Benutzer hrgajek schrieb:
Hallo,
Unity Media und Vodafone Kabel Deutschland wäre die "Wiedervereinigung" des ehemaligen Deutsche Bundespost Kabelnetzes...
Ja, im Wesentlichen wäre es das wohl. Tele Columbus würde aber trotzdem noch fehlen zur "vollständigen Restitution". Und im Gegensatz zu damals fällt es in der Gesamtschau schwer, allein in dieser Konstellation ein ernsthaftes Problem zu sehen. Es wurde damals - und wir reden hier von Januar 1999, wenn ich es richtiger erinnere - vor allem mit der Hoffnung (unter erheblichen Druck der EU-Kommission) zerschlagen, dass die Nachfragemacht im Bereich des linearen TV aufgebrochen wird. Breitband spielte noch überhaupt keine Rolle.
Das wurde doch damals aus kartellrechtlichen Gründen bewusst zerlegt.
Lucky unten hat bereits ausgeführt, warum sich die grundlegende Situation und Betrachtungsweise seitdem Massiv geändert hat. Fernsehen über Kabel steht in knallhartem Wettbewerb mit Satelit, DVB-T2 und IPTV (inklusive weiteres Streaming und Diensten wie YouTube) etc. Gleichzeitig schindet die Bedeutung des linearen TV. Die damalige Betrachtungsgrundlage ist weggebrochen.
Wird das jetzt durchgewunken? Mit welchen Auflagen?
Warum sollte es nicht (mehr) durchgewunken werden? Die zentrale Rolle liegt heute auf der Breitbandversorgung. Die Vectoringentscheidung wurde auch doch auch fast blind und ohne signifikante Änderungen durchgewunken, obwohl die Auswirkung auf den Gesamtmarkt hier sogar noch viel größer ist. Mit dieser Entscheidung hat man determiniert, dass Breitbandausbau mit einer Technik und Infrastruktur nur noch über Glasfaserausbau oder Kabelnetz laufen kann. Selbst wenn Vodafone Unitymedia übernimmt, ist die Bedeutung für den Breitbandmarkt insgesamt und auch für den Bereich selbst (dank exklusivem Nutzungsrecht des Betreibers) nicht wirklich groß. Kabelnetzbetreiber haben nur in den seltensten Fälle miteinander konkurriert. Das was es mal an lokalen Konkurrenzscharmützeln gab ist spätestens seit den letzten beiden Übernahmen von Tele Columbus (Primacom Pepcom) Geschichte. Es gibt nur noch 3 nennenswerte Flächennetzbetreiber und Regio-KNB. Kabel BW existiert nicht mehr und die Deutsche Telekabel auch nicht.
Auflagen? Für die sehe ich keine Notwendigkeit mehr. Zumindest nicht für harte wie die Netzöffnung für Dritte. Eine Free-TV-Verpflichtung bei Privatprogrammen für einen definierten Standard höher als das lächerliche SD-Signal kann allerdings sinnvoll sein und die Marktmacht im TV-Bereich bremsen.
Unitymedia verkauft derzeit noch o2 Mobilfunk-Anschlüsse. Würden diese Kunden im Falle einer Fusion dann zu Vodafone (D2) "portiert" ?
Mit absoluter Sicherheit. Aber Anzahl der UM-Mobilfunkanschlüsse über o2 sind doch absolute Peanuts. UM bzw Liberty global insgesamt ist kein ernstzunehmender Mobilfunkanbieter.
Kann die BNetzA dann das neue Kabel-"Gesamtdeutschland" (Unity +Vodafone) dazu "verdonnern", die letzte Meile über TV-Kabel zu regulierten Preisen auch an andere TK-Anbieter (z.B. Telekom) zu vermieten?
Könnte Sie. In dem Fall wird aber wohl nicht die BNetzA das letzte Wort haben sondern die EU-Kommission. Ich glaube weniger an eine Übernahme von UM als einzelne Landesgesellschaft, sondern viel mehr an den ganz großen Deal zwischen Vodafone und Liberty Global, bei dem sich das gesamte Geschäft von Liberty in Vodafone einreihen wird. Das ist das was man auch in Brüssel will. Einen großen paneuropäischen Kabelnetzbetreiber und Mobilfunkanbieter schaffen, der die Konkurrenten (die schön national gegliedert ihr Geschäft betrieben und als unendliche Platzhirsche nur die nationale Konkurrenz klein halten müssen) mal kräftig aufmischt und zu anorganischem, paneuropäischem Wachstum anregt. Mit so einem Manöver kann dies gelingen. Natürlich kommt dem deutschen Markt dabei eine besondere Bedeutung zu. Hier tummeln sich nämlich gleich drei der europäischen Platzhirsche, die dann in ihrem wichtigsten Markt und sogar gesamteuropäische massiv herausgefordert wären. Telekom und Telefonica müssten endlich das sichere Schneckenhaus verlassen.
Ok, die Fusion E-Plus und o2 haben viele auch nicht für möglich gehalten, von daher... schau mer mal :-)
Ich hielt sie für möglich. Und sinnvoll. Die bisherige Resultate der Fusion finde ich gut. Darum bin nach Jahren aus dem Vodafone-Netz weg.
Der Zusammenschluss von Vodafone und Liberty ist genauso möglich. Und sinnvoll. Wenn in voraussichtlich 5 Jahren mein ISDN-Anschluss abgeklemmt wird, dann hätte ich gerne a) sehr schnelles Breitband b) ohne Telekom-Technik c) ohne Unitymediakunde werden zu müssen.