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Das wir wirklich super-spannend


23.05.2021 08:36 - Gestartet von wolfbln
einmal geändert am 23.05.2021 08:49
Henning hat recht, die nächsten 5 Jahre werden endlich wieder einmal super spannend im deutschen Mobilfunk, nachdem wir 6 Jahre mit unseren Triopol eher gemächlich dahingeplätschert sind.

Ich begrüße außerordentlich den Mut von Donnermuth ein 4. Netz aufzubauen und den verschnarchten Verein aus Telekom, Vodafone und o2 aufzumischen. Alle großen westeuropäischen Länder (ESP, GB, F, I) haben 4 Netze und niedrigere Preise.

Warum wird das jetzt so spannend? Jetzt sind alle Grundlagen gelegt und 1&1 kann, muss bauen bauen bauen. Sie müssen für die Lizenz wohl 2022 ihr Netz starten. Sie haben ja schon 7% der Kunden im Mobilfunk (ohne IoT) mit denen sie arbeiten können. Hier kommt es auf die Verträge an, ob und wie sie sie rüberziehen können. Haben die Kunden Verträge bei Drillisch, in denen eine Telefonica-Netzleistung zugesichert wird? Eher nicht. Daher können sie auch zwangsmigriert werden.

In den ersten 4 Jahren 2022-26 macht das auch wenig Unterschied, ob man bei 1&1 im Telefonica-Netz oder im 1&1-Netz ist, denn es wird ja auf o2 geroamt. Nur bei 5G besteht ein Unterschied. Das ist aber im Privatkundenbereich noch nicht so wichtig für ein paar mehr Jahre.

1&1 muss mehr Kunden generieren für ihr Netz. In der Branche spricht man von mind. 10% fürs Überleben. Dazu müssen sie bisherigen Preise unterbieten und einen Preiskrieg insbesondere mit Telefonica anzetteln. Das wird preislich vielleicht nicht so runtergehen wie in F, ESP oder I, aber Druck auf alle Betreiber auswirken und das ist gut so. Vielleicht sehen wir auch mehr DSL-Substitution (Home Mobile Broadband), andererseits ist 1&1 selbst DSL-Anbieter.

Sie haben ein weiteres kleines Problem. Sie haben erst nur sehr hohe Bänder für 4G und 5G zur Verfügung und werden daher nur in den Städten starten. Dort müssen sie einerseits billiger sein, andererseits aber auch versuchen, viele Kunden in ihr räumlich sehr beschränktes 5G zu ziehen, was momentan von den Geräten noch eher teurer ist. Billigtarif und HighEnd-Gerät passen z. Zt. nicht zusammen, aber können sich in den nächsten Jahren ändern.

Dann brauchen sie unbedingt Lowband (700-900 MHz), um besser indoor zu kommen und in die Fläche. Das nächste freie Lowband steht 2025 zu Verteilung. Ob das versteigert oder sonstwie verteilt wird, wir haben ein weiteres Problem. Die 3 Incumbents werden ihre 10 MHz unbedingt verteidigen wollen, da sie hohe Investitionen in Band 20 (800 MHz) getätigt haben, 1&1 braucht es aber unbedingt, wenn sie mehr als nur ein sehr limitiertes Netz in Innenstädten werden wollen. 2 Betreiber werden danach mit 5 MHz nach Hause gehen, was arg wenig zum Überleben ist.

Der jedoch noch spannendere Termin wird dann 2026 sein. Nehmen wir positiv an, 1&1 haben ihre Stadtnetze laufen und Neukunden aquiriert. Dann wird das o2-Roaming degradiert. 1&1 schreibt in der Presseerklärung: "Ab dem 1. Januar 2026 gelten in bestimmten städtischen Gebieten, die bis dahin vom 5G Netz von 1&1 Drillisch versorgt werden sollen, Beschränkungen beim Zugang zu 4G-National Roaming im Telefónica-Netz, wobei eine Mindestversorgung von bis zu 50 Mbit/s immer sichergestellt ist." Zunächst ist eine "Mindestversorgung von bis zu" sinngemäß ein Widerspruch. Es bedeutet, dass von da an, die Kunden in den Städten ohne o2 sein werden und man zweifeln kann, ob sie es geschafft haben bis dahin eine gleichwertige Infrastruktur hinzustellen, wozu o2 20 Jahre gebraucht hat. In genau definierten Bereichen erfolgt dann Barring, wie mir o2 nochmal bestätigt hat. Das ist sehr heikel, denn bis dahin muss dort die 1&1 Infrastruktur laufen, alle Gespräche über VoLTE oder dann vielleicht 5G. Ab dann unterscheiden sich beide Produkte o2 und 1&1 nicht nur im 5G sondern komplett in den Städten, während auf dem Land alles beim alten bleibt.

Bleibt es nur 1&1 die Daumen zu drücken, dass das klappt.
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[1] Felixkruemel antwortet auf wolfbln
23.05.2021 08:54

einmal geändert am 23.05.2021 08:55
Benutzer wolfbln schrieb:
Dort müssen sie einerseits billiger sein, andererseits aber auch versuchen, viele Kunden in ihr räumlich sehr beschränktes 5G zu ziehen, was momentan von den Geräten noch eher teurer ist. Billigtarif und HighEnd-Gerät passen z. Zt. nicht zusammen, aber können sich in den nächsten Jahren ändern.
Mhmm, aber es gibt dich jetzt schon problemlos 5G-fähige Smartphones für unter 200€?! Wo bitte ist da das Problem? Klar man deckt nicht den (meiner Meinung eh sinnlosen) <150€ Bereich ab, aber ich denke nicht das dort auch viele Geräte verkauft werden.


Dann brauchen sie unbedingt Lowband (700-900 MHz), um besser indoor zu kommen und in die Fläche. Das nächste freie Lowband steht 2025 zu Verteilung. Ob das versteigert oder sonstwie verteilt wird, wir haben ein weiteres Problem. Die 3 Incumbents werden ihre 10 MHz unbedingt verteidigen wollen, da sie hohe Investitionen in Band 20 (800 MHz) getätigt haben, 1&1 braucht es aber unbedingt, wenn sie mehr als nur ein sehr limitiertes Netz in Innenstädten werden wollen. 2 Betreiber werden danach mit 5 MHz nach Hause gehen, was arg wenig zum Überleben ist.

5MHz auf B20 ist Todesgeburt, da damit auch kein CA möglich ist. Wenn das passiert haben beide Anbieter nichts davon, da könnte man sich höchstens einigen, dass statt beide 5MHz B20 lieber einer 10MHz B20 und der andere 10MHz B28 bekommt. Das 5MHz quasi nix taugt außer zur geringen Lückefüllung sieht man ja bei LTE900 im Telekomnetz. Ideal für Indoorabdeckung in Städten wo nur wenig Geräte draufhängen, aber viel zu langsam im ländlichen Bereich, da da mehr los ist.
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[1.1] wolfbln antwortet auf Felixkruemel
23.05.2021 09:10

2x geändert, zuletzt am 23.05.2021 09:11
Benutzer Felixkruemel schrieb:
Benutzer wolfbln schrieb:
Dort müssen sie einerseits billiger sein, andererseits aber auch versuchen, viele Kunden in ihr räumlich sehr beschränktes 5G zu ziehen, was momentan von den Geräten noch eher teurer ist. Billigtarif und HighEnd-Gerät passen z. Zt. nicht zusammen, aber können sich in den nächsten Jahren ändern.
Mhmm, aber es gibt dich jetzt schon problemlos 5G-fähige Smartphones für unter 200€?! Wo bitte ist da das Problem? Klar man deckt nicht den (meiner Meinung eh sinnlosen) <150€ Bereich ab, aber ich denke nicht das dort auch viele Geräte verkauft werden.

Momentan ist es noch ein Problem. Es gibt glaube ich bisher nur ein oder zwei Modelle unter 200€ mit 5G. Ich bin aber bei dir. 5G wird bis dahin zumindest in der Mittelklasse ohne große Aufschläge erhältlich sein. Ob das für die Billighandys auch gelten wird, wird sich zeigen. 1&1 muss sehr billige Verträge verkaufen und dazu passt eher keine neue Hardware oder sehr günstige.

Dann brauchen sie unbedingt Lowband (700-900 MHz), um besser indoor zu kommen und in die Fläche. Das nächste freie Lowband steht 2025 zu Verteilung. Ob das versteigert oder sonstwie verteilt wird, wir haben ein weiteres Problem. Die 3 Incumbents werden ihre 10 MHz unbedingt verteidigen wollen, da sie hohe Investitionen in Band 20 (800 MHz) getätigt haben, 1&1 braucht es aber unbedingt, wenn sie mehr als nur ein sehr limitiertes Netz in Innenstädten werden wollen. 2 Betreiber werden danach mit 5 MHz nach Hause gehen, was arg wenig zum Überleben ist.

5MHz auf B20 ist Todesgeburt, da damit auch kein CA möglich ist. Wenn das passiert haben beide Anbieter nichts davon, da könnte man sich höchstens einigen, dass statt beide 5MHz B20 lieber einer 10MHz B20 und der andere 10MHz B28 bekommt. Das 5MHz quasi nix taugt außer zur geringen Lückefüllung sieht man ja bei LTE900 im Telekomnetz. Ideal für Indoorabdeckung in Städten wo nur wenig Geräte draufhängen, aber viel zu langsam im ländlichen Bereich, da da mehr los ist.

Denke auch, dass man hier irgendwo umverteilen muss. Die bestehenden Anbieter haben ja auch B28 (700 MHz) oder B8 (900 MHz) auf das sie ausweichen müssen. Nur machen das halt nicht alle Antennen so einfach mit und auch der Wechsel kostet.

Der eigentlich wirklich kritische Tag wird der 1.1.26 sein, wenn das o2-Roaming in einigen Städten, wo mutmaßlich die Kunden von 1&1 hauptsächlich sitzen werden, abgeschaltet wird. Wir haben das ansatzweise beim o2/eplus Merger erlebt, als Teile des eplus-Netzes abgeschaltet wurden. Das wird für manche ein böses Erwachen geben, wenn bis dahin dort die 1&1-Infrastruktur nicht "auf Augenhöhe" mit o2 ist und dafür fehlt mir momentan ehrlich gesagt noch die Phantasie.