft, mag bequem sein. Fair ist es nicht.


Die Telekom setzt auf ein Kupfernetz was noch aus Postzeiten besteht und durch Steuergelder finanziert wurde. Man ersetzt quasi nur Netzknoten. Also mein Mitleid hält sich in Grenzen, Glasfaser will man nicht legen sondern immer mehr aus der Kupferleitung raus quetschen.
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[1.2.1] ulibass4711 antwortet auf RheinLoki
22.02.2022 10:16
Benutzer RheinLoki schrieb:
Benutzer Testperson schrieb:
Da jammern arme Multimillionäre darüber, dass der Wert ihrer Firmenaktien nicht mehr in den Himmel wächst. - Nix anderes!
Wenn die meinen, dass Netflix

Interessante Ausführungen, aber ich sehe es anders. Aus Perspektive der Netzbetreiber ist das Dilemma für mich nachvollziehbar. Die müssen immer mehr Leistung zur Verfügung stellen. Bekommen andererseits seit vielen Jahren nicht mehr Geld.
Wenn das in Masse und Auflösung so stark zunehmende streaming doch so viel Bandbreite frisst (und sehr viel Energie nebenbei auch), warum sollen User oder Streamingdienste nicht für diese Leistung zahlen? Das ist doch schlichtweg das Verursacherprinzip. So wie es heute läuft, mag bequem sein. Fair ist es nicht.


Die Telekom setzt auf ein Kupfernetz was noch aus Postzeiten besteht und durch Steuergelder finanziert wurde. Man ersetzt quasi nur Netzknoten. Also mein Mitleid hält sich in Grenzen, Glasfaser will man nicht legen sondern immer mehr aus der Kupferleitung raus quetschen.

Die Telekom setzt schon lang auf Glasfaser. Die Telekom ist nur einfach realistisch.
Die Kapazitäten zum Glasfaserausbau sind begrenzt und voll ausgelastet. Seit langem. Schnellerer Ausbau geht einfach nicht, schon weil die Leute und die Bagger fehlen um noch mehr Glasfaser noch schneller zu verbuddeln.
Also macht man erstmal das, was schnellstmöglich so viel wie möglich an Bandbreite für die Endkunden bereitstellen kann. Und es funktioniert. Und der Anteil der Leute, die vorhandene Glasfaser dann auch tatsächlich nutzen ist begrenzt.

Mal wieder Telekom-Bashing um jeden Preis. Mit der Brechstange. Ohne Hirn.

Netflix & Co. nochmal zahlen zu lassen ist trotzdem kompletter Schwachsinn. Sie zahlen schon ihren Teil.
Und wenn ich als Kunde mehr und hochauflösender streamen will, dann brauch ich ne fettere Leitung und bezahl die dann auch. Alles gut, so wie's ist.
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[1.2.1.1] RheinLoki antwortet auf ulibass4711
22.02.2022 10:23
Benutzer ulibass4711 schrieb:
Benutzer RheinLoki schrieb:


Mal wieder Telekom-Bashing um jeden Preis. Mit der Brechstange.
Ohne Hirn.

Netflix & Co. nochmal zahlen zu lassen ist trotzdem kompletter Schwachsinn. Sie zahlen schon ihren Teil.
Und wenn ich als Kunde mehr und hochauflösender streamen will, dann brauch ich ne fettere Leitung und bezahl die dann auch. Alles gut, so wie's ist.

Schau sie sich noch einmal den Netzaufbau an. Besonders die Endleitungen bleiben auf Kupfer obwohl der Boden schon offen ist und man direkt bis Haus legen könnte. Aber es stimmt viele Eigentümer lehnen es ab.

Ich habe auch eine Vectoring+LTE Option komme so auf im Schnitt 200-300Mbit und bin zufrieden.

Ich bin nur dagegen das die Anbieter extra zahlen sollen, ohne Netflix und Co, sehe ich es wie sie. Brauche ich keine schnelle Leitung dann würde sogar ne Simkarte mit 5GB im Monat reichen zum surfen