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UMTS-Lizenzen


13.08.2002 14:23 - Gestartet von beccon
Die Amerikaner haben aus dem Debakel mit den PCS-Lizenzen (1900 MHz, wo dort auch GSM läuft) gelernt.

Damals hatten exorbitante Spektrum Preise zum Konkurs von einigen Mobilfunkanbietern (mit anschließendem jahrelangen Rechtsstreit um die Lizenzen z.B NextWave) und zu Sparmaßnahmen beim Netzausbau geführt. Das scheint sich jetzt in Europa äää .de und .uk bei UMTS zu wiederholen.

Der finanzielle Mühlstein wird die Industrie um Jahre zurückwerfen. Unseren nimmersatten Politikern, die lieber das Saatgut verfrühstücken als auf die reiche Ernte zu warten zum Dank. :-(

Inzwischen bauen die USA ihre Netze still und heimlich für Breitband aus und rudern wieder an die Spitze.

Conrad
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[1] rtpj antwortet auf beccon
13.08.2002 15:28
Benutzer beccon schrieb:

[...]

Der finanzielle Mühlstein wird die Industrie um Jahre zurückwerfen. Unseren nimmersatten Politikern, die lieber das Saatgut verfrühstücken als auf die reiche Ernte zu warten zum Dank. :-(

[...]

Bitte ausfüllen:

( ) Die Unternehmen wurden von "nimmersatten Politikern" mit Gewalt dazuu gezwungen, eine UMTS - Lizenz zu diesem Preis zu ersteigern ...

( ) Die Unternehmen durften an der UMTS-Versteigerung teilnehmen, konnten aber auch jederzeit aussteigen
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[1.1] mungojerrie antwortet auf rtpj
13.08.2002 17:09
Benutzer rtpj schrieb:

Bitte ausfüllen:

( ) Die Unternehmen wurden von "nimmersatten Politikern" mit Gewalt dazuu gezwungen, eine UMTS - Lizenz zu diesem Preis zu ersteigern ...

( ) Die Unternehmen durften an der UMTS-Versteigerung teilnehmen, konnten aber auch jederzeit aussteigen

( ) Eines der bietenden Unternehmen gehört noch zum Großteil dem Staat, dessen Vertreter Eichel UMTS mit "Unerwartete Mehreinnahme zur Tildung von Schulden" verwandelte - der damalige Vorstandsvorsitzende jenes Unternehmens bezeichnete die Lizenzkosten damals als angebracht - ein anderer Sprecher dieses Unternehmens nannte es "volkswirtschaftlichen Wahnsinn".
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[1.1.1] rtpj antwortet auf mungojerrie
13.08.2002 17:19
Benutzer mungojerrie schrieb:

( ) Eines der bietenden Unternehmen gehört noch zum Großteil dem Staat,

Nein.

dessen Vertreter Eichel UMTS mit "Unerwartete Mehreinnahme zur Tildung von Schulden" verwandelte - der damalige Vorstandsvorsitzende jenes Unternehmens bezeichnete die Lizenzkosten damals als angebracht - ein anderer Sprecher dieses Unternehmens nannte es "volkswirtschaftlichen Wahnsinn".

Wurde tatsächlich nur eine einzige Lizenz, noch dazu an die Telekom, versteigert?

Mir war so, als hätten da noch einige Läden mitgeboten ...
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[1.1.1.1] mungojerrie antwortet auf rtpj
13.08.2002 17:56
Benutzer rtpj schrieb:
Benutzer mungojerrie schrieb:

( ) Eines der bietenden Unternehmen gehört noch zum Großteil dem Staat,

Nein.


Also in meinen Augen ist jemand mit 25 % +1 oder mehr ein Großaktionär - es lebe die Sperrminorität.


Wurde tatsächlich nur eine einzige Lizenz, noch dazu an die Telekom, versteigert?

Mir war so, als hätten da noch einige Läden mitgeboten ...

Das ist absolut korrekt - zwei dieser "Läden" sind sogar schon so gut wie weg vom Markt - allerdings waren es nicht die Telekom und Vodafone, die so verrückt auf eine große Lizenz waren und deswegen den Wahnsinn von 12 Milliarden DM (auch schon verrückt genug) auf 16 Milliarden pro Lizenz trieben?

Mungojerrie
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[1.1.1.1.1] rtpj antwortet auf mungojerrie
13.08.2002 22:30
Benutzer mungojerrie schrieb:
Benutzer rtpj schrieb:
Benutzer mungojerrie schrieb:

( ) Eines der bietenden Unternehmen gehört noch zum Großteil dem Staat,

Nein.

Also in meinen Augen ist jemand mit 25 % +1 oder mehr ein Großaktionär - es lebe die Sperrminorität.

Ein Großaktionär ist der Bund sicherlich noch. Aber er besitzt nicht den Großteil der Aktien.

Wurde tatsächlich nur eine einzige Lizenz, noch dazu an die Telekom, versteigert?

Mir war so, als hätten da noch einige Läden mitgeboten ...

Das ist absolut korrekt - zwei dieser "Läden" sind sogar schon so gut wie weg vom Markt - allerdings waren es nicht die Telekom und Vodafone, die so verrückt auf eine große Lizenz waren und deswegen den Wahnsinn von 12 Milliarden DM (auch schon verrückt genug) auf 16 Milliarden pro Lizenz trieben?

Das interessante Wörtchen war "und":

Telekom UND MMO/Vodafone UND G3G UND Mo'com UND ePlus UND VI/o2.

:->
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[1.2] Mobilfunk-Experte antwortet auf rtpj
13.08.2002 17:35
Benutzer rtpj schrieb:
Benutzer beccon schrieb:

[...]

Der finanzielle Mühlstein wird die Industrie um Jahre zurückwerfen. Unseren nimmersatten Politikern, die lieber das Saatgut verfrühstücken als auf die reiche Ernte zu warten zum Dank. :-(

[...]

Bitte ausfüllen:

( ) Die Unternehmen wurden von 'nimmersatten Politikern' mit Gewalt dazuu gezwungen, eine UMTS - Lizenz zu diesem Preis zu ersteigern ...

( ) Die Unternehmen durften an der UMTS-Versteigerung teilnehmen, konnten aber auch jederzeit aussteigen

Natürlich sind die Unternehmen nicht mit Gewalt gezwungen worden. Das behauptet auch niemand. Allerdings hat die Politik die Rahmenbedingungen ganz gezielt so gesteckt, dass die Unternehmen bis an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten gegangen sind und exorbitante Preise für die UMTS-Lizenzen gezahlt haben.

Der Staat hat also durchaus erfolgreich versucht, so viel abzukassieren wie es nur ging. Anderswo ist man dagegen eher bemüht, Zukunftstechnologien auf vielfältige Weise zu fördern.
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[1.2.1] rtpj antwortet auf Mobilfunk-Experte
13.08.2002 22:36
Benutzer Mobilfunk-Experte schrieb:

Natürlich sind die Unternehmen nicht mit Gewalt gezwungen worden. Das behauptet auch niemand. Allerdings hat die Politik die Rahmenbedingungen ganz gezielt so gesteckt, dass die Unternehmen bis an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten gegangen sind und exorbitante Preise für die UMTS-Lizenzen gezahlt haben.

Der Staat hat also durchaus erfolgreich versucht, so viel abzukassieren wie es nur ging. Anderswo ist man dagegen eher bemüht, Zukunftstechnologien auf vielfältige Weise zu fördern.

Und damit hätten die Unternehmen erkennen _müssen_, daß sie quasi abgez0ckt werden ... Sie hätten alle geschlossen sagen müssen: "Wir nicht" ... Aber sie waren ja alle gierig ...
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[1.2.1.1] Mobilfunk-Experte antwortet auf rtpj
14.08.2002 10:03
Benutzer rtpj schrieb:
Benutzer Mobilfunk-Experte schrieb:

Natürlich sind die Unternehmen nicht mit Gewalt gezwungen gezwungen worden. Das behauptet auch niemand. Allerdings hat die Politik die Rahmenbedingungen ganz gezielt so gesteckt, dass die Unternehmen bis an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten gegangen sind und exorbitante Preise für die UMTS-Lizenzen gezahlt haben.

Der Staat hat also durchaus erfolgreich versucht, so viel abzukassieren wie es nur ging. Anderswo ist man dagegen eher bemüht, Zukunftstechnologien auf vielfältige Weise zu fördern.

Und damit hätten die Unternehmen erkennen _müssen_, daß sie quasi abgez0ckt werden ... Sie hätten alle geschlossen sagen müssen: 'Wir nicht' ... Aber sie waren ja alle gierig ...

Da machst du es dir recht einfach. Für die 'Neueinsteiger' Quam und Mobilcom hätte es diese Möglichkeit vielleicht gegeben. Debitel ist diesen Weg ja auch gegangen. Die bisherigen GSM-Netzbetreiber hatten dagegen praktisch keine Wahl, wenn sie weiter am Markt bestehen wollten.

Wie auch immer: Das Argument, es sei ja niemand gezwungen worden, ist reine Theorie. Tatsache ist, dass sich die Unternehmen so verhalten haben, weil sie es unter den gegebenen Voraussetzungen für das beste hielten (überwiegend zu Recht, wie ich meine). Und der Staat hat die Voraussetzungen mit voller Absicht so gestaltet. Er hat ausgenutzt, dass er hier die Bedingungen diktieren konnte, weil die UMTS-Lizenzen rein national vergeben wurden und keine Alternativen in Aussicht standen.

Die Unternehmen waren 'gierig'? Jeder versucht, für sich selbst das beste Ergebnis zu erzielen. Das ist ganz normal.

Die Unternehmen hätten geschlossen aussteigen sollen? Das halte ich für unrealistisch. Gab es bei der UMTS-Versteigerung nicht ziemlich strenge Regeln? Bei jedem Versuch, die Versteigerungs-Pläne der Regulierungsbehörde zu unterlaufen, hätten drakonische Strafen gedroht.

Im Ergebnis hat man hier eine zukunftsträchtige neue Technologie mit hohen staatlichen Konzessionsabgaben belegt anstatt sie zu fördern. Und das ist eine Politik, die ich nicht gut heiße. Ich werfe auch keinem Politiker vor, dass er von Gier getrieben wurde. Allerdings wird es Zeit, die Richtung wieder etwas zu überdenken.
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[1.2.1.1.1] rtpj antwortet auf Mobilfunk-Experte
14.08.2002 16:55
Benutzer Mobilfunk-Experte schrieb:

Da machst du es dir recht einfach. Für die 'Neueinsteiger' Quam und Mobilcom hätte es diese Möglichkeit vielleicht gegeben. Debitel ist diesen Weg ja auch gegangen.

Und Talkline, WorldCom WL, Vivendi und Auditorium bereits im Vorfeld.

Die bisherigen GSM-Netzbetreiber hatten dagegen praktisch keine Wahl, wenn sie weiter am Markt bestehen wollten.

Warum ?

Spätestens beim Ausstieg von Debitel hätten sich alle mit 2 Frequenzpaketen zufriedenstellen können.

Aber nein. Es mußten ja teilweise drei sein (und drei wollten nicht nur TMO und MMO, sondern auch G3G und Mobilcom).

Das war reine Gier.

Und an dieser Gier hat der Lizenzgeber bzw. die RegTP als Aufstellerin der Versteigerungsregeln keine Schuld.

Wie auch immer: Das Argument, es sei ja niemand gezwungen worden, ist reine Theorie. Tatsache ist, dass sich die Unternehmen so verhalten haben, weil sie es unter den gegebenen Voraussetzungen für das beste hielten (überwiegend zu Recht, wie ich meine).

Danke, daß Du mir's bestätigst: Die Unternehmen haben sich so verhalten, wie ***sie*** es für das beste hielten. -> Kein Zwang von Außen. Weder theoretisch. Noch praktisch. Nur Zwang von innen. Und eben die schon mehrfach erwähnte Gier.

Und der Staat hat die Voraussetzungen mit voller Absicht so gestaltet. Er hat ausgenutzt, dass er hier die Bedingungen diktieren konnte, weil die UMTS-Lizenzen rein national vergeben wurden und keine Alternativen in Aussicht standen.

Daß dem ganz eindeutig nicht so ist, läßt sich schon an den Einnahmeschätzungen des Lizenzgebers ablesen. Man ging schlicht und ergreifend von einem etliche Milliarden niedrigeren Betrag aus.

Die Unternehmen waren 'gierig'? Jeder versucht, für sich selbst das beste Ergebnis zu erzielen. Das ist ganz normal.

Eben. Aber man sollte dann nicht auf den bösen Staat schimpfen, der einen quasi dazu gezwungen habe ...

Die Unternehmen hätten geschlossen aussteigen sollen? Das halte ich für unrealistisch. Gab es bei der UMTS-Versteigerung nicht ziemlich strenge Regeln? Bei jedem Versuch, die Versteigerungs-Pläne der Regulierungsbehörde zu unterlaufen, hätten drakonische Strafen gedroht.

Nein, aber man hätte bei 6x2 sagen können: Gut ist's.

Damit hätte man 20 Mrd. DEM gespart.

Im Ergebnis hat man hier eine zukunftsträchtige neue Technologie mit hohen staatlichen Konzessionsabgaben belegt anstatt sie zu fördern. Und das ist eine Politik, die ich nicht gut heiße. Ich werfe auch keinem Politiker vor, dass er von Gier getrieben wurde. Allerdings wird es Zeit, die Richtung wieder etwas zu überdenken.

Abgesehen davon, daß ich nicht einsehe, wieso der Staat UMTS fördern sollte, hat er u.a. mit den Einnahmen andere -m.E. wichtigere- Projekte gefördert. Und nochmal: Es war die Gier der Unternehmen, nicht der Politik bzw. des Staates.
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[1.2.1.1.1.1] Mobilfunk-Experte antwortet auf rtpj
14.08.2002 18:53
Benutzer rtpj schrieb:

Spätestens beim Ausstieg von Debitel hätten sich alle mit 2 Frequenzpaketen zufriedenstellen können.

Aber nein. Es mußten ja teilweise drei sein (und drei wollten nicht nur TMO und MMO, sondern auch G3G und Mobilcom).

Das war reine Gier.

Und an dieser Gier hat der Lizenzgeber bzw. die RegTP als Aufstellerin der Versteigerungsregeln keine Schuld.

Natürlich hat der Staat keine Schuld daran, dass sich Unternehmen so verhalten wie sie es eben tun. Sie treffen Entscheidungen nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten. Wenn du das unbedingt 'Gier' nennen musst, bitteschön. Für mich ist diese Ausdrucksweise Polemik.

Wie auch immer: Das Argument, es sei ja niemand gezwungen worden, ist reine Theorie. Tatsache ist, dass sich die Unternehmen so verhalten haben, weil sie es unter den gegebenen Voraussetzungen für das beste hielten (überwiegend zu Recht, wie ich meine).

Danke, daß Du mir's bestätigst: Die Unternehmen haben sich so verhalten, wie ***sie*** es für das beste hielten. -> Kein Zwang von Außen. Weder theoretisch. Noch praktisch. Nur Zwang von innen. Und eben die schon mehrfach erwähnte Gier.

Ob der Zwang von Außen oder von Innen wirkte, ist völlig irrelevant. Die Rahmenbedingungen haben den Zwang erzeugt. Und wer hat die Rahmenbedingungen gesetzt?

Und der Staat hat die Voraussetzungen mit voller Absicht so gestaltet. Er hat ausgenutzt, dass er hier die Bedingungen diktieren konnte, weil die UMTS-Lizenzen rein national vergeben wurden und keine Alternativen in Aussicht standen.

Daß dem ganz eindeutig nicht so ist, läßt sich schon an den Einnahmeschätzungen des Lizenzgebers ablesen. Man ging schlicht und ergreifend von einem etliche Milliarden niedrigeren Betrag aus.

Auch in der Politik gibt es keine Hellseher. Natürlich wusste man vorher nicht genau, welche Beträge die UMTS-Versteigerung ergibt. Da schätzt man dann lieber etwas vorsichtiger. Es war aber das erklärte Ziel, die UMTS-Lizenzen so teuer wie möglich zu machen. Sonst hätte es wohl kaum einer Versteigerung bedurft.

Die Unternehmen waren 'gierig'? Jeder versucht, für sich selbst das beste Ergebnis zu erzielen. Das ist ganz normal.

Eben. Aber man sollte dann nicht auf den bösen Staat schimpfen, der einen quasi dazu gezwungen habe ...

Ich schimpfe gar nicht auf den 'bösen' Staat. Weder der Staat noch die Unternehmen sind für mich 'böse'. Trotzdem hatte der Staat in der ganzen UMTS-Geschichte weitaus mehr Gestaltungsspielraum als die Unternehmen. Und diesen Spielraum hat er eben ausgenutzt, um so viel abzuschöpfen wie nur möglich war. Das halte ich für einen politischen Fehler, weil wir dadurch eine zukunftsträchtige Branche schwer belasten.

Im Ergebnis hat man hier eine zukunftsträchtige neue Technologie mit hohen staatlichen Konzessionsabgaben belegt anstatt sie zu fördern. Und das ist eine Politik, die ich nicht gut heiße. Ich werfe auch keinem Politiker vor, dass er von Gier getrieben wurde. Allerdings wird es Zeit, die Richtung wieder etwas zu überdenken.

Abgesehen davon, daß ich nicht einsehe, wieso der Staat UMTS fördern sollte, hat er u.a. mit den Einnahmen andere -m.E. wichtigere- Projekte gefördert. Und nochmal: Es war die Gier der Unternehmen, nicht der Politik bzw. des Staates.

Ich habe nicht einmal verlangt, dass der Staat UMTS besonders fördern soll. Die hohen UMTS-Lizenzgebühren sind allerdings genau das Gegenteil von Fördern. Wir brauchen aber Unternehmen, die Gelder in Zukunftstechnologien investieren. Deshalb sollte man aufhören, gerade diese Unternehmen mit hohen Sonder-Abgaben zur Kasse zu bitten, nur damit sie ihr Geschäft ordentlich betreiben dürfen.
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[1.2.1.1.1.1.1] rtpj antwortet auf Mobilfunk-Experte
14.08.2002 20:28
Benutzer Mobilfunk-Experte schrieb:

Ob der Zwang von Außen oder von Innen wirkte, ist völlig irrelevant. Die Rahmenbedingungen haben den Zwang erzeugt. Und wer hat die Rahmenbedingungen gesetzt?

Laß mich überlegen. ... Die Wirtschaft, die Kunden, die Unternehmen und zum Schluß auch ein bißchen der Staat. Alle hatten ihren Anteil daran.

Ich schimpfe gar nicht auf den 'bösen' Staat. Weder der Staat noch die Unternehmen sind für mich 'böse'. Trotzdem hatte der Staat in der ganzen UMTS-Geschichte weitaus mehr Gestaltungsspielraum als die Unternehmen. Und diesen Spielraum hat er eben ausgenutzt, um so viel abzuschöpfen wie nur möglich war.

Gut, dann komme ich _wieder_ mit der Gier: Und die Unternehmen (einige davon) waren gierig auf drei Lizenzen und haben nochmal 20 Mrd. DEM verknallt.

Übrigens ohne Eingriff des Staates.

Sie hätten einfach so sagen können: Gut ist's.


Das halte ich für einen politischen Fehler, weil wir dadurch eine zukunftsträchtige Branche schwer belasten.

Es kann doch kein politischer Fehler sein, wenn Unternehmen nicht kalkulieren können.

Ich habe nicht einmal verlangt, dass der Staat UMTS besonders fördern soll. Die hohen UMTS-Lizenzgebühren sind allerdings genau das Gegenteil von Fördern. Wir brauchen aber Unternehmen, die Gelder in Zukunftstechnologien investieren. Deshalb sollte man aufhören, gerade diese Unternehmen mit hohen Sonder-Abgaben zur Kasse zu bitten, nur damit sie ihr Geschäft ordentlich betreiben dürfen.

Also hätte der Staat die Lizenzen verschenken sollen, damit die Unternehmen später schneller Geld mit UMTS machen können ? Und das, obwohl die Unternehmen sich freiwillig bereit erklärten, UMTS zu _ersteigern_ ???
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[1.2.1.1.1.1.1.1] Mobilfunk-Experte antwortet auf rtpj
15.08.2002 10:37
Benutzer rtpj schrieb:

Benutzer Mobilfunk-Experte schrieb:

Ob der Zwang von Außen oder von Innen wirkte, ist völlig irrelevant. Die Rahmenbedingungen haben den Zwang erzeugt. Und wer hat die Rahmenbedingungen gesetzt?

Laß mich überlegen. ... Die Wirtschaft, die Kunden, die Unternehmen und zum Schluß auch ein bißchen der Staat. Alle hatten ihren Anteil daran.

Die Versteigerung und ihre Bedingungen sind allein vom Staat festgelegt worden. Die anderen haben den Staat vielleicht auf die Idee gebracht, aber mehr auch nicht.

Ich schimpfe gar nicht auf den 'bösen' Staat. Weder der Staat noch die Unternehmen sind für mich 'böse'. Trotzdem hatte der Staat in der ganzen UMTS-Geschichte weitaus mehr Gestaltungsspielraum als die Unternehmen. Und diesen Spielraum hat er eben ausgenutzt, um so viel abzuschöpfen wie nur möglich war.

Gut, dann komme ich _wieder_ mit der Gier: Und die Unternehmen (einige davon) waren gierig auf drei Lizenzen und haben nochmal 20 Mrd. DEM verknallt.
>
Übrigens ohne Eingriff des Staates.
>
Sie hätten einfach so sagen können: Gut ist's.

Gerade aus Sicht der zwei 'Großen' wäre es vielleicht durchaus sinnvoll gewesen, drei Frequenzbänder zu ersteigern. Nicht so sehr wegen der technischen Möglichkeiten, sondern weil es dann automatisch einen Lizenznehmer (und damit Konkurrenten) weniger gegeben hätte. Nenne es 'Gier', wenn dir damit wohler ist.

Das halte ich für einen politischen Fehler, weil wir dadurch eine zukunftsträchtige Branche schwer belasten.

Es kann doch kein politischer Fehler sein, wenn Unternehmen nicht kalkulieren können.

Die Unternehmen können kalkulieren und haben das auch getan. Das tun Unternehmen eigentlich immer. Sie verhalten sich da ziemlich berechenbar. Du würdest wahrscheinlich sagen, ihre Gier sei berechenbar. Und das wusste der Staat. Mit diesem Wissen hat er die Regeln so gemacht, dass möglichst viel Geld in die Staatskasse kam. Und das war der politische Fehler.

Ich habe nicht einmal verlangt, dass der Staat UMTS besonders fördern soll. Die hohen UMTS-Lizenzgebühren sind allerdings genau das Gegenteil von Fördern. Wir brauchen aber Unternehmen, die Gelder in Zukunftstechnologien investieren. Deshalb sollte man aufhören, gerade diese Unternehmen mit hohen Sonder-Abgaben zur Kasse zu bitten, nur damit sie ihr Geschäft ordentlich betreiben dürfen.

Also hätte der Staat die Lizenzen verschenken sollen, damit die Unternehmen später schneller Geld mit UMTS machen können ? Und das, obwohl die Unternehmen sich freiwillig bereit erklärten, UMTS zu _ersteigern_ ???

In Deutschland haben wir im Prinzip Gewerbefreiheit. Jeder darf ein Geschäft betreiben, ohne dass er dafür eine besondere Genehmigung braucht. Auf dieser unternehmerischen Freiheit basiert ein Großteil des wirtschaftlichen und technologischen Fortschritts.

Dass nicht jeder einfach ein UMTS-Netz aufbauen kann, weil die Funkfrequenzen knapp sind, ist logisch. Aber mit welchem Recht kassiert der Staat Milliardenbeträge für eine Lizenz? Reicht es nicht, wenn die Unternehmen solche Beträge in das Netz investieren?

Es gibt sicher auch andere Methoden für den Staat, wie er erfolgreichen Mobilfunkunternehmen Geld abknöpfen kann. Z.B. könnte man Lizenzgebühren auch von Kundenzahl, Airtime oder Umsatz abhängig machen.
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[1.2.1.1.1.1.1.1.1] rtpj antwortet auf Mobilfunk-Experte
15.08.2002 16:03
Benutzer Mobilfunk-Experte schrieb:

Die Versteigerung und ihre Bedingungen sind allein vom Staat festgelegt worden. Die anderen haben den Staat vielleicht auf die Idee gebracht, aber mehr auch nicht.

Sie fanden _übrigens ALLE_ die Versteigerungs"idee" sehr viel besser als die Idee, daß man sich auf eine Frequenz bewirbt.

Damit haben sie mitbestimmt, daß eine Versteigerung stattfindet.

Gerade aus Sicht der zwei 'Großen' wäre es vielleicht durchaus sinnvoll gewesen, drei Frequenzbänder zu ersteigern. Nicht so sehr wegen der technischen Möglichkeiten, sondern weil es dann automatisch einen Lizenznehmer (und damit Konkurrenten) weniger gegeben hätte. Nenne es 'Gier', wenn dir damit wohler ist.

Oh, mir ist damit wohler.

Schon deswegen, weil man _dann_ dem Staat die Gier nicht mehr vorwerfen darf.

Die Unternehmen können kalkulieren und haben das auch getan. Das tun Unternehmen eigentlich immer. Sie verhalten sich da ziemlich berechenbar. Du würdest wahrscheinlich sagen, ihre Gier sei berechenbar. Und das wusste der Staat. Mit diesem Wissen hat er die Regeln so gemacht, dass möglichst viel Geld in die Staatskasse kam. Und das war der politische Fehler.

Das sehe ich anders.

Wenn Unternehmen mehr oder weniger direkt mitbestimmen, wie eine Frequenzverteilung (Verlosung, Bewerbung, Versteigerung) erfolgen soll, sie dann eine Versteigerung "toll" finden und diese Versteigerung dann nicht wie gewünscht (aber wie kalkuliert) ausgeht, verstehe ich die Welt nicht mehr.

Das hört sich etwas nach Susi Sorglos an, die einen Vertrag unterschreibt und sich anschließend darüber beschwert, daß der Vertrag auch Pflichten (z.B. Zahlungspflichten) enthält.

In Deutschland haben wir im Prinzip Gewerbefreiheit. Jeder darf ein Geschäft betreiben, ohne dass er dafür eine besondere Genehmigung braucht. Auf dieser unternehmerischen Freiheit basiert ein Großteil des wirtschaftlichen und technologischen Fortschritts.

Dass nicht jeder einfach ein UMTS-Netz aufbauen kann, weil die Funkfrequenzen knapp sind, ist logisch. Aber mit welchem Recht kassiert der Staat Milliardenbeträge für eine Lizenz? Reicht es nicht, wenn die Unternehmen solche Beträge in das Netz investieren?

Nein, schlicht und ergreifend schon darum, weil wenigstens ein paar Euro in Deutschland bleiben sollten.

Es gibt sicher auch andere Methoden für den Staat, wie er erfolgreichen Mobilfunkunternehmen Geld abknöpfen kann. Z.B. könnte man Lizenzgebühren auch von Kundenzahl, Airtime oder Umsatz abhängig machen.

Das war 'mal ganz früher angedacht gewesen. Aber kein Unternehmen konnte sich für diese Art "TK-Steuer" begeistern.

So, und jetzt Du: Wie hätte man die -gewünschte- Versteigerung denn nun machen sollen ? Oder wie hätte man die Frequenzen sonst verteilen sollen ?