Auch ein ein freundliches Hallo!
Wie gesagt, ich wollte den Artikel nicht kritisieren, falls es doch so aufgefasst wurde.
Ich will auf etwas ganz anderes hinaus, was zwar auch den Artikel betrifft, aber eine andere Grundlage beleuchtet!
Benutzer Kuch schrieb:
Daten werden insbesondere aus folgenden Gründen erhoben und gespeichert:
1. weil es gesetzlich vorgeschrieben ist (Datenerfassung für Kundenverhältnisse, Vorratsdatenspeicherung, Prepaid-SIM-Registrierung...)
Das sind in meinen Augen notwendige Daten, die auch schon vorher erhoben wurden (vor der Digitalisierung).
Zum Beispiel wurden auch schon früher die Namen und Anschriften von PKW-Besitzern erfasst. Hier handelt es sich nicht um das "Datengold".
Auch der Uhrmacher hat sich aufgeschrieben, oder im Kopf gemerkt, welche Uhr er wem verkauft hat und ob das ein guter Kunde ist, der regelmäßig seine Uhren zur Wartung bringt....
2. weil sich der Sammelnde selbst dafür interessiert, z. B. zur Weiterentwicklung seiner Dienste ("Personalisierung"...).
Okay. Das gab es auch schon früher. Der Supermarkt musste auch die Daten (analog) erfassen, damit er weiß, wie viele Einkaufswagen er zu Verfügung stellen muss, welche Waren häufiger nachbestellt werden müssen, wie viele Kassen zu welchen Zeiten besetzt werden müssen, etc.
Auch das ist nicht das Datengold sondern für den Betrieb erforderlich.
Auch vor 200 Jahren musste der Hufschmied wissen, wie viele Pferde es gibt und wie viele davon zum Reiten genutzt werden oder auch dem Acker arbeiten.
3. weil sich die Daten in Klartext oder anonymisert verkaufen lassen
Jetzt wird es interessant. Auf diese Daten bezieht sich mein Beitrag. Und nur auf diese Daten! (!!!)
Viele Nutzer denken nur: "Daten sind das, was ich im Internet über mich angebe und alles, was ich in Foren und sozialen Medien poste".
Zu diesen Nutzern zähle ich mich nicht!
Das ist aber nur ein kleiner Teil der Daten. Viel interessanter sind zum Beispiel die Bewegungsdaten, die die Mobilfunk-Netzbetreiber erheben, anonymisiert speichern und weiterverkaufen.
Richtig. Und darauf bezieht sich meine Frage, hier liegen meine Zweifel begründet.
Sind diese vergoldeten Daten wirklich real oder existieren sie nur in den feuchten Träumen der Industriellen und BWLer?
Was hat der Hersteller von Hundefutter davon, wenn er erfährt, dass ich im Geschäft XXX 10 Minuten vor dem Regal mit Hundefutter gestanden habe? Mal angenommen, er erfährt davon durch die kostbaren Bewegungsdaten meines Telefonproviders.
Vielleicht habe ich dort nur den Beipackzettel von einem Produkt aus einem ganz anderen Regal gelesen oder mich mit einem Kunden unterhalten.
Kann er daraus schließen, dass ich mich für Hundefutter interessiere?
Ich meine, gibt es eine Aufstellung, welchen Nutzen der Verkauf von den ach so wichtigen Daten wirklich den Käufern(!!!) der Daten gebracht hat?
[Beispiellinks zu Datenverkäufen durch Telefonika/O2]
Telefonika hat also Daten verkauft. Nehmen wir das einfach mal als gegeben, ohne Wertung.
Was hat das den Käufern der Daten gebracht?
Hier liegt das Problem, das ich meine. Welchen Nutzen haben die Käufer wirklich.
Ich bleibe dabei: Gar keinen!
Sie haben Datenmüll gekauft und wollten Gold.
Und auch bei den sozialen Netzwerken sind gar nicht nur die eingegebenen Account-Daten und die Inhalte der Postings interessant, sondern wer hat sich wann eingeloggt und ist wie lange geblieben, welche Themen werden gelesen, welches Gerät und welcher Browser werden genutzt, welche Themen werden geliked usw.
Okay, aber von welchem Nutzen ist dieses Wissen.
Hier sind wir doch wieder bei meinen Beispielen oben.
Was nützt es den Medikamentenherstellern wenn sie wissen, dass ich Freitags 16:25Uhr zuerst über Google, dann über Bing nach Hämorrhoidensalbe gesucht habe.
Was haben sie davon zu wissen, dass ich für die Suche den Firefox unter Linux genutzt habe?
Auch habe ich schon öfter irgendwelche Themen geliked, weil mir das Thema (und vor allem die Formulierung eines Artikels oder Kommentars (!!!!)) gefallen hat.
10 Minuten später hatte ich kein Interessen mehr an diesem Thema.
Vielmehr: Ich habe die Darstellung des Themas, vielleicht den enthaltenen Humor in den Kommentaren o.ä. "geliked", obwohl mich das Thema selbst nicht von den Socken haut/mich eigentlich gar nicht interessiert.
Wenn ein Werbetreibender für dieses Wissen Millionen ausgibt, bitte schön. Soll er. Aber es ist und bleibt Blödsinn.
Nur weil heute etwas "im Internet" diskutiert wird, muss es morgen doch nicht mehr von Interesse sein.
Für den Datenverkäufer ist es ein schöner Gewinn (Gold), der Werbende hat aber sinnloses Wissen (Müll) gekauft.
Eine der krassesten Auswirkungen dieser Datensammlung und -Auswertung ist, dass in der Facebook-Timeline oft nur noch das angezeigt wird, für das man sich interessiert. Populisten und Radikale (egal ob von rechts oder links) bekommen deswegen oft nur noch Postings aus ihrem eigenen Umfeld angezeigt.
Das ist schön für die Populisten.
Für uns auch, somit bleiben diese unter sich.
Aber wo ist das Gold, der Gewinn, der unverzichtbare Wert der ach so hoch gehypten Daten?
Man spricht dann von einer regelrechten Filterblase, in der die Leute leben, wenn sie nicht zusätzlich noch unabhängige Medien lesen. Mit einer pluralistischen Gesellschaft hat das nicht mehr viel zu tun.
Das stimmt.
Aber ich denke, der Hype um das Datengold ist ebenso nur eine Blase, die irgendwann platzen wird.
Und wie gesagt: Werbetreibende interessieren sich sehr für solche Daten, was ja auch aus unseren Berichten zu den Telefónica-Bewegungsdaten hervorgeht.
Sie werden sich so lange für diese Datenblase interessieren, bis sie merken, dass die Blase nichts als heiße Luft enthält und sie für Millionen und Abermillionen nur Müll gekauft haben.
Und dann kommt wieder der Schock. Das hätte niemand gedacht.
Letztendlich haben wir diese Blase mitsamt der Werbung bezahlt. Und das nicht mit "Datengold" sondern mit realen Euro und Dollar, je nachdem, was man so hat.
Nochmals: Ja, man soll mit seinen Daten sparsam umgehen, ja, man soll überlegen was man wem gibt. Und ja, man soll gute Passwörter benutzen und seine Daten in der "Cloud" verschlüsseln.
Alles Ja und richtig.
Aber man darf auch nicht alles glauben, auch wenn sich der Hype noch so schön liest.
Damit meine ich nicht nur den "kleinen Kunden", welche die Daten liefern, sondern auch die "großen Kunden" die die Daten kaufen.
Das Datengold ist eine Blase.
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Darum war oben mein Hinweis auf eine Doktorarbeit.
Ob jemals jemand erforschen kann, welchen realen(!) Wert die gesammelten Daten haben? Und wenn ja, ob dieses Forschungsergebnis nicht lieber in einer Schublade unveröffentlicht verschwinden würde.....