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Glattes Ungenügend für Schulministerien


11.05.2017 09:01 - Gestartet von DL7FOS
Als ich zur Schule ging war die Welt noch halbwegs in Ordnung. Knapp über 20 Jahre ist es her, als ich mein Abitur machte und schon damals schüttelte ich als Schüler den Kopf, welchen Nonsens sich manche Entscheider ausddachten. Es sollte noch schlimmer kommen: Turbo-Abi, schleppender Kampf gegen Mobbing, dreckige Schulklos und schlechte Pisa-Studien. Mit Statistiken versuchte man oft, die Ergebnisse schönzurechnen. Doch ist das Volk nicht so dumm, wie man es gerne hätte.

Dass man WhatsApp und Facebook im Schulalltag einsetzt ist aus meiner Sicht ein No Go, auch Smartphones gehören meines Erachtens nach nicht ungeschützt in Kinderhände. Doch denken offenbar zu wenig Eltern über die Konsequenzen nach oder haben nicht genügend Rückgrad dem Kind klar zu machen, dass nicht jede Technik jeder haben muss. Die Lehrer machen es sich somit einfach, eben ein Teufelskreis. Ich kenne ein Mädchen, dass sich bis 16 geweigert hat, WhatsApp und auch Facebook zu nutzen, obwohl der Lehrer diese Kommunikationsform verwenden wollte.

Das Problem liegt aber weder an WhatsApp, noch an den Lehrern. Es liegt daran, dass man über Jahre Trotz Erfahrungen mit SchülerVZ und Co. verpennt hat, ein geschlossenes Alternativsystem für Schulen einzuführen und Richtlinien festzuschreiben, welche Kriterien für die sichere Online-Kommunikation zwischen Schülern, Lehrern und Eltern erforderlich sind. Das ist ein typisch deutsches Problem, weshalb uns die Welt im IT-Bereich immer mehr abhängt. Das ist auch kein Wunder, wenn dies bereits in der Schulzeit passiert. Für mich ist es komisch, dass man sich die Frage stellen muss, ob man WhatsApp an Schulen überhaupt nutzen soll. Wir wissen, dass Facebook ein US-Unternehmen ist und dass sich Neunutzer nicht mehr davor schützen können, ihre Daten mit Facebook abzugleichen. Ein Nutzungszwang durch einen Lehrer bedeutet also, dass man Kindern die Entscheidung unverantwortlich abnimmt, Daten mit Großkonzernen zu teilen. Das darf nicht sein, so bequem das Ganze auch ist.

Es ist also auch wichtig, das Ganze zukunftsorientiert zu betrachten. Heute ist Facebook für viele Menschen Alltag, das kann aber in 20 Jahren anders sein. Wenn heute ein Kind mit 12 Jahren gezwungen wird, die Kommunikation über WhatsApp durchzuführen, wäre es lückenlos im mittleren Lebensalter komplett analysierbar. Studien haben vor Jahren schon gezeigt, wie viele Informationen selbst ein wenig ausgefülltes Profil über den Nutzer liefert, zumal ja auch alles außerhalb der Netzwerke mit protokolliert wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Kinder diese Netze verwenden müssen und persönliche Bildungsinformationen ungefiltert unser Land verlassen. Immerhin wird die Privatsphäre von Facebook sehr doppelzüngig gesehen, man gaukelt dem Individualnutzer eine gewisse Vertrautheit vor. Man verschweigt aber, dass das keinesfalls für den Betreiber gilt, der Zugriff auf al diese Daten hat und diese sogar laut den Nutzungsbedingungen an Dritte veräußern darf. Solche Konzerne unterliegen allerhöchstens Gesetzen, die besonders in den USA aus perspektivischer Sicht unzureichend sind.
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[1] eu58 antwortet auf DL7FOS
12.05.2017 17:02
Ich kann da voll zustimmen. Eine sehr überzeugende und fundierte Darstellung des Sachverhalts.

WhatsApp habe ich schon seit einigen Jahren von meinem Smartphone entfernt.

Benutzer DL7FOS schrieb:


Dass man WhatsApp und Facebook im Schulalltag einsetzt ist aus meiner Sicht ein No Go, auch Smartphones gehören meines
Erachtens nach nicht ungeschützt in Kinderhände. [...]
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[1.1] DL7FOS antwortet auf eu58
12.05.2017 17:17
Benutzer eu58 schrieb:
Ich kann da voll zustimmen. Eine sehr überzeugende und fundierte Darstellung des Sachverhalts.

Danke für das Feedback! Wobei WhatsApp hier irgendwo nur die Spitze des Eisbergs ist.

WhatsApp habe ich schon seit einigen Jahren von meinem Smartphone entfernt.

Ich hatte ein Jahr auf WhatsApp verzichtet, aber letztendlich führte der Weg nicht drum herum. Das liegt aber auch an demokratischen Gründen. Schlussendlich bin ich froh, dass ich vor der AGB-Änderung zu WhatsApp zurück bin, so konnte ich der Verknüpfung zu Facebook im Gegensatz zu allen Neunutzern noch widersprechen.

Mich erinnert das Ganze an eine Zeit Ende der 90er Jahre, als es einen kleinen Aufstand gegen die Nutzung von Windows und Office in Schulen gab, da man hier eine gewisse Monothematik befürchtete. Linux war angesagt, Schüler sollten darauf entwickeln und systemunabhängig die Grundlagen erlernen. Da wirkt es fast wie ein geistiger Rückschritt der Verantwortlichen, der Einfachheit halber alle Grundsätze der Informationstechnik über Bord zu werfen. Wozu gibt es Proejkte, wie Jugend forscht? Ein Auftrag, ein bundesweit einheitliches und sicheres Kommunikationssystem für Schulen und Unis zu schaffen, erfordert sicher keine geistige Hochleistung.