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Die Telekom ist mehr statisch und rückschrittlich als innovativ


26.01.2017 11:04 - Gestartet von DL7FOS
Ich nutze die Gelegenheit, meine Beobachtungen aus 30 Jahren Telekom-Kundschaft zusammen zu fassen. So gab es eine Zeit, als dass die Telekom sowohl mit Angeboten, als auch mit der Hardware alternativlos war. Allerdings war dies auch vor der Netzöffnung der Fall. Die Telefone der Telekom waren solide, der Service problemlos, ein Sofort-Austausch eines defekten Endgerätes kein Problem. Zudem waren auch die Mitarbeiter im Service-Bereich geschult und wussten, was sie verkaufen. Eine Anschaltung erfolgte unter ausgiebiger Leitungsprüfung, den Telefon-Support konnte man schnell erreichen und erhielt auch einen Rückruf desselben Mitarbeiters. Heute darf man sich mit schriftlichen Bestätigungen begnügen, bei der Anschaltung muss man nicht mehr vor Ort sein und wer keinen Einrichtungs-Service bemüht darf sich mit der unzureichenden Dokumentation auseinandersetzen. Dass die Hardware alles andere als hochwertig ist, Ausnahme die Digitalisierungsboxen für Geschäftskunden, ist hinlänglich bekannt.

Es folgte dann T-Mobile, selbe Qualität in Grün, damals noch mit eigenen T-Mobile Handys, wie beispielsweise ein auf Telekom gebrandetes Siemens S4. Dann kam die Netzöffnung, die T-Online-Flatrate zu 80 Euro, die man bundesweit nutzen konnte, wurde durch DSL abgelöst und die ersten Modems sahen aus wie von der Industrie-Resterampe. Schöne Pakete, wie ISDN Mobil und Active Mobile gab es nur zeitweilig, IP-Telefonie wurde mit 032-Nummern angeboten, war im Kosten-Nutzen-Verhältnis aber nicht attraktiv. Dann aber kam 1&1 mit besseren Angeboten, die Telekom wurde zusehens unattraktiv und bot auch weniger Leistung fürs Geld. Allerdings wehrte die Qualität der anderen nicht lange, bei Vodafone verbrachte ich über 30 Minuten in der Warteschleife, bei 1&1 herrschten babylonische Tarifverhältnisse und letztendlich waren eh alle auf die Telekom angewiesen, die natürlich für 1&1-Kunden nicht ansprechbar waren. Archor gab es dann auch noch, die ISDN wiederverkauften und die starken Discounter wurden zusehens attraktiver.

Heute sehe ich in der Telekom einen Konzern, der marketingstrategisch neueste Technologien in der Außenwirkung präsentiert und dem Kunden suggeriert, beim modernsten Netzbetreiber zu sein. Dabei wird dann nicht erwähnt, dass erst seit Kurzem überhaupt die Kunden maximale LTE-Geschwindigkeit überhaupt nutzen dürfen und ohnehin in bezahlbaren Tarifen nur 1 GB maximales Datenvolumen erhalten. So stellt sich keiner auf den Messen und und präsentiert, wie viele YouTube-Videos man eigentlich für dieses Volumen in HD anschauen kann. Ebenso erinnere ich an die Zeit der Drosselung mit Ausnahme von Entertain, von der die Telekom dann aber wenigstens hier Abstand nahm, damals nannte man sie liebevoll Drosselcom. Auch mit der Ergonomie ist es noch ein weiter Schritt, dass man dem Endkunden überhaupt ein benutzbares Portfolio anbietet. Die Omi, die einfach nur telefonieren will, kann dies mit dem Aldi-Schnäppchen deutlich einfacher als mit einem Laufzeitvertrag bei der Telekom einschließlich Hardware-Installation. Dafür gibt es natürlich die Service-Dienste, die aber auch von unterbezahlten und chronisch überlasteten Unterfirmen realisiert werden, die noch dazu durch tägliche Mails mit hunderttausend Seiten, was man alles zu beachten habe, in ihrer Arbeitsweise blockiert werden. Ich kenne einen Telekom-Techniker und hatte des Öfteren eines derer soliden ToughBooks auf dem Tisch, ich konnte nur kopfschütteln. Fortschritt sieht jedenfalls anders aus. Dass hier keine effiziente Arbeitsweise möglich sein kann liegt auf der Hand.

Und dann stellen sich immer die zeitweiligen Geschäftsführer vor die Presse und lobpreisen ihre künftigen Innovationen, dabei wäre es wirklich innovativ, wenn man die aktuelle Kernkompetenz dem Standard-User zugänglich machen würde. Im Schnitt ist Deutschland, was schnelles Internet angeht, im weltweiten Vergleich über Platz 20, dabei sind die meisten Festnetzkunden bei der Telekom. Auch ich kann nicht mehr als VDSL25 bekommen, warum eigentlich?

Aber es geht weiter, im Dezember verschenkte man großzügig 5 GB mobiles Datenvolumen, die aber natürlich auch auf 30 Tage begrenzt waren und auch das marode Registrierungsverfahren, was erst nach Wochen überhaupt funktionierte, spricht nicht für ein innovatives Unternehmen. Im Ergebnis bleibt, daher, dass die Telekom für mich vom Regen in die Traufe ist, meine professionellen Internet-Anwendungen laufen jedenfalls bei einem flexibleren und vor Allem moderneren Anbieter. Für die Grundversorgung ist sie allerdings das kleinere Übel, alternativlos, weil die anderen oft noch schlimmer sind oder eben nicht bundesweit operieren. Zugegeben wurde die Telekom auch stets von der BNetzA zu Gunsten des Wettbewerbs viel zu lange selbst gedrosselt, das hat ihr sicherlich auch geschadet. Aber in den Bereichen Custom Relation, Ergonomie und vor Allem mit einer übersichtlichen und barrierefreien Internet-Seite hätte man schon mal ein gutes Stück voran kommen können. Stattdessen vermarktet man überschwänglich Anfang letzten Jahres das Puls-Tablet, das ebenso schnell nach Abverkauf wieder von der Webseite verschwand und heute mit Android 5.0.1 läuft, kein WLAN-AC unterstützt, keine 64-Bit-Architektur bietet und selbst die Telekom-eigenen Apps nicht mal flüssig laufen. Mein Magenta Zuhause-Tarif wird in der App nicht angezeigt, ich habe einen Geschäftskundenvertrag. Inzwischen 10 Anrufe bei der Hotline brachten mindestens fünf Lösungsansätze, von denen keiner fruchtete: "Das habe ich ja noch nie gehört, müsste eigentlich gehen", naja... Vielleicht liest Herr Van DAme ja mal das Forum und ist schlau genug, das Ruder kräftig rumzureißen. Zu Gunsten aller deutschen Kunden, die seinen Kosten mit den vielen Gebüren absichern. Das sind die Kunden von heute, die morgen gerne das gestrige Netz uneingeschränkt nutzen würden,wenn sie nur könnten.