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Das Problem ist nicht die Zeit, sondern die Deutsche Glasfaser selbst


12.11.2020 08:25 - Gestartet von DL7FOS
Genau genommen könnte ich mich als "Deutscher Glasfaser"-Geschädigter bezeichnen, der sich in unserem Ort das sehr zweifelhafte Marketingkonzept zwangsweise anschauen musste. Wenig kompetente und aggressive Verkäufer, eine Bürgermeisterin wird zur Influencerin abseits jedweder Moral und das Unternehmen verändert die Zahlen der angeblichen Interessierten eher rauf als runter, beispielsweise von 17 auf 40 Prozent in 24 Stunden, zugleich von 41 auf 40 Prozent in einem Ortsteil. Schaut man sich Bewertungen und nicht zuletzt die bundesweite Lokalpresse an, davor hat unsere bürgermeisterin übrigens eindringlich gewarnt, stellt man unzählige Fallstricke fest. Nicht die Technik, sondern die osteuropäischen Billiglöhner sind eines der Probleme, welche manche Dörfer haben zu vorzeitlichen Wüsten motieren lassen, so minimalinversiv ist das Ganze in der Praxis nämlich nicht. Hinzu kommen Falschaussagen der DG, irreführende Werbung und am ende sogar höhere Preise (89 Euro für 1 GBit bei 500 MBitUpstream, 300 MBit/s liegen bei rund 50 Euro ohne Telefonie-Flat).

Ich wurde durch ein Schreiben der Gemeinde informiert, welche mir quasi einen Influencer-Job anbot. Werbung für die Deutsche Glasfaser machen, im Optimalfall Videos auf meinen Kanälen und das bei einer Vermittlungsprovision von 30 Euro je Kunde. Pressetarife oder ähnliches gibt es hingegen nicht, also auch ein weiterer Grund, der für mich gegen die DG spricht. Als Jahrzehntelanger Beobachter der Marktöffnung einschließlich sämtlicher Probleme mit Privatanbietern und nicht zuletzt als Fachjournalist weiß ich, wie man recherchiert. So dauerte es nicht lange, mich dagegen zu entscheiden und der Nutzung meiner personenbezogenen Daten zu widersprechen. Die AGBs, deren damaliger Stand in allen Privattarifen ausdrücklich die gewerbsmäßige Nutzung einschließlich Homeoffice verbot, was man aber beworben hat, war schon ein essenzieller Grund. Da interessiert mich herzlich wenig, was mir die "Drückerkollonne" für Märchen erzählt, bindend sind Verträge anhand der verschriftlichten Bedingungen.

Würde die Deutsche Glasfaser mit Open-Access direkt andere Anbieter dulden, beispielsweise für eine Pauschale von 200 bis 300 Euro für die Verlegearbeiten, wäre nicht nur ich, sondern durchaus mehr Nutzer bei uns bereit für Glasfaser gewesen. So aber wird man mindestens für zwei Jahre in einen widrigen Vertrag gezerrt und dies ohne Garantie, dass überhaupt Open-Access realisierbar ist. Das ist es nämlich nach zwei Jahren nicht immer, wie man liest. Es geht der Deutschen Glasfaser mit seinen Milliardenschweren Investoren primär um Marktanteile von Endkunden, nicht um das Land in die Zukunft zu bringen. In anderen Ländern sind die Kommunen für den Ausbau verantwortlich gewesen, man hat in der Tat Leerrohre verlegt, das hat man hier versäumt. Allerdings demonstriert die Deutsche Glasfaser eindrucksvoll, wie die Privatwirtschaft funktioniert und es generell besser wäre, Infrastruktur und Kundengeschäft hermetisch zu trennen, nur das ermöglicht den echten Wettbewerb. Ich habe mich indes gefragt, was macht wohl unsere Bürgermeisterin, wenn eine Versicherung anbietet, eine komplett neue Schule zum Nulltarif zu errichten unter der Bedingung, dass 60% der Dorfansässigen bereit wären, ihre Versicherung dort abzuschließen, würde man das auch einfach so tolerieren?

Zurück zu den Verträgen, die lohnen sich überhaupt erst ab mindestens 600 MBit/s und dann kann man gleich 1 GBit/s wählen, darunter gibt es absolute Basis-Telefoniefunktionen, deren Aufpreise ungleich höher als bei der Telekom sind. Hinzu kommt die Frage, wie viel Internet braucht man wirklich, Smart Home wird gerne angeführt. Aber was ist das für ein überwachtes Smart Home, welches kontinuierlich, stets und ständig Daten nach Hause schickt? Hinzu kommt die innerhäusliche Infrastruktur, hier fehlt den Beratern auch jedwede Kompetenz zu schauen, ob und was der Kunde tun müsste, um die hohen Bandbreiten überhaupt aktiv nutzen zu können. Ich habe daraufhin auch mal beobachtet, wie die serverseitigen Anbindungen sind, beispielsweise bei Windows-Updates. Bei 175 MBit/s erreiche ich selten mehr als 115 MBit/s und in unserem Haushalt gibt es nicht mehrere Heimkinos oder ein Callcenter mit 10 bis 20 Arbeitsstationen.
In meinem Fall wäre es daher im Gegensatz zu MagentaEINS alleine durch die wegfallenden Zusatzleistungen im Mobilfunk eine deutliche Verschlechterung in allen Bereichen. Hinzu kommt, dass ich ein Privatanbietergeschädigter bin, der schon genug Ärger mit Fehlinformationen der Mitarbeiter*innen und Portierungsprobleme von Büronummern in den letzten 20 Jahren hatte. Wichtiger ist mir Redundanz, Stabilität, Verfügbarkeit und selbst hier punktet die Deutsche Glasfaser nicht, wie man liest.

Besonders spannende Kalauer erzählen die Mitarbeiter*innen gerne wenig technisch versierten Kunden. Die Immobilie würde im Wert deutlich steigen, was man natürlich vertraglich nicht garantiert. Schaue ich mir an, dass das eigenmächtige Verlegen rund 1.000 Euro bei der Deutschen Glasfaser kosten würde, müsste der Wert mindestens um 25.000 Euro steigen, damit sich das wirklich lohnt. Diese Aussage stammt übrigens aus der Zeit, als mangelndes DSL wirklich ein Grund war, dass man ein Haus nicht gekauft hätte. Es reicht also ein Blick in die Immobilienwirtschaft, um diesen Unsinn als solchen zu entlarven, 5G wäre ein zusätzliches Argument. Auch dass die Leitungen stets und ständiges Eigentum der Deutschen Glasfaser sind und diese sich sogar vorbehält, sie nach Ablauf der Vertragsnutzung wieder rausreißen zu lassen, sich zudem ein uneingeschränktes auch nachhaltiges Zutrittsrecht zum Grundstück erbittet, wird verschwiegen. Man schließt Verträge ab und weist Mieter nicht mal ausdrücklich darauf hin, dass eine Unterschrift erst Sinn macht, wenn das Einverständnis des Eigentümers vorliegt. Liegt es nicht vor, beharrt die Deutsche Glasfaser nach Berichten auf die Erfüllung, denn man setzt in den AGBs voraus, dass der Kunde dies im Vorfeld abgeklärt hat. Nicht wirklich seriös, dass man dort geltendes Recht nicht so genau nimmt, zieht sich durch viele Bewertungen.

Klar muss man kritisch bleiben, denn positive Rezensionen gibt es deutlich weniger. Wenn ich mir aber manche Fotos von Bloggern anschaue und Berichte derer, welche ihr Netz über Monate/Jahre nicht nutzen konnten, ist für mich klar, dieses Unternehmen wird mich nicht gewinnen. Leider ist man aber festgelegt und die Kommunen räumen ihnen zeitweilige Monopolstellungen ein, wobei ich die Rechtslage nicht kenne. Ich kann nur jedem eindringlich empfehlen, dreimal hinzuschauen und sich ganz genau und mehrmals die AGBs der Deutschen Glasfaser intensiv anzuschauen. Auch ein Vergleich lohnt sich, beispielsweise mit Nordischnet aus Kiel, die sich mit Abstand deutlich kundenfreundlicher zeigen, vor Allem im Bezug auf die gewerbsmäßige Nutzung in Privattarifen. Ich bin außerdem davon überzeugt, dass wir ohne die Deutsche Glasfaser nicht abgehängt werden. Es war die letzten 30 Jahre immer so, dass alle zehn Jahre das Internet merklich schneller wurde (1989: 300b, 1993: 28k, 1995: 56k, 1997: 64/128k, 1999: 768k, 2003: 3m, 2005: 6m, 2009: 16m, 2013: 25m, 2018: 100m, 2020: 175m), aber die benötigte Bandbreite steigt nicht mehr linear zur verfügbaren. Hier setzt die Deutsche Glasfaser an und "lügt den Kunden die Taschen voll", so dass sich die Fiberleitungen biegen. Da muss man sich schon entscheiden, ob nichts ohne die Deutsche Glasfaser geht oder ob nicht ein Gesetz auch die Deutsche Telekom und andere dazu drängen würde, Fiberleitungen zu verlegen. Ob das dann FTTH, FTTB oder Richtfunkstrecken vom Verteilerkasten sein werden, wird sich zeigen und dann sieht man, ob die Glasfaser wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Ganz davon ab, dass bei nur 40 cm unter der Erde die Leitungen starken Vibrationen besonders an vielbefahrenen Straßen ausgesetzt sind, so dass die Übergangspunkte sehr akkurat und professionell installiert werden müssen, wovon bei den kursierenden Fotos nicht auszugehen ist.