Benutzer wolfbln schrieb:
Es ist Weihnachten, also seid fair zu den Telkos, sie sind es nicht zu uns.
Weihnachten ist vorbei...
Im EU-Roaming kosten 1 GB Daten 238 Euro (s. Artikel), im den einzelnen EU-Ländern im Paket so etwa 5-15 Euro. Natürlich ist das Abzocke!
Völlig unbstrittig.
Leider ist die so schamlos, dass dadurch die teilweise vernünftigen Argumente der Telkos in den Hintergrund geraden:
- die Mobilfunkmärkte sind weiterhin national organisiert
- Preise für Lizensen usw. werden national festgelegt und sind höchst unterschiedlich
Nein, das ist beides kein Argument, denn die Roamingverordnungen und auch das Abschaffung des Roamingentgelts werden erst zu einer weitgehend europäischen Mobilfunkmarktkohärenz führen. Bleibt statdessen alles beim Status Quo, so wird es NIEMALS einen einheitlichen Mobilfunkmarkt geben. Warum auch? Die Zersplitterung liegt voll im Sinne der großen Konzerne. Die unterschiedlichen Lizentkosten sind kein Problem. Das Zauberwort heißt Mischkalkulation. Egal ob für Große oder Kleine, die nationalen Unterschiede sind kein Problem. Das waren sie in der Vergangenheit doch auch nicht.
Schon daran lässt sich doch ablesen, dass das nicht hinhauen wird, mit der gänzlichen Abschaffung des Datenroamings. Vielleicht ist es auch nicht wünschenswert, da dann wohl nur noch 4 große Oligopolisten (Vodafone, Telefonica, Orange und Telekom) übrig bleiben werden, die intern. Roaming anbieten würden, da sie oben genannte Play-Lösung nicht zulassen werden.
Genau das ist inzwischen ein wichtiges Nebenziel der aktuellen EU-Politik. Man möchte große europäische TK-Player schaffen. Die Vier die du genannt hast, werden auch jedes Regulierungsregime der Kommission völlig mühelos überleben. Die Abschaffung der Roaminggebühren würde schon im Vorfeld schlagartig dazu führen, das zahlreiche Roamingabkommen zwischen den Großen zum nächstmöglichen Zeitpunkt abgekündigt und regionale Anbieter übernommen werden (also überall dort, wo man selbst nicht verteten ist). Auch europaweite Preisanpassungen wären die Folge. Die kleinen, nur einzel oder ggf. binationalen Anbieter können sich aber über gegenseitiges Roaming-Pooling hinwegretten und die Großen umgehen. Überhaupt kann ja Roaming weiterhin stattfinden, nur darf es dem Kunden nicht mehr in Rechnung gestellt werden.
Jetzt verrate ich aber mal ein kleines Geheimnis: Für uns Deutsche wäre das alles in jedem Fall ein klares Win-Win. Wir haben mitunter die höchsten in € dotierten Mobilfunkpreise europaweit. Bei uns kann es nicht mehr teurer werden als es ohnehin schon ist. Für die anderen mit Niedrigpreisen wird es höchstwahrscheinlich teurer. Und noch einen Vorteil haben wir. Drei der europäischen "Big Four" sitzen bei uns fest im Sattel. Kaum ein Deutscher Kunde wird sich sorgen machen müssen, im Ausland nicht beim eigenen Konzern telefonieren zu können. Wir haben das Oligopol schon. Vielleicht würde sich bei entsprechender Regulierung ja doch noch Orange (falls sie sich nicht der Telekom ergeben) auf den Deutschen Markt begeben, denn ohne Roamingfähigkeiten sieht es finster aus.
Drum haben die Telkos schon Argumente. Dennoch sollten sie runter gehen und intern. Roaming in der EU und außerhalb zu einem überschaubaren Aufpreis anbieten.
Nein. Inakzeptabel. Wenn ich als Kunde die unterschiedliche Preisgestaltung auf den nationalen Teilmärkten akzeptieren soll, dann darf man mir wenigstens anbieterintern nichts mehr berechnen, wenn ich mich kurzfristig (bis 1 Monat am Stück) im EU-Ausland Aufhhalte. Das mehr als sporadisch in Anspruch genomme Auslandsroaming lässt überdies aktiv unterbinden. Wenn die Telekom nicht will, dass ich mir z. B. in Österreich billig Telekomtarife kaufe und hierzulande dauerhaft einsetze, dann muss die Landesgesellschaft eben angewiesen werden, die SIM bei zu langer Auslandsnutzung einfach abzuschalten und ggf. die Rufnummer wegen missbräuchlicher Verwendung (Rechtsgrundlage ist die ohnehin nur nationale Zuteilung für Inländer) einzuziehen. Es gibt so viele Möglichkeiten um Missbrauch zu verhindern. Bei Vertragstarifen sowieso. Und bei Prepaid muss man ohnehin die ernsthafte Frage stellen, warum Roaming überhaupt stattfinden sollte...
Fernwahn hat es konstruktiv auf den Punkt gebracht:
Man könnte doch gern Geld nehmen, wenn z.B. ein "Vodafone" Kunde sich im Ausland bei "O2" einbucht, dieser Kunde sollte aber extra-entgeltfrei im eigenen Netzberteiber Netz telefonieren und Daten übertragen können.